• 09.06.2009 09:04

Mallya: "Ich hoffe, dass FIA und FOTA eine Lösung finden"

Force-India-Teamchef Vijay Mallya im Teaminterview über die Hintergründe der Einschreibung seines Rennstalls und die Hoffnung auf eine Einigung

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hatte sich Force India im Einklang mit den anderen Teams der Teamvereinigung FOTA unter Vorbehalt für die Saison 2010 eingeschrieben, machte aber unmittelbar vor dem Großen Preis der Türkei einen Rückzieher. Neben Williams ist der britisch-indische Rennstall nun schon das zweite Team, das sich auf die Seite der FIA schlägt. Im Podcast von Force India bezog Teamchef Vijay Mallya ausführlich Stellung zu dieser Thematik und erklärte, wie er zu dieser Entscheidung kam.

Titel-Bild zur News: Vijay Mallya, Melbourne, Albert Park Melbourne

Vijay Mallya will für die Zukunft seines Formel-1-Teams nur das Beste

Frage: "Vijay, was hat dich und das Team dazu bewogen, am Freitag diesen Schritt zu tun?"
Vijay Mallya: "Wir haben gewisse Auflagen von den Banken und diesen müssen wir uns fügen. Wenn ein Unternehmen - es muss nicht zwangsweise ein Formel-1-Team sein - zu einer Bank geht und Betriebskapital erbittet, dann untersucht die Bank den Einkommensfluss dieses Unternehmens. Was ein Formel-1-Team anbelangt, so sind das einerseits die Einnahmen durch Sponsoring und andererseits die Zahlungen der FOM, die sich aus den Fernsehgeldern ergeben."#w1#

Force India modifiziert seine Einschreibung

"Das ist ein Standardprozedere. Demnach haben die Direktoren die Aufgabe, diese beiden Einkommenszweige zu schützen und keiner Gefahr auszusetzen. Wäre die Einschreibung von Force India unter Vorbehalt erfolgt und hätte die Chance bestanden, dass Force India nicht an der Meisterschaft 2010 teilnimmt, dann hätten diese beiden Geldquellen durchaus versiegen können. In diesem Fall hätte die Bank ein Problem oder eine Menge Sorgen."

"Wären wir bei unserer Einschreibung unter Vorbehalt geblieben, hätten wir unseren Bankauflagen widersprochen." Vijay Mallya

"Wären wir also bei unserer Einschreibung unter Vorbehalt geblieben, hätten wir unseren Bankauflagen widersprochen. Ich möchte klarstellen, dass ich mich in der FOTA engagiert habe, weil ich an die FOTA glaube - ich habe die FOTA immer unterstützt. Wir haben unsere Einschreibung ursprünglich als Teil der kollektiven Bewerbung der FOTA abgegeben. Als ich von meinen Anwälten den Hinweis bekam, wonach dieses Vorgehen nicht ganz korrekt sei, musste ich umgehend eine Email an die FIA absetzen und darum bitten, unsere Einschreibung als 'vorbehaltlos' zu werten."

"Zu diesem Zeitpunkt habe ich die gemeinsam mit der FOTA abgegebene Einschreibung also keineswegs zurückgezogen und ich habe auch keine neue Einschreibung unter Vorbehalt eingereicht. Ich schickte nur eine Email mit dem Wortlaut: 'Bitte behandeln Sie die Einschreibung von Force India als vorbehaltlos.' Viel wichtiger ist aber noch, dass ich der FOTA all das weit im Voraus mitgeteilt habe. Das war lange vor der damaligen Freitags-Deadline. Ich habe gehofft, dass sie meine Position verstehen würden. Force India hat schließlich nur ein Unternehmen. Wir bauen keine Autos, wir fertigen keine Motoren. Wir machen nichts anderes, als ein Rennteam zu leiten."

"Wichtig war zudem, dass dies im Einklang mit meinen Verpflichtungen den Banken gegenüber stand und auch rechtlich in Ordnung war. Wenn sie (die Mitglieder der FOTA; Anm. d. Red.) jetzt der Meinung sind, wie ich von John Howett erfahren habe, dass wir suspendiert werden sollen, dann ist es eben so. Da gibt es nichts, was ich dagegen unternehmen könnte. John hat mir allerdings gesagt, er würde sich mit den Vorstandsvorsitzenden besprechen und später in dieser Woche wieder auf mich zurückkommen."

Mallya möchte die weiteren Entwicklungen abwarten

Frage: "Auch das Willilams-Team hat sich vorbehaltlos für die Saison 2010 eingeschrieben. Force India ist nun ebenfalls kein Mitglied der FOTA mehr - was bedeutet das für das Team?"
Mallya: "Überhaupt nichts. Man würde darauf hoffen, dass unsere Einschreibung für 2010 bestätigt wird und dann geht das Leben weiter. Die Leute haben mich gefragt, ob diejenigen, die nicht mit der FIA einverstanden sind, eine alternative Meisterschaft oder Serie ins Leben rufen werden. In meine Augen ist das sehr vage. Sollte das geschehen, müssen wir eben überlegen, was zu tun ist. Bis dahin ist es allerdings meine Aufgabe, dieses Formel-1-Team zu beschützen und im Interesse der Angestellten und Anteilseigner zu handeln."

"Die FIA gibt das Reglement vor und sie haben ein Regelwerk vorgelegt." Vijay Mallya

Frage: "Wie stehst du zu den Regeln für 2010?"
Mallya: "Die FIA gibt das Reglement vor und sie haben ein Regelwerk vorgelegt. Diejenigen, die unter diesen Regeln daran teilnehmen wollen, müssen daran teilnehmen. Sollte die FIA die Vorschläge der FOTA oder jedes anderen Beteiligten aufgreifen und ihr eigenes Reglement verändern oder überarbeiten, dann wäre das eben das entsprechende Regelwerk."

Frage: "Die acht derzeitigen FOTA-Teams könnten zu keiner Einigung mit Max Mosley und der FIA gelangen. Sollte das passieren, wie denkst du würden diese Rennställe reagieren und welche Auswirkungen hätte das auf Force India?"
Mallya: "Das ist die eine-Million-Dollar-Frage. Ich hoffe sehr darauf, dass FOTA und FIA eine Lösung finden, mit der alle leben können. Wenn nicht, dann müssen wir einfach abwarten und schauen, was weiter passiert. Soweit ich informiert bin, möchte die FIA mit der Formel-1-Weltmeisterschaft fortfahren und Force India hat sich eingeschrieben. Auch Williams hat sich beworben. Außerdem haben sich wohl noch acht weitere Teams eingeschrieben - ich weiß aber nicht, um wen es sich dabei handelt. Wir müssen einfach abwarten und die Situation weiter beobachten. Es ist noch etwas zu früh, um zu kommentieren, was letztendlich passieren wird."