Lowe: Zwischengas-Verbot nicht kontrollierbar

McLaren-Technikchef Paddy Lowe ist überzeugt, dass das Zwischengas-Verbot nicht hätte überwacht werden können - "FIA trägt keine Schuld an Konfusion"

(Motorsport-Total.com) - Die ursprüngliche Absicht des Automobilweltverbands FIA im Vorfeld des Grand Prix von Großbritannien war es gewesen, die per Zwischengas heiß angeblasenen Diffusoren mit Wirkung ab dem vergangenen Wochenende zu verbieten. Tatsächlich wurde das Reglement dahingehend geändert, sodass alle betroffenen Teams ihre Boliden für Silverstone entsprechend umrüsten mussten.

Titel-Bild zur News: Paddy Lowe

McLaren-Technikchef Paddy Lowe zollt der FIA Respekt für ihr Einlenken

Da jedoch nahezu jedes Team eine andere Philosophie in Bezug auf die Zwischengas-Lösung verfolgte, geriet der Passus und nicht zuletzt die Überwachung der Einhaltung dessen am Wochenende massiv ins Wanken. Als Ergebnis der ganzen Konfusion haben sich nach der Zustimmung von Ferrari und Sauber am Sonntagabend nun sämtliche Teams gemeinsam mit der FIA darauf verständigt, das Verbot wieder aufzuheben.

Ab dem Grand Prix von Deutschland am Nürburgring (22. bis 24. Juli) werden die Boliden in Bezug auf ihre individuellen Zwischengas-Lösungen wieder auf dem technischen Stand des Valencia-Rennens auf die Strecke gehen. Für die Saison 2012 sollen die Regeln hinsichtlich angeblasener Diffusoren gemäß dem Beschluss vom Sonntag in naher Zukunft neu und eindeutig verfasst werden.

McLaren-Technikchef Paddy Lowe ist überzeugt, dass die FIA mit der Kehrtwende im besten Interesse des Sports gehandelt hat und rechnet dem Weltverband die offene Diskussion mit sämtlichen Teams hoch an. "Die FIA hat ehrlich gehandelt", so Lowe gegenüber 'ESPN'. "Sie haben ganz offensichtlich erst im Verlauf der zurückliegenden Wochen gemerkt, wie schwierig es ist, das Verbot zu kontrollieren."

Nach Ansicht des Briten habe sich der Weltverband "nicht blamiert, solange allen klar ist, dass die Regularien kurzfristig betrachtet in der Tat nicht kontrollierbar waren". Das Rückrüsten auf die Valencia-Konfiguration, das am Silverstone-Wochenende durch die Technische Arbeitsgruppe (TWG) vorgebracht wurde, ist in den Augen Lowes "die einzig faire Lösung".

Aufgabe der Technischen Arbeitsgruppe ist es laut Lowe, Regeln zu verabschieden, die klar und kontrollierbar sind. "Die besten Regularien sind die, die sich in Millimetern und in Gramm überwachen lassen", sagt der Technikchef des McLaren-Teams. "Nur weil ein bestimmter Passus im Reglement verankert ist, heißt das noch lange nicht, dass er auch gut ist", betont er und verweist auf das Verbot der Traktionskontrolle Mitte der 90er Jahre, das sich erst mit der Einführung eines standardisierten elektronischen Steuergeräts (ECU) zu Beginn der Saison 2008 zweifelsfrei kontrollieren ließ.

"Die besten Regularien sind die, die sich in Millimetern und in Gramm überwachen lassen." Paddy Lowe