Maldonado trotz Fortschritten noch ohne Punkte

Zur Hälfte der Saison blicken Pastor Maldonados Renn- und Dateningenieur zurück und loben die Fortschritte des Rookies

(Motorsport-Total.com) - Als Pastor Maldonado den talentierten Nico Hülkenberg trotz dessen Pole-Position in Brasilien aus dem Williams-Team verdrängen konnte, musste sich Venezuelaner immer wieder anhören, dass er nur durch Sponsorengelder in die Formel 1 kommen konnte. Mittlerweile hat der Südamerikaner beweisen können, dass er trotz bisher fehlender Punkte, ein würdiger Formel-1-Pilot ist.

Titel-Bild zur News: Pastor Maldonado

Unterm Strich hat Pastor Maldonado bisher einen guten Eindruck hinterlassen

Im vergangenen Jahr sicherte sich Maldonado in seiner vierten GP2-Saison den Meistertitel. Das Jahr davor wurde diese Ehre seinem Vorgänger bei Williams zuteil. Der Umstieg in die Formel 1 gestaltete sich für Maldonado schwierig. Sein Dateningenieur Andrew Murdoch erklärt einen Grund, warum es für einen Rookie nicht einfach ist: "Es gibt am Lenkrad eine Menge unterschiedlicher Schalter und Funktionen. Wenn er sich darauf konzentrieren muss, ist er nicht in der Lage, seine volle Aufmerksamkeit dem Fahren zu widmen."

Wenig Fahrpraxis am Saisonbeginn

Dieses Wissen sammelte Maldonado im Simulator. Dennoch ist auch die reale Praxis unumgänglich. Dabei gab es bei Williams allerdings Probleme: "Er hat während der Wintertests eine Weile benötigt, um sich an das Auto zu gewöhnen", erinnert sich sein Renningenieur Xevi Pujolar. "Die Entwicklung von KERS hat uns viel Zeit auf der Strecke gekostet. Seine Fahrpraxis vor Melbourne war sehr begrenzt."

"Dann hatten wir im Rennen ein Getriebeproblem und in Malaysia gab es ein anderes Problem. Es gab einfach nicht genug Fahrzeit. Das Tempo war da, aber wir benötigten Longruns", so Pujolar. Bei seiner ersten Zielankunft in China überquerte Maldonado als 18. die Ziellinie. Die Folgerennen in der Türkei und in Spanien verliefen mit den Positionen 17 und 15 ähnlich nüchtern.

Pastor Maldonado

Zum Teamkollegen fehlen Pastor Maldonado meist nur wenige Zehntelsekunden Zoom

Für einen Formel-1-Neuling sind die Reifen ein komplexes Gebiet. Renningenieur Pujolar erklärt: "Normalerweise kommen junge Fahrer mit alten Reifen und einem normalen Benzinlevel gut zurecht. Aber wenn man neue Reifen montiert, haben sie zu kämpfen, den Grip zu nutzen. Pastor war mit alten Reifen mehr oder weniger dabei. Als wir dann frische Reifen aufgezogen haben, waren wir überrascht."

Mysterium Reifen

"Er war schnell, wozu nicht jeder in der Lage ist, vor allem nicht ohne Erfahrung. Also lag unser Fokus auf den längeren Stints", schildert der Williams-Mitarbeiter und geht auf die Besonderheiten eines Formel-1-Autos ein: "Es ist ein bisschen empfindlicher als das, was er vorher gefahren ist, hat mehr Leistung und man muss sehr auf seine Reifen aufpassen. Es gibt eine Menge Dinge, die man beachten muss, die Bremsen zum Beispiel. Man muss da sehr exakt sein und darf die Reifen nicht zu sehr beanspruchen."

"Mit den Pirellis muss man sehr vorsichtig sein. Man darf ihnen nicht zu viel abverlangen, wenn sie in den Kurven belastet werden", berichtet Pujolar gegenüber 'Autosport' und bringt es auf den Punkt: "Man kann ein Formel-1-Auto nicht über die Distanz am Genick packen." Gepackt hätte der Formel-1-Rookie eine kleine Sensation. In Monaco lag er gut im Rennen, bis ein übermotivierter Lewis Hamilton ihm die Chance auf eine Topplatzierung raubte.

Pastor Maldonado, Lewis Hamilton

Lewis Hamilton verhinderte in Monaco viele WM-Zähler für Maldonado Zoom

"Auch wenn er nicht zu Ende fahren konnte, war er glücklich, dass er sein Potenzial zeigen konnte", erinnert sich Dateningenieur Murdoch, ist sich aber dennoch der Bedeutsamkeit von handfesten WM-Zählern bewusst: "Unterm Strich erinnern sich die Leute nicht daran, wo er bis zu dem Zwischenfall lag. Sie wollen Punkte sehen."

Klare Fortschritte

Bei den weiteren drei Rennen konnte Maldonado nicht punkten. Dennoch sind seine Ingenieure zufrieden mit den Leistungen des Südamerikaners: "Jedes Mal, als wir ihm gesagt haben, wie er die Dinge handhaben soll, hat er es verstanden und getan. Es gibt Fahrer, die sagen, dass sie es verstehen, aber dennoch nicht in der Lage dazu sind", lobt Murdoch.

"Es ist nun eher so, dass wir zu dritt etwas entscheiden und nicht mehr so, dass wir ihm den Weg zeigen", stellt der Dateningenieur fest und gibt Einblicke in die Fortschritte: "Er hat gelernt, wie er im Qualifiying den Schalter umlegen muss. Aber danach kann er immer wieder einen Schritt zurückgehen, weniger einlenken, das Auto progressiver fahren und sanfter beschleunigen."

"Bei Nico Hülkenberg hat es ein halbes Jahr gedauert, bis er an Rubens dran war. So nah dran zu sein, wie es Pastor aktuell ist, beeindruckt", würdigt Murdoch. Nun fehlen dem amtierenden GP2-Champion nur noch WM-Punkte, um sein Image als Paydriver endgültig abzustreifen.