Für Verstappen läuft's noch nicht: Red Bull mit Problemen auf den Randsteinen

Max Verstappen sieht am Freitag in Kanada noch nicht wie der sichere Sieger aus: Sein Red Bull macht vor allem auf den Bodenwellen und Ransteinen Probleme

(Motorsport-Total.com) - Ist in Kanada die große Chance für die Konkurrenz gekommen, Red Bull endlich zum ersten Mal in der Formel-1-Saison 2023 zu besiegen? Denn der bislang so dominante Rennstall hatte am Freitag in Montreal überraschend starke Probleme. Max Verstappen belegte mit 0,424 Sekunden Rückstand nur Position sechs, Teamkollege Sergio Perez war mit 0,532 Sekunden Rückstand sogar nur Achter.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen (Red Bull RB19) beim Training zum Formel-1-Rennen in Montreal 2023

Mit den Randsteinen kommt Red Bull noch nicht zurecht Zoom

Vor allem mit den Eigenheiten des Circuit Gilles Villeneuve scheint der RB19 noch nicht sonderlich gut zurechtzukommen, denn vor allem mit den Bodenwellen und den hohen Randsteinen hatte das Auto am Freitag so seine Probleme - und das ist ein wichtiger Zeitfaktor für eine gute Runde in Montreal.

"Das liegt unserem Paket gerade definitiv nicht", sagt Verstappen und meint, dass das Auto diesbezüglich "nicht fantastisch" war. "Ich meine, es ist jetzt auch nicht ganz schlecht, aber wir müssen definitiv noch ein paar Dinge feintunen", sagt der Niederländer.

Sein kurzes Fazit: "Es war eine schwierige Session, aber manchmal hat man solche Tage."

Auch Motorsportkonsulent Helmut Marko war mit dem Freitag in Montreal nicht zufrieden: "Wir haben im Auto einige Arbeit zu tun. Das Auto ist zu unruhig", stellt er im Interview mit 'ServusTV' fest.

Trotzdem sieht er den Rückstand auf die Konkurrenz nicht so schlimm, wie es in der Tabelle auf den ersten Blick aussehen mag. "Der Rückstand ist, glaube ich, etwas verwirrend", sagt er. Denn: "Die Strecke wurde zum Schluss hin deutlich schneller. Da sind wir einen Longrun gefahren."

Verstappen hatte seine schnellste Runde bereits nach rund 40 Minuten gesetzt, die beiden führenden Mercedes schoben sich hingegen erst 20 Minuten später nach ganz vorne.

Hemmt die Aussicht auf den 100. Sieg?

Trotzdem ist auch Marko bewusst, dass Red Bull noch Arbeit vor sich hat, weil der Tag nicht wie gewünscht lief. Dabei könnte dem Team an diesem Wochenende ein wichtiger Meilenstein gelingen: Gewinnt man auch das achte Saisonrennen in Montreal, dann wäre das der 100. Erfolg der Teamgeschichte.


Fotostrecke: Formel 1 2023 in Kanada: Das Wichtigste zum Freitag

Doch vielleicht war gerade die Aussicht darauf ein Hemmschuh: "Wir alle erwarten diesen 100. Sieg und scheinbar hat das einen Extradruck verursacht", sagt Marko. "Also da waren wir etwas überrascht, dass wir vor allem vom Handling her doch etwas danebengelegen haben", meint er. Zumindest seien die Erwartungen höher gewesen als das, was am Ende dabei herausgekommen ist.

Noch lässt man sich aber nicht aus der Ruhe bringen: "Wir haben noch ein Training. Ich hoffe, dass wir da unser Auto hinkriegen, und das Rennen ist dann noch einmal was anderes", meint Marko. "Die Wettervorhersage ist hier wechselnd, und das kann natürlich auch einiges bewirken."

Ferrari als stärkster Konkurrent?

Im Moment sieht es laut Marko aber nicht danach aus, als würde die Dominanz von Red Bull auch in Kanada weitergehen. Dafür hat auch die Konkurrenz am Freitag einen zu guten Eindruck gemacht. Allen voran Ferrari hat der Österreicher nach dem Eindruck aus dem Training auf dem Zettel.

Zwar habe auch Mercedes, die in der Tageswertung vorne waren, zugelegt, "aber ich fürchte, dass Ferrari hier noch stärker sein wird", sagt er. Denn die hatten ihre Bestzeiten ungefähr zur gleichen Zeit wie Verstappen gefahren und lagen mit den Plätzen drei und fünf auch vor dem Weltmeister.


Fotostrecke: Formel-1-Technik: Detailfotos beim Kanada-Grand-Prix 2023

"Und vor allem der Longrun von Leclerc war sehr beeindruckend", merkt Marko an. Tatsächlich war vor allem Leclercs Longrun auf Medium-Reifen auf Augenhöhe mit dem von Verstappen. Fraglich ist aber, ob Ferrari seinen bisherigen Schwachpunkt wirklich plötzlich in den Griff bekommen hat.

"Mal schauen", will Verstappen noch nicht zu viel in die Zeiten der Konkurrenz hineininterpretieren. "Wir hatten keinen guten Tag, vielleicht hatten sie einen guten Tag."

Und wer weiß, was das Wetter am Samstag macht. Auch das könnte noch einmal Spannung bringen: "Morgen wird es wohl ziemlich nass werden, was immer ein paar Überraschungen im Qualifying mit sich bringt", sagt der Niederländer. "Und dann werde ich sehen, was das Wetter am Sonntag macht."

Nordschleifen-Verbot für Verstappen

Ein anderes Thema, das bei Verstappen vor Kanada aufkam, war eine mögliche Demofahrt auf der Nürburgring-Nordschleife im September. Die wollte der Niederländer gerne absolvieren, doch Marko untersagte ihm das und lässt nun stattdessen Sebastian Vettel einen RB7 aus dem Jahr 2011 an der Seite von Daniel Ricciardo pilotieren.

"Ich wollte es machen", hatte Verstappen am Donnerstag verraten, "aber Helmut hat es mir nicht erlaubt. Er wusste, dass ich versuchen würde, bis ans Limit zu gehen."


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Und genau das ist auch der Grund, warum der Motorsportkonsulent die Teilnahme verweigert hat: "Wir wissen, Max kann nicht einfach nur kontrolliert langsam fahren", sagt Marko. "Und die Nordschleife ist so eine Challenge. Du brauchst ein speziell abgestimmtes Auto, und wie ich ihn kenne, weiß er genau den Rundenrekord und den hätte er sicherlich zu unterbieten versucht."

An diesem Wochenende in Kanada darf Verstappen hingegen gerne ans Limit gehen.

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