powered by Motorsport.com

Lotus: Schuldenberg durch Genii-Strategie

Laut Teamchef Eric Boullier habe Lotus die größten Schulden bei Eigentümer Genii, weil die ihr Investment nicht als Sponsoring verstehen wollen

(Motorsport-Total.com) - Kimi Räikkönen hat am vergangenen Wochenende ausgesprochen, was eigentlich vielen schon bewusst war: Der Finne geht zu Ferrari, weil Lotus sein Gehalt nicht mehr aufbringen kann. Räikkönen musste schon im vergangenen Jahr lange auf seinen Lohn warten, und auch in diesem Jahr ist das Team ihm immer noch eine Menge Geld schuldig. Zwar ist Lotus diese Tatsache auch bewusst, doch die Art und Weise der Veröffentlichung hat dem Team nicht sonderlich gefallen.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Teamchef Eric Boullier sieht die Finanzprobleme von Lotus hausgemacht Zoom

Dass es um das Team finanziell nicht sonderlich gut bestellt ist, geistert schon seit einiger Zeit durchs Fahrerlager. Lotus sitzt auf einem hohen Schuldenberg, doch Teamchef Eric Boullier möchte diese Ansicht ein wenig relativieren. Die hohen Schulden würden nämlich durch eine besondere Strategie der Eigentümer zustande kommen. Während Firmen wie Red Bull oder Mercedes ihr Team sponsern würden, sei dies bei Genii Capital anders.

"Sie leihen das Geld. Es ist Teil ihrer Strategie, dass Partner dem Team beitreten und Genii sein Investment zurückbekommt", schildert Boullier gegenüber 'formula1.com'. 75 Prozent der Schulden habe Lotus daher gegenüber den Eigentümern des Teams. "Sie könnten es morgen abschreiben, indem sie sagen, das Geld sei Sponsoring. Dann würden unsere Schulden drastisch reduziert sein." Dann seien die Schulden von Lotus auf dem Niveau der anderen Teams, erklärt der Teamchef.

Mercedes sei in dieser Hinsicht ein Gegenbeispiel. Der Konzern aus Stuttgart finanziert das Team aus Brackley aus eigener Tasche. "Sie könnten auch sagen, dass das Geld, das sie in Brackley investieren, nur geliehen ist. Dann wären die Schulden des Teams viel höher als unsere", verteidigt sich Boullier. Doch das Team muss vornehmlich auf sich schauen. Die Aussichten haben sich mit der Einführung der neuen Regeln für die kommende Saison nicht gerade verbessert.

Die neuen 1,6 Liter V6-Turbomotoren, die ab 2014 Einzug in die Formel 1 halten, kosten eine ganze Menge mehr als die aktuellen V8-Aggregate und stellen vor allem finanziell schwächere Teams vor eine große Herausforderung. Auch bei Lotus muss man sich überlegen, wie man die finanzielle Lage im Hinblick auf 2014 in den Griff bekommen will, denn wie Boullier bestätigt, seien die Kosten im kommenden Jahr höher als die Einnahmen. Der Schuldenberg würde steigen.


Fotos: Lotus, Großer Preis von Singapur


Darum nimmt der Franzose auch Genii wieder in die Pflicht: "Wenn man eine vernünftige Unterstützung hat - und Genii hat die Mittel dazu - dann kann man vorausschauen. Natürlich ist der Plan, jemanden zu finden, der uns den nächsten Schritt machen lässt und unsere Einnahmen erhöht." Klingt ganz danach, als sei Lotus auf der Suche nach einem neuen Hauptsponsor. "Wir befinden uns in Gesprächen. Das ist alles, was ich im Moment sagen kann", macht Boullier Hoffnung, dass es finanziell bald wieder ein wenig aufwärts gehen könnte.