• 21.03.2013 17:32

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

McLaren: Gebrauchtwagen als realistische Option?

Bei McLaren lässt man nichts unversucht, um dem neuen MP4-28 endlich Beine zu machen: Gedanken an Einsatz des 2012er-Autos völlig absurd?

(Motorsport-Total.com) - McLaren ist in Melbourne recht unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Ausgerechnet jenes Team, das die Vorsaison mit dem schnellsten Auto beendet hatte und nach der ersten Testwoche in Jerez als Favorit gehandelt worden war, ist nicht nicht einmal ansatzweise bei der Musik. Jenson Button ergatterte beim Auftakt in Australien mit Mühe und Not zwei Zähler, sein neuer Teamkollege Sergio Perez ging leer aus. Der neue MP4-28 läuft alles andere als rund.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Romain Grosjean

Jenson Button konnte Romain Grosjean in Melbourne knapp hinter sich halten Zoom

"Es gibt viele Dinge, an denen wir arbeiten müssen. Die Fahrbarkeit war in Melbourne eines der Hauptprobleme", sagt Button rückblickend. Außerdem könne man sich über mangelnden Abtrieb "immer beschweren". Dies gelte allerdings auch, wenn man das schnellste Auto im Feld habe. "Ich glaube nicht, dass wir an diesem Wochenende den Grand Prix gewinnen können. Das Auto wird nicht plötzlich gut. Aber ich spüre, dass wir einen Schritt nach vorne machen können", so der Ex-Weltmeister.

McLaren zieht das Entwicklungstempo schon in der Frühphase der Saison erheblich an. "Wir haben ein paar Modifikationen am Auto. Es handelt sich um Experimentalteile", erklärt McLaren-Sportdirektor Sam Michael. Man wird den MP4-28 am Freitag mit Updates ausrüsten, die noch gar nicht für einen Einsatz am Grand-Prix-Wochenende geplant waren. Das Team aus Woking hat die Schwachstellen offenbar identifiziert und gibt auf der Suche nach entsprechenden Lösungen Vollgas.

Brandneue Teile für Malaysia-Experiment

"Wir werden am Malaysia-Wochenende auf jeden Fall ein paar spezielle Tests machen, und es ist uns gelungen, an den vergangenen Tagen etwas Arbeit zu verrichten", erklärt Michel. Man habe vor allem am Melbourne-Wochenende wichtige Erkenntnisse und Daten gewonnen. "Würden wir dort nun noch einmal fahren, dann würden wir besser abschneiden", ist sich Michael sicher. "Es geht um Entwicklung - so gut es geht, so schnell es geht. Ich weiß, dass wir darin gut sind", meint Button.

Formel-1-Fachleute schauen mit großem Interesse auf die nun folgenden Schritte aus Woking. "McLaren wäre nicht McLaren, wenn sie aus diesem Tief nicht hinaus kämen. Ich habe keinen Zweifel, dass sie bald wieder vorne dabei sein werden", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Ex-Grand-Prix-Pilot Mika Salo stimmt gegenüber 'MTV3' zu: "Wir werden beim nächsten Rennen Fortschritte sehen. Mit deren Ressourcen kann man schnell aufholen. Nach schlechtem Start werden sie bald besser und Rennen gewinnen."


Fotos: Großer Preis von Malaysia, Pre-Events


Nach dem miesen Start ins neue Formel-1-Jahr kamen schnell Gerüchte auf, dass McLaren womöglich bald zum alten MP4-27 zurückwechseln könnte. Neuzugang Perez heizte diese Spekulationen am Donnerstag weiter an. "Wenn wir mit dem alten Auto schneller sein sollten, dann könnte das eine Option sein", so der Mexikaner, der allerdings mit dieser Ansicht bisher allein dasteht. "Wir legen all unsere Energien in das aktuelle Auto", sagt Sam Michael.

Button will sich auf eine solche Debatte gar nicht erst einlassen. "Die Frage nach dem letztjährigen Auto stellt sich gar nicht, darüber müssen wir nicht reden", meint der Brite. Der Champion von 2009 ist von den Stärken seines Team überzeugt. Button kennt die enorme Entwicklungsgeschwindigkeit in der Technikabteilung in Woking - und er hat vollstes Vertrauen in die Fachleute. Ohnehin wäre ein Fahrzeugwechsel nicht so einfach. Je nach Zeitpunkt würden beide Piloten womöglich eine Strafe kassieren, weil im MP4-27 ein anderes Getriebe verbaut ist.