• 22.05.2009 10:06

  • von Fabian Hust

Reglement 2009: Das erste Zwischenfazit

Mario Theissen, Frank Williams und Norbert Haug analysieren die Auswirkungen der Reglement-Änderungen auf die Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2009 ist mittlerweile fünf Rennen alt, das umfangreich umgestaltete Reglement hatte also schon seine erste Bewährungsprobe zu absolvieren. Die Rillen-Reifen sind Slicks gewichen, die Aerodynamik wurde stark beschnitten, Systeme zur Energie-Rückgewinnung sind erlaubt und der Frontflügel kann aus dem Cockpit verstellt werden.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef), Frank Williams (Teamchef), Vijay Mallya (Teameigentümer) und Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor)

Haug, Williams, Mallya und Theissen sprechen über das neue Reglement

Durch die Änderungen am Reglement sollte das Überholen verbessert und die Kosten weiter reduziert werden, so sind Testfahrten wären der Saison ab diesem Jahr verboten: "Mein persönliches Gefühl ist, dass nicht das passiert ist, was hätte passieren sollen", so BMW Motorsport Direktor Mario Theissen.#w1#

"Das ist genau das Gegenteil von dem, was die meisten Leute angesichts des neuen Reglements erwartet hatten." Mario Theissen

"Aus der Sicht der Fans ist es sicherlich eine aufregende Meisterschaft. Wir haben eine frische Hackordnung, und das unerwartet. Viel wichtiger ist jedoch, dass das Feld sehr eng zusammen gerückt ist, das ist genau das Gegenteil von dem, was die meisten Leute angesichts des neuen Reglements erwartet hatten."

"Wenn man sich Bahrain anschaut, so dominierte dort Trulli in der Qualifikation, in Barcelona rutschte er auf Position 15 mit einem Abstand von lediglich 0,7 Sekunden auf den Schnellsten gerade soeben in den zweiten Qualifying-Durchgang. Dies bedeutet, dass niemand sicher ist. Für die Zuschauer und für uns ist es sehr aufregend, manchmal etwas zu aufregend."

"Dies ist ein Szenario, das niemand erwartet hat, und das wir in den vergangenen zehn Jahren nicht gesehen haben." Mario Theissen

"Man sieht, dass fast jedes Team sogar in der ersten Qualifikation auf zwei frischen weichen Reifensätzen auf die Strecke geht, um sicherzustellen, dass man es in den zweiten Durchgang schafft", so der Deutsche weiter. "Dies ist ein Szenario, das niemand erwartet hat, und das wir in den vergangenen zehn Jahren nicht gesehen haben. Das ist meiner Meinung das Positive."

Doch Theissen muss die Veränderungen, beziehungsweise ihre Auswirkungen, auch kritisieren: "In Bezug auf das Überholen haben wir von den neuen Regeln vielleicht etwas mehr erwartet. In Bezug auf die Reduzierung der Kosten haben wir die Erwartungen meiner Meinung nach erfüllt. Die Aerodynamik-Restriktionen, die wir im Moment haben, sind nicht so eng gefasst, wie wir dies dachten, schlussendlich hätten wir auf diesem Gebiet mehr machen können."

"Die Rennen sind deutlich umkämpfter, aus dieser Sicht deutlich Zuschauer-freundlicher", so Force India-Teamchef Vijay Mallya. "Die kleineren Teams hatten eine Chance, den Abstand im Vergleich zu den Jahren zuvor beträchtlich zu reduzieren."

"Ich habe einige Fahrer gesehen, die dieses Jahr tatsächlich schneller waren als im vergangenen Jahr, was wohl nicht wirklich unsere Absicht war." Vijay Mallya

"Ich habe einige Fahrer gesehen, die dieses Jahr tatsächlich schneller waren als im vergangenen Jahr, was wohl nicht wirklich unsere Absicht war. Gleichzeitig muss man jedoch sagen, dass das Reglement von 2009 eine gute Plattform und Basis darstellt. Es ist bekannt, dass es weitere Diskussionen gibt, wie wir damit 2010 und danach umgehen."

"Die Chancen und die Umstände waren für alle dieselben", betont Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Natürlich hatten einige Teams gegen Ende des vergangenen Jahres etwas mehr zu tun als während der Saison, aber das ist keine Ausrede. Das erklärt einfach ein wenig, dass einige Autos auf der Strecke nun besser sind als andere. Aber so ist es nun einmal."

"Wir alle müssen ein wenig aufholen, und ich denke, dass viele Leute überrascht waren über das hohe Niveau an Konkurrenzfähigkeit der neuen Autos. Die Hackordnung ist gemischt. Meiner Meinung nach wurden keine Geschenke verteilt. Natürlich gab es eine Menge Diskussionen über den Diffusor, aber schlussendlich haben wir das abgehakt."

"Wir haben ein paar aufregende Rennen gesehen", so der Deutsche weiter. "Das Vergangene in Barcelona war in der Geschichte nie ein sehr interessantes Rennen gewesen. Es ist eine herausfordernde Strecke, sehr anspruchsvoll zu den Autos, besonders zur Aerodynamik der Autos, und sie ist eine Mischung aus allem."

"Generell gesprochen denke ich jedoch, dass wir mehr Überholmanöver gesehen haben." Norbert Haug

"Aber die Tendenz ist, dass es dort sehr langweilig ist, und das vergangene Rennen war sehr ähnlich. Generell gesprochen denke ich jedoch, dass wir mehr Überholmanöver gesehen haben. Ich habe eine Statistik diesbezüglich gesehen, es geht also in die richtige Richtung."

"Um fair zu sein, müssen wir zugeben, dass keines der KERS-Autos im Moment in der Lage ist, um Rennen zu gewinnen. Wenn dies der Fall sein könnte, oder wenn man an eine Kombination aus einem sehr guten Auto mit einem sehr guten KERS denkt, dann wäre dies wohl eine andere Geschichte."

"Ich hoffe natürlich, dass wir diejenigen sein werden, die schnell in diese Richtung gehen, aber das Aufholen ist eine schwierige Angelegenheit, und sicherlich nicht innerhalb von ein paar Wochen möglich. Da sprechen wir eher von Monaten als von Wochen, wir müssen also geduldig sein."

"Wenn wir uns nun die Ergebnisse anschauen, dann müssen wir bedenken, dass dies keine typische Rennstrecke ist", so Haug im Hinblick auf Monte Carlo. "Wir waren hier schon immer ziemlich gut und ganz stark, haben in den vergangenen paar Jahren einige Rennen gewonnen."

"Mehr davon, bitte." Frank Williams

"Dies ist jedoch keine typische Rennstrecke, ich denke aus diesem Grund, dass die Hackordnung in den kommenden paar Rennen ziemlich dieselbe sein wird. Aber ich mag dies, und ich hoffe, dass wir an der politischen Front zu ein paar Entschlüssen kommen können. Dann kehren wir wieder zum Sport zurück, konzentrieren uns auf den Sport, und ich denke, dass wir grundsätzlich eine großartige Formel haben."

"Das Reglement hat einen Teil der Hackordnung verändert", pflichtet Teamchef Frank Williams bei. "KERS hat es einigen einfach gemacht, anderen schwierig, das ist ja auch in Ordnung. Die vergangenen zwei Regen-Rennen haben auch einen guten Beitrag zur Aufregung geleistet, das war für die TV-Zuschauer gut. Mehr davon, bitte."