• 21.05.2009 09:49

Massa: "Mehr Sport, weniger Politik"

Felipe Massa interessiert sich nicht allzu sehr für die politischen Grabenkämpfe, dafür umso mehr für den klassischen Grand Prix von Monaco

(Motorsport-Total.com) - Felipe Massa steht offiziell voll hinter seinem Ferrari-Team, wenn es darum geht, ob die Italiener im Zuge des großen Formel-1-Streits aus der Königsklasse aussteigen sollen oder nicht. In Wahrheit hält er sich aber genau wie Teamkollege Kimi Räikkönen nur an eine vorgegebene Linie, während er sich insgeheim kaum für das Thema interessiert. Daher hatte er bei der gestrigen FIA-Pressekonferenz in Monaco auch deutlich mehr Freude mit sportlichen als mit politischen Fragen.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa hofft auf ein sportlich erfolgreiches Wochenende in Monaco

Frage: "Felipe, beim letzten Grand Prix hattest du bis zu deinen Benzinproblemen das Gefühl, Dritter werden zu können. Erwartest du solche Fortschritte auch hier in Monaco?"
Felipe Massa: "Ich hoffe es natürlich. Beim letzten Rennen haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wir waren im Rennen sehr konkurrenzfähig. Okay, wir hatten am Ende ein Problem, aber mit der Pace war ich bis dahin sehr zufrieden."#w1#

Leicht verändertes Kräfteverhältnis?

"Die Strecke hier ist aber ganz anders als alle bisherigen Strecken. Wegen des Layouts kann alles anders sein, aber das ist für alle gleich. Manche Autos werden hier ein bisschen konkurrenzfähiger sein als sonst und bei anderen wird es umgekehrt sein. Ich hoffe, dass unser Auto genauso konkurrenzfähig sein wird wie beim letzten Rennen. Ich hoffe auf ein gutes Rennen mit einem guten Start und einem guten Finish. Was beim letzten Rennen passiert ist, fand ich sehr schade."

"Es ist eine sehr technische Strecke, auf der man anders fahren muss als auf anderen Strecken." Felipe Massa

Frage: "Ist die Bedeutung des Fahrers hier größer als die der Technik?"
Massa: "Es ist eine sehr technische Strecke, auf der man anders fahren muss als auf anderen Strecken. Normalerweise muss man die Kurven schon vor dem Einlenken erahnen, weil das Auto ein bisschen untersteuert. Andere übersteuern."

"Hier muss man schon wirklich früh einlenken, um so nahe wie möglich an den Scheitelpunkt heranzufahren, der in der Regel aus einer Leitplanke besteht. Man muss so nahe wie möglich an diese Leitplanken ranfahren, darf sie aber nicht berühren. Das ist ein ganz anderes Fahren. Und man muss voll konzentriert sein. Das ist in diesem Rennen ein riesiger Faktor."

Frage: "Wie wichtig ist der Fahrer auf dieser Strecke? Kannst du einschätzen, um wie viel größer seine Bedeutung hier im Vergleich zu anderen Strecken ist?"
Massa: "Wie gesagt ist es eine sehr technische Strecke, auf der man sich immens konzentrieren muss. Ein Fehler bedeutet nicht automatisch, dass alles vorbei ist, aber es hängt von der Kurve ab - manche Stellen erlauben es dir mit ein bisschen Glück, dass du weiterfahren kannst. Aber im Vergleich zu anderen Strecken ist es ein sehr schmaler Grat."

Frage: "Du warst hier schon mal auf Pole-Position und bist zweimal Dritter geworden. Welche Chancen rechnest du dir auf einen weiteren Podestplatz aus?"
Massa: "Ich hoffe auf so ein großartiges Rennen wie in den vergangenen beiden Jahren. Vor allem im letzten Jahr lief es wirklich sehr gut. Wir hatten hier ein fantastisches Auto und eine fantastische Pace. Ich war um zwei Runden schwerer, fuhr aber trotzdem auf Pole-Position - das war eine der besten Poles meiner Karriere. Das Rennen wurde dann leider zu einer großen Lotterie, aber ich denke, wir waren sehr stark. Ich hoffe, dass wir dieses Jahr wieder ein Auto haben, mit dem ich fighten kann."

Herausforderung Casinokurve

Frage: "Welche Kurve auf dieser Strecke ist deiner Meinung nach die gefährlichste, die größte Herausforderung?"
Massa: "Die Casinokurve ist schwierig - ich hatte dort vor ungefähr drei Jahren einen Unfall. Es gibt einige schwierige Kurven, aber die am Casino ist noch einen Tick schwieriger. Was die Rundenzeiten angeht, sind alle Kurven wichtig, denn man gewinnt oder verliert in jeder Kurve. Man muss konstant und perfekt sein, am besten überall."

"Ich glaube, wir können einen guten Job machen." Felipe Massa

Frage: "Man braucht auf dieser Strecke mehr Vertrauen ins Auto als auf anderen. Bist du zuversichtlich, was Ferraris Zuverlässigkeit angeht, oder machst du dir deswegen immer noch Sorgen?"
Massa: "Ich bin sehr zuversichtlich. Ich glaube, wir können einen guten Job machen. Was im letzten Rennen mit meinem Auto passiert ist, hat es davor noch nie gegeben."

"Wir hatten das Benzin noch im Auto, aber es wurden falsche Daten ausgelesen. Es wurde genug nachgetankt und das Benzin war im Tank, aber den Ingenieuren wurde über die Telemetrie angezeigt, dass das Benzin nicht ausreichen würde. Also haben wir die Tankanlage gewechselt und es passierte wieder das Gleiche. Vielleicht habe ich völlig umsonst Benzin gespart..."

Frage: "Vor einigen Minuten hat ein Paris in Gericht Ferraris Antrag nach einer einstweiligen Verfügung gegen das FIA-Reglement 2010 abgelehnt. Wie stehst du dazu, schließlich könnte diese Entscheidung massive Auswirkungen auf deine Zukunft als Rennfahrer haben?"
Massa: "Schwer zu sagen, weil die Sache damit nicht vorbei ist, glaube ich."

"Die Weltmeisterschaft hat ganz anders begonnen als in anderen Jahren. In vielen Bereichen gibt es politische Kämpfe. Dem Sport hat das sicher nicht geholfen. Ich glaube, die Leute sind wegen dieser Kämpfe verärgert. Ich möchte daher eigentlich keine Antwort geben. Mir wäre am liebsten mehr Sport, dafür weniger Politik. Des Sports wegen sind wir hier, nicht aus politischen Gründen. Das ist ja das Schöne an der Formel 1."

Ferrari und die Formel 1

"Ich hoffe, dass sich alles auflösen wird. Klar ist aber auch, dass die Formel 1 ohne Ferrari nicht mehr das Gleiche wäre - da können die Leute sagen, was immer sie wollen. Viele Teams wollen nächstes Jahr neu in die Formel 1 einsteigen, aber wenn Ferrari geht und dafür ein GP2-Team kommt, wäre es nicht mehr das Gleiche. Bei allem Respekt, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Die einzige Hoffnung ist die auf mehr Sport und weniger Politik. Wir wollen Rennen fahren und uns auf der Strecke bekämpfen, nicht neben der Strecke!"


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Monaco


Frage: "Als Luca di Montezemolo gedroht hat, Ferrari aus der Formel 1 zurückzuziehen, haben du und Kimi Räikkönen schriftliche Statements abgegeben. Steht ihr hinter der Entscheidung, die Sache vor Gericht auszufechten, und wenn ja, kannst du erklären warum?"
Massa: "Ich glaube, ich habe genug gesagt. Ich werde nicht in die Details gehen, sondern ich stehe hinter meinem Team. Ferrari steht nicht alleine da. Vielleicht hat Ferrari die Führungsrolle eingenommen, aber es denkt ja nicht nur Ferrari so. Viele andere Teams sind auf unserer Seite. Ja, ich unterstütze mein Team."

Frage: "Fühlst du dich in erster Linie als Formel-1- oder als Ferrari-Fahrer?"
Massa: "Ich bin Ferrari-Fahrer und ich fahre in der Formel 1. Darauf bin ich sehr stolz."

Frage: "Ihr steht sowohl mit eurem Team wie auch mit der FIA auf bestimmte Weise in Verbindung. Jetzt will die FIA ein Reglement, das eigentlich niemand haben will. Wie stehst du dazu?"
Massa: "Viele der Ideen der FOTA waren ehrlich gesagt sehr gut. Ich glaube, dass die teilweise nur wegen der Politik nicht in der Formel 1 angewendet werden. Ich bin nicht politisch, sondern ich bin neutral, ein Rennfahrer. Ich will das Beste für den Sport und ich halte viele der FOTA-Ideen für interessant."

"Ich bin nicht hier, um zu beurteilen, was richtig und falsch ist. Ich bin kein politischer Mensch, daher kann ich diese Frage nicht besonders tiefgründig beantworten. Ich habe aber nichts gegen irgendjemanden, daher wünsche ich mir nur bessere Ideen für den Sport und für die Fans, denn unterm Strich fahren wir für die Zuschauer auf den Tribünen und vor den TV-Schirmen - und für die Sponsoren. Wenn schlechte Ideen angewendet werden, ist das schlecht für die Fans und schlecht für die Sponsoren."