• 27.07.2010 13:54

Massa: Zum dritten Mal die tragische Figur

Felipe Massa kehrt nicht als Hockenheim-Sieger, sondern als tragische Figur an den Ort seines schweren Unfalls, an den Hungaroring, zurück

(Motorsport-Total.com/SID) - Wäre alles sportlich fair abgelaufen, würde Felipe Massa wohl als strahlender Hockenheim-Sieger an den Ort seines schlimmsten Albtraums zurückkehren. Nach dem Teamorder-Skandal um Ferrari scheint aber klar: Der Brasilianer, der nach seinem schweren Unfall im Vorjahr ohnehin mit gemischten Gefühlen an den Hungaroring nach Budapest kommt, wird im dritten Jahr in Folge zur tragischen Figur der Formel 1.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa kehrt als tragische Figur an den Hungaroring zurück

2008 ließ er sich im Ziel von São Paulo 39 Sekunden lang als Weltmeister feiern, ehe ihm Lewis Hamilton den Titel entriss. 2009 kostete ihn der verheerende Unfall in Ungarn fast das Leben. Nun ist der Brasilianer der Fahrer, der schneller war, als er sein durfte, und so unfreiwillig den Teamorder-Skandal ins Rollen brachte.#w1#

Richtig machen konnte es Massa in dieser Situation nicht, und auch das zeigt seine Tragik. Hätte er sich geweigert, dem im Titelkampf aussichtsreicheren Fernando Alonso auf dem Hockenheimring den Sieg zu überlassen, hätte er Ärger mit dem Team riskiert. So gilt er als Betrüger, als zu weich, als Nummer zwei ohne Rechte.

Doch der Stolz, der ihm geblieben ist, war es vielleicht, der den Skandal überhaupt erst augenscheinlich machte. "Ich denke, es war so offensichtlich, weil Massa sich nicht fügen wollte", glaubt 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. "Er war nicht gewillt nachzugeben. Dann haben sie es ihm ein bisschen deutlicher sagen müssen."

Die Funksprüche und Massas fast schon demonstratives Abbremsen machten die Absprache für alle Welt erkennbar. Surer fordert Punktabzug für Ferrari, aber Straffreiheit für Massa: "Er wurde gezwungen." Der Brasilianer selbst erklärt lapidar: "Ich habe getan, was ich tun musste."

Hätte Massa gewinnen dürfen, wäre es auf den Tag genau ein Jahr danach sein erster Triumph nach dem schlimmen Unfall von Budapest gewesen. Mit der Wucht von mehr als einer Tonne war dort am 25. Juni 2009 eine Stahlfeder gegen seinen Kopf geknallt. Massa war auf der Stelle bewusstlos und raste in einen Reifenstapel. Sein Leben hing kurzzeitig am seidenen Faden, zwischenzeitlich lag er im künstlichen Koma.

¿pbvin|512|2961||0|1pb¿Ehefrau Raffaela, damals schwanger mit dem am 1. Dezember geborenen Felipinho, wollte ihren Mann zum Karriereende bewegen. "Ich hatte einen kleinen Streit mit ihr, denn sie wollte nicht, dass ich fahre", sagt der Vizeweltmeister von 2008. "Aber ich habe ihr gesagt, das bespreche ich mit den Ärzten und nicht mit dir."

Wenn er im Auto sitze, erinnere er sich nicht daran, dass er Frau und Sohn habe, sagte Massa und wollte damit Kämpferherz beweisen. An den Unfall selbst erinnere er sich glücklicherweise nicht. Den bei dem Unfall zerstörten Helm bewahrt er zu Hause auf wie andere einen Pokal. "Mit Blut, dem beeindruckenden Loch und allem, was kaputt gegangen ist", schmunzelt er.

Wie Massa sich auf dem Weg nach Ungarn wirklich fühlen wird, ist ungewiss. Klar scheint: Mit einem Sieg im Gepäck wäre es ihm leichter gefallen...