Mark Webber: Bald mehr Formel-1-Piloten in Le Mans?

Mark Webber sieht gestiegene Chancen, bald mehr Formel-1-Fahrer auch in anderen Rennserien zu sehen - Entfallende Testfahrten schaffen Lücken

(Motorsport-Total.com) - Fremdgehen ist in der Formel 1 en vogue geworden. Nico Hülkenberg holte 2015 einen viel beachteten Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans, Fernando Alonso machte jüngst beim Indianapolis 500 eine starke Figur. Formel-1-Fahrer in anderen Rennserien können für Mark Webber zu einem Phänomen werden, an das man sich gewöhnen sollte. Webber, der seine Rennfahrerkarriere vergangenes Jahr beendet hat, war nach seiner Formel-1-Zeit noch drei Jahre lang in der WEC für Porsche unterwegs.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Le-Mans-Sieger Nico Hülkenberg: Webber erwartet vermehrt Nacheiferer Zoom

Für den Australier ist es nur logisch, dass die Fahrer sich wieder verstärkt nach Nebentätigkeiten umsehen. Er hat die maßlose Zeit der Formel 1 selbst mitbekommen, als an fast jedem freien Tag in der Woche getestet wurde. Zwar gibt es mit bis zu 21 Rennen mehr Läufe denn je pro Saison, doch die Arbeitszeit ist insgesamt geringer geworden. "Der Formel-1-Terminkalender ist lang, aber die Testverpflichtungen sind stark zurückgegangen. Sie finden nur noch zu Beginn des Jahres statt."

Durch die beinahe völlig entfallenden Testfahrten (für die wenigen In-Season-Tests haben die Teams Test- und Ersatzfahrer) seien Lücken im Kalender entstanden, findet Webber. "Nicht viele, aber ausreichend Möglichkeiten." Teams mögen sich darüber freuen, weil so mehr Zeit für PR-Termine zur Verfügung bleibt. Allerdings mögen das die Fahrer nicht, wie er weiter ausführt: "Fahrer wollen Rennen fahren. Die Möglichkeit, da noch etwas anderes neben der Formel 1 zu machen, ist verlockend."

Das sei gerade dann der Fall, wenn man nicht gewinnt. Fernando Alonso nutzte die Punkte-Flaute bei McLaren-Honda, um beim Indianapolis 500 an seine fahrerischen Qualitäten zu erinnern. Wichtig sei nur, dass der Fokus auf die Formel 1 nicht verloren gehe, findet Webber. Längere Engagements als bei herausragenden Rennen wie Indy 500 bei den IndyCars und den 24 Stunden von Le Mans in der WEC sind also nicht drin. Die neuen Formel-1-Eigner von Liberty stehen diesen Nebenengagements deutlich freundlicher gegenüber als Bernie Ecclestone.


Fotos: Fernando Alonso bei Andretti Autosport


Webber verweist gerne auf die USA, in denen NASCAR-Fahrer trotz 38 Rennen im Jahr noch immer Zeit finden, unter der Woche bei Dirt-Track-Events zum Spaß mitzufahren. Als Beispiel nennt er den mittlerweile zurückgetretenen Tony Stewart: "Für ihn war es kein Problem, am Mittwochabend ein Midget-Rennen zu fahren und dann am Sonntag NASCAR im Oval." Noch bis in die 80er-Jahre hinein war auch für europäische Rennfahrer während der Hauptsaison üblich, dank Engagements in zwei bis drei Rennserien an nahezu jedem Wochenende Rennen zu fahren.