Longrun-Daten: Haben Ferrari und Mercedes Chancen auf den Sieg?

Red Bull schwächelt beim Formel-1-Trainingsauftakt in Kanada 2023: Charles Leclerc und beide Mercedes-Piloten sind Max Verstappen dicht auf den Fersen

(Motorsport-Total.com) - Sind Max Verstappen und Red Bull beim Großen Preis von Kanada schlagbar? Auf dem Circuit Gilles-Villeneuve scheint der RB19 jedenfalls am Trainingsfreitag noch einige Probleme gehabt zu haben. Die Tagesbestzeit ging an Mercedes und auch in den Longruns waren die Dominatoren der bisherigen Saison der Konkurrenz keinesfalls überlegen.

Titel-Bild zur News: Charles Leclerc, Max Verstappen

Kann Charles Leclerc Max Verstappen in Kanada schlagen? Zoom

Zwar fuhr Max Verstappen mit seinem 16-Runden-langen Stint auf dem Medium Reifen im Schnitt am schnellsten (1:17.563), doch knapp dahinter liegt bereits Ferrari-Pilot Charles Leclerc - ebenfalls auf Mediums - mit einer durchschnittlichen Zeit von 1:17.609, womit dem Ferrari SF-23 eine halbe Zehntel pro Runde fehlt.

Dass Red Bull im Qualifying auf eine schnelle Runde tendenziell mehr Probleme hat, ist nichts Neues, doch die Longrun-Pace von Ferrari lässt aufhorchen, denn normalerweise läuft der Red Bull mit viel Sprit wie geschmiert. "Der Rückstand ist etwas verwirrend", wundert sich Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko im Interview mit 'ServusTV' über die Qualifyingpace des RB19.

"Die Strecke wurde zum Schluss hin deutlich schneller. Da sind wir aber einen Longrun gefahren. Trotzdem: Das Auto ist zu unruhig. Wir haben einiges zu tun." Die Doppelbestzeit von Mercedes beunruhigt den Österreicher: "Die sind deutlich schneller geworden." Aber: "Ich fürchte, dass Ferrari hier noch stärker sein wird. Die waren in etwa zur gleichen Zeit draußen wie wir. Und vor allem der Longrun von Leclerc war sehr beeindruckend."

Mercedes und Aston Martin ebenfalls dran

Und nicht nur Leclerc scheint Red Bull bei der Rennpace auf den Fersen zu sein. Fernando Alonso im Aston Martin war auf Mediums durchschnittlich ebenfalls nur zwei Zehntel langsamer als Verstappen und auch die Longruns von Mercedes zu Beginn der Session machen Mut auf einen engen Kampf an der Spitze.

Lewis Hamilton und George Russell absolvierten ihren Medium-Longrun direkt zu Beginn des zweiten Freien Trainings und konnten dabei im Schnitt eine Zeit von 1:18.6 hinlegen. Rechnet man allerdings die Evolution der Streckenbedingungen heraus, so sind die Mercedes-Zeiten rund eine Sekunde mehr wert, weshalb auch die Silberpfeile hochgerechnet bei 1:17.6 wie Leclerc landen würden und damit ebenfalls knapp hinter Verstappen liegen.

Sollte die Red-Bull-Konkurrenz im Qualifying vorne sein, dann könnte es möglich sein, Verstappen und Perez im Rennen in Schach zu halten. Apropos Perez: Der Mexikaner hatte mal wieder zu kämpfen und war in seinem Longrun rund eine halbe Sekunde pro Runde langsamer als sein Teamkollege, womit er auch hinter beiden Ferraris und Mercedes sowie Fernando Alonso lag.

Hat Red Bull in der Qualifyingsimulation geblufft?

Für die schwache Qualifyingsimulation von Red Bull - Verstappen fehlten auf die Hamilton-Bestzeit immerhin vier Zehntel - scheint es jedoch einen Grund zu geben. Im letzten Sektor, der geprägt ist von langen Geraden, was dem RB19 eigentlich liegen sollte, verlor Verstappen gleich drei Zehntel auf die Ferraris.

Bei seiner schnellsten Runde erreichte der Niederländer einen Topspeed von 323 km/h, jedoch fuhr Verstappen am Anfang der Session auch mal 329 km/h auf der langen Geraden, was darauf hindeuten könnte, dass Red Bull für die schnelle Runde nicht alles in Sachen Motorenleistung gezeigt hat. Dafür war der RB19 in den Kurvenscheiteln das beste Auto.


Longrun-Analyse: Ist Mercedes wirklich so gut?

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Bei der Sektorenanalyse zeigt sich zudem, dass Mercedes insbesondere bei der Beschleunigung überzeugen kann, während Ferrari auf den Geraden Zeit gutmacht. Aston Martin war hingegen in keiner Disziplin wirklich vorne. Zudem lassen die besten Topspeeds von Mercedes (320 km/h) und von Aston Martin (319 km/h) zu wünschen übrig.

Mischt Alpine bei den Topteams mit?

Im hinteren Teil des Feldes scheint sich Alpine als fünfte Kraft bestätigt zu haben. In seinem Longrun war Pierre Gasly drei Zehntel pro Runde langsamer als Verstappen, womit der Franzose das Mittelfeld anführt und mit diesen Zeiten unter anderem auch vor Sergio Perez und Carlos Sainz lag.

Dahinter geht es zwischen Williams (+0.43), McLaren (+0.49) und Alfa Romeo (+0.54) eng zur Sache, wobei Williams und McLaren am Freitag tendenziell schon mehr zeigen als die anderen Mittelfeldteams. Schlecht lief es dafür bei AlphaTauri (+0.7) und Haas (+1.58), wobei diese beiden Teams am Freitag normalerweise noch nicht alle Karten auf den Tisch legen.

Anders als beim letzten Rennen in Spanien wird der Reifenverschleiß in Kanada keine große Rolle spielen, da der Circuit Gilles-Villeneuve als Stadtkurs einen glatten Asphalt vorweist. Obwohl das Boxenstoppdelta in Montreal mit gerade einmal 18 Sekunden das kleinste der Saison ist, erwartet uns wohl eine Einstoppstrategie, wie sie in Kanada in der Vergangenheit auch typisch war.

Laut den Daten, die uns vom Technologieunternehmen 'PACETEQ' zur Verfügung gestellt werden, ist dabei die Strategie Medium-Hard wie bereits in den Vorjahren der schnellste Weg ins Ziel. Eine Zweistoppstrategie wäre in der Hochrechnung nur etwa eine Sekunde langsamer, jedoch hätte man in diesem Fall weniger freie Fahrt und müsste mehr Autos überholen, was den Einstopper letztendlich attraktiver macht.

Nach den Erkenntnissen vom Freitag könnte der Große Preis von Kanada der erste Prüfstein für Red Bull werden, da die Konkurrenz nun nicht nur im Qualifying, sondern auch bei der Rennpace dabei zu sein scheint. Das Kräfteverhältnis kann sich jedoch noch einmal auf den Kopf stellen, sollten den Teams über Nacht beim Set-up Durchbrüche gelingen.

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