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Lotus fasst Mut: "Der beste Tag der bisherigen Saison"

Trotz Pastor Maldonados Missgeschick ist die Freude groß: Beide Fahrer freuen sich über einen ersten Durchbruch - Romain Grosjean wurde guter Neunter

(Motorsport-Total.com) - Bei Lotus geht es langsam aufwärts: Dieser Eindruck machte sich am ersten Trainingstag für den Grand Prix von China (Formel 1 live im Ticker) bei der Truppe aus Enstone breit, obwohl Pastor Maldonado im zweiten Freien Training seinen E22 in der Boxeneinfahrt in die Reifenstapel setzte. Ein vermeidbares Missgeschick, das Lotus um wertvolle Runden brachte: Der Venezolaner kam insgesamt nur auf 34, sein Teamkollege Romain Grosjean aber immerhin auf 60 Umläufe.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Durchbruch? Bei Lotus geht es nach dem Katastrophenstart endlich bergauf Zoom

Doch das und auch die 700-Euro-Strafe für Grosjean, weil er in der Boxengasse am Nachmittag zu schnell war, konnten die Freude bei der einstigen Siegertruppe nicht trüben: Grosjean kam im Gesamtklassement auf den guten neunten Platz - mit einer persönlichen Bestmarke von 1:39.537 Minuten fehlten ihm auf Spitzenreiter Lewis Hamilton im Mercedes nur noch 1,222 Sekunden - für Lotus nach dem verheerenden Saisonauftakt definitiv ein Erfolg. Maldonado wurde mit 2,140 Sekunden nur 18., was aber auf seinen Zwischenfall zurückzuführen ist.

Bei den Longruns fällt der Rückstand auf die Spitze etwas größer aus: Grosjeans Longrun-Bestzeit betrug 1:44.8 Minuten - damit liegt er rund zwei Sekunden hinter Mercedes. Generell spricht man bei Lotus aber vom besten Tag der bisherigen Saison.

Die Richtung stimmt

"Alles lief heute ein bisschen besser", fällt auch Grosjean auf. "Jeder arbeitet hart - sowohl beim Chassis als auch bei der Antriebseinheit. Insgesamt war das für uns ein guter Freitag. Wir haben es geschafft, viele Runden zu absolvieren und unsere Kenntnisse über den E22 so weit wie möglich zu vergrößern."

Vor allem der gute neunte Platz erleichtert den Franzosen: "Wir liegen besser in der Rangliste, was mir am wichtigsten ist. Das Auto ist besser. Zudem haben wir auch eine vernünftige Anzahl verschiedener Teile und Einstellungen der Antriebseinheit getestet. Es scheint, als würden wir in die richtige Richtung gehen."


Fotos: Lotus, Großer Preis von China, Freitag


"Es gibt immer noch Bereiche, die wir besser verstehen müssen und wo wir uns verbessern können, dennoch hoffe ich, dass wir morgen so weitermachen können wie heute. Morgen werden wir sehen, was wir erreichen können, und es wäre natürlich wunderbar, wenn wir uns in den Top 10 qualifizieren können."

"Wir liegen besser in der Rangliste, was mir am wichtigsten ist." Romain Grosjean

Maldonado leicht überfordert

Maldonado fiel heute vor allem durch seinen Fehler bei der Boxeneinfahrt auf. Der Venezolaner parkte seinen Boliden an der Stelle, wo Hamilton 2007 im Titelkampf ebenfalls gestrandet war - allerdings mit völlig abgefahrenen Reifen auf nasser Strecke. "Ich habe einen Fehler bei der Boxeneinfahrt gemacht", nimmt Maldonado den Fauxpas voll auf seine Kappe.

Er ergänzt aber zu seiner Verteidigung, dass er gerade einen Longrun beginnen wollte, Rennbedingungen simulierte und es deswegen etwas übertrieb. "Ich war bei der Boxeneinfahrt ein bisschen optimistisch, und die Auslaufzone ist dort ziemlich klein, aber es ist wie es ist. Es handelt sich um eine knifflige Stelle, und wir haben dort schon öfter Zwischenfälle gesehen."

Pastor Maldonado

Pastor Maldonado versenkte seinen E22 bei der Boxeneinfahrt im Reifenstapel Zoom

Es war aber nicht Maldonados einziger Fehler: Einmal drehte er sich, als er gerade mit den Einstellungen an seinem Lenkrad beschäftigt war. "Auf den Outrunden gibt es zu viel zu tun", kommentiert er die Situation. Obwohl es seine Platzierungen in den Freien Trainings nicht widerspiegeln, fällt auch ihm das verbesserte Fahrverhalten seines E22 auf: "Es ist offensichtlich, dass es eine Verbesserung gibt - nicht nur von unserer Seite, sondern auch beim Motor."

Maldonado ortet ebenfalls Fortschritte

Tatsächlich hat Lotus in Schanghai die neue Renault-Ausbaustufe erhalten, die Red Bull und Toro Rosso bereits in Bahrain an Bord hatten. "Das Auto ist besser als beim vergangenen Rennen", erklärt er. "Ich weiß nicht, wie viel besser, aber wir sind zuversichtlich." Wie sich die Fortschritte äußern? "Wir hatten viele Probleme mit der Fahrbarkeit, vor allem beim Kurvenausgang, und jetzt fährt es sich sauberer. Es ist nicht so, dass wir viele Dinge beim Auto geändert hätten, aber alles funktioniert jetzt ein bisschen besser."

Auch wenn er selbst gerne mehr gefahren wäre, ist er mit den Ergebnissen des Trainingstages zufrieden: "Wir hatten ein gutes erstes Training, und wir haben es geschafft, im zweiten Training einige Dinge zu probieren, weshalb wir jetzt einige Daten haben. Wir haben unterschiedliche Setups und komplett verschiedene Philosophien ausprobiert. Dadurch können wir jetzt mehr Daten analysieren, um uns auf morgen vorzubereiten."

"WM-Punkte sind realistisch." Pastor Maldonado

Bislang hatte man vor allem im Qualifying Schwächen, doch Maldonado erkennt große Fortschritte: "Unser Qualifying-Modus ist jetzt besser, woran wir gearbeitet haben, also hoffe ich, dass wir nun ein viel besseres Wochenende haben werden. WM-Punkte sind realistisch, also werden wir unser Bestes geben, um das zu erreichen."

Permane: Positiver Eindruck überwiegt klar

Lotus-Einsatzleiter Alan Permane redet nicht lange um den heißen Brei herum: "Ich würde sagen, dass das für uns heute der erfolgreichste Tag dieser Saison war. Wir haben noch viel Spielraum, uns zu verbessern, aber wir bewegen uns ohne Zweifel in die richtige Richtung."

Den Unfall Maldonados führt Permane auch auf leichte Eingewöhnungsprobleme zurück: "Pastor hatte heute Nachmittag ein kleines Missgeschick, als er bei der Boxeneinfahrt zu schnell war und in die Mauer rutschte. Er fühlt sich noch nicht so wohl im Auto wie Romain, und er muss das Auto erst nach seinem Geschmack abstimmen."

"Ich würde sagen, dass das für uns heute der erfolgreichste Tag dieser Saison war." Alan Permane

Dennoch warnt er davor, den 29-Jährigen an diesem Wochenende abzuschreiben: "Wir können von den Daten ablesen, wo es Raum für Verbesserungen gibt, und daran können wir über Nacht arbeiten. Das Auto ist nicht so stark beschädigt, und wir hoffen morgen auf einen weiteren produktiven Tag."