"Majestätischer" Schumacher nicht zu schlagen

Völlig ungefährdet fuhr Ferrari heute einen Doppelsieg in Bahrain ein - Verantwortliche von eigener Dominanz überrascht

(Motorsport-Total.com) - Dritter Sieg im dritten Rennen für Michael Schumacher, nächster Doppelsieg für Ferrari - selbst der blumig formulierenden Spagetti-Presse dürften langsam die Superlative für die Formel-1-Berichte ausgehen. Beim heutigen Grand Prix von Bahrain fuhren die Roten aus Maranello jedenfalls in einer eigenen Liga.

Titel-Bild zur News: Schumacher und Barrichello

Auch auf der neuen Strecke in Bahrain rollte der Ferrari-Express ungebremst

"Beeindruckend", urteilte Teamchef Jean Todt, der nach einem problem- und damit weitgehend auch ereignislosen Rennen für seine Mannschaft nicht viel analysieren musste. "Damit, dass Ferrari heute so ein Spektakel auf so einer fantastischen Strecke abziehen würde, hätte ich nicht gerechnet. Michael war einfach majestätisch und Rubens komplettierte trotz einer kleinen Schwierigkeit beim ersten Stopp unseren zweiten Doppelsieg der Saison."#w1#

Für Schumacher selbst, der seine Führung nur während der Boxenstopps kurz abgeben musste, war es ein "Traumresultat nach einem fantastischen Wochenende. Wir haben am Freitag schon gut ausgesehen, hatten dann Probleme am Samstagmorgen und holten dann die Plätze eins und zwei im Qualifying und heute im Rennen. Trotzdem war es ein hartes Rennen, weil wir ein Auge auf die Reifen und die Bremsen werfen mussten."

Verbremser nach dem Start Schumachers einziges Problem

"In der ersten Kurve", so der Weltmeister, "als die Reifen und Bremsen noch kalt waren, haben die Räder blockiert und das konnte ich nicht gleich lösen, weshalb ich in der Folge ein paar Vibrationen spürte. Man musste sehr darauf achten, auf der Linie zu bleiben, denn daneben konnte es schon sehr rutschig sein, also bin ich gerade am Limit oder ein wenig darunter gefahren, sauber eben." Ernsthafte Probleme hatte der 35-Jährige aber nie.

Teamkollege Rubens Barrichello, der in der Weltmeisterschaft mit neun Punkten Rückstand schon ein wenig den Anschluss verliert, bestätigte dann, dass es sich die Ferraris leisten konnten, in den letzten Runden Pace aus dem Rennen zu nehmen - doch im Gegensatz zu Schumacher hatte er davor schon mit kleineren Schwierigkeiten zu kämpfen: "Das Auto war großartig, aber wie in Malaysia haben die paar Regentropfen vor dem Start gegen mich gearbeitet, weil die Bremsen Zeit gebraucht haben, um warm zu werden."

"Kurz vor dem Start mussten wir uns außerdem um das Problem einer kleinen Öllache unter meinem Auto kümmern, welche beim Rahmenrennen historischer Formel-1-Autos entstanden sein dürfte", erklärte der Brasilianer. "Nachdem mich Michael in der ersten Kurve ausgebremst hatte, wollte ich ihn eigentlich später - mit warmen Bremsen - attackieren. Bis zum ersten Boxenstopp konnte ich den Abstand gering halten, obwohl er ein bisschen weniger Sprit an Bord hatte."

Barrichello verlor beim ersten Stopp einige Sekunden

Just der ansonsten perfekt arbeitenden Boxenmannschaft unterlief dann aber ein Missgeschick: "Ich dachte, ich kann schon losfahren, aber das Auto war hinten noch aufgebockt. Das hat Zeit gekostet und beim Wegfahren musste ich bremsen, um in der Boxengasse nicht mit Trulli zu kollidieren. Das Team hat mir gesagt, ich solle pushen, falls es dafür eine Strafe gibt, aber ich hatte sicher nicht die Absicht, Jarno in der Situation zu blocken."

Der Abstand sei danach aber "zu groß" gewesen, "speziell gegen einen Champion wie Michael", und Barrichello begnügte sich in der Folge mit dem zweiten Platz. Ernsthaft gefährden konnte er die Nummer eins im Team freilich nie, weshalb der Eindruck entsteht, dass der im letzten Jahr oftmals nur geringe Abstand der beiden Stallkollegen mit dem neuen F2004 tendenziell wieder ein bisschen größer geworden ist.

Technikchef Ross Brawn hatte "einen viel härteren Nachmittag" erwartet, "aber unsere Jungs bekamen einen guten Start hin und fuhren dann ein perfektes Rennen. Unsere Strategie war genau richtig. Gut möglich, dass der bedeckte Himmel und die paar Regentropfen unserem Paket entgegen gekommen sind. Die Bridgestone-Reifen waren fantastisch, aber wir bleiben mit den Füßen auf dem Boden, denn es sind noch 15 Rennen zu fahren."

Bodenständige Einstellung laut Brawn ein Erfolgsrezept

"Diese Einstellung", so Brawn weiter, gehöre zu den großen Stärken des Teams, "denn die Dinge können sich in der Formel 1 schnell ändern. Es war ein Traumstart in die Saison und ich war nach drei Rennen noch nie so zufrieden mit unserer Arbeit." Ganz dieser Philosophie entsprechend bedankte sich auch Jean Todt bei allen möglichen Partnern und Sponsoren Ferraris, allen voran natürlich Bridgestone und der Fiat-Gruppe.

"Dieses Resultat", lobte Todt, "kann nur zustande kommen wegen eines jeden einzelnen Glieds in der Ferrari-Kette, wo jeder Angestellte seiner Arbeit mit einer bodenständigen Einstellung und totaler Hingabe nachgeht. Nach diesem fantastischen Saisonbeginn müssen wir und jetzt mit der gewohnten Gründlichkeit auf die Europarennen vorbereiten, die in zwei Wochen in Imola eingeläutet werden. Für uns ist Imola ein spezielles Rennen, nur ein paar Kilometer von Maranello entfernt."

Michael Schumacher feierte indes seine 2004 noch makellose Bilanz von drei Pole Positions und drei Siegen in drei Rennen nicht mit Champagner, sondern mit einem Gemisch aus Rosenwasser und Granatapfelsaft, welches von den Veranstaltern aus Respekt vor dem Islam am Podium dem Alkohol vorgezogen wurde: "Normalerweise", scherzte der sechsfache Weltmeister, "riechen wir nach der Siegerehrung sehr eigenartig, aber heute haben wir einen angenehmen Geruch!"