• 06.05.2010 21:05

  • von Dieter Rencken

Liuzzi: "Wir wachsen gemeinsam"

Force-India-Pilot Vitantonio Liuzzi über die Fortschritte seines Teams, die Probleme in der Qualifikation und das Teamduell gegen Adrian Sutil

(Motorsport-Total.com) - Vitantonio Liuzzi hatte in dieser Formel-1-Saison bislang einen schweren Stand. Zwar konnte der italienische Rennfahrer sowohl in Bahrain als auch in Australien in die Punkte fahren, doch in der Qualifikation traf der 27-Jährige immer wieder auf Probleme. Zumeist standen Liuzzi einige langsamere Autos im Weg, weshalb der Force-India-Fahrer nicht immer einen guten Startplatz herausfahren konnte. In seiner Medienrunde spricht der Formel-1-Routinier über dieses Dilemma.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Vitantonio Liuzzi ist 2010 nicht erbaut über das Verkehrsaufkommen in der Quali

Frage: "Vitantonio, bist du zufrieden damit, wie sich Force India seit dem vergangenen Jahr entwickelt hat?"
Vitantonio Liuzzi: "Ja. Es ist uns gelungen, die Gesamtleistung des Autos zu verbessern. 2009 hatten wir vor allem auf den schnellen Strecken ein richtig gutes Auto, wo es vor allem auf wenig Luftwiderstand ankommt."#w1#

"In diesem Jahr sind wir auch auf Kursen gut, wo Abtrieb gefragt ist. Wir haben gewissermaßen unser Potenzial optimiert. Das hat den Unterschied ausgemacht, denn unser Auto ist nun deutlich konkurrenzfähiger. Wir liegen nun sicher in den Top 10."

Force India ist ein konstanter Top-10-Anwärter

Frage: "Verspürst du einen positiven Schwung im Team? Wie ist die Stimmung?"
Liuzzi: "Solche Dinge erhöhen natürlich die Motivation im Team. Die Fahrer, die Mechaniker - einfach alle sind bester Dinge und sehr zufrieden mit dem Saisonverlauf. Wenn die Ergebnisse stimmen, steigt auch die Motivation. Das ist meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg."

"In China hat es nicht geklappt, weil ich schon in der Qualifikation reichlich Pech hatte." Vitantonio Liuzzi

"Wir haben prima begonnen, indem wir sowohl in Bahrain als auch in Australien und Malaysia Punkte holen. In China hat es nicht geklappt, weil ich schon in der Qualifikation reichlich Pech hatte und Adrian im Rennen auf gewisse Schwierigkeiten traf. Er war aber nahe an den Punkterängen dran. Ich denke, wir müssen nun einfach weiter Druck machen."

"Wir werden schon bald wieder in den Top 10 landen. Wir müssen unsere Leistung optimieren und beide Fahrzeuge in den Punkterängen platzieren. Wenn es uns gelingen soll, Renault in der Gesamtwertung hinter uns zu lassen, dann müssen wir mit beiden Autos konstant in die Punkte fahren."

Frage: "Weshalb hatte Force India in China so sehr zu kämpfen?"
Liuzzi: "Ich denke, die Geschwindigkeit war da. Im Freien Training haben wir jedenfalls eine recht ordentliche Leistung gezeigt. Die Qualifikation war dann gut für Adrian und schlecht für mich. Ich traf einmal mehr auf Verkehr. Im Rennen war die Geschwindigkeit ebenfalls kein Problem, vielmehr lag es an den Bedingungen, die sich kontinuierlich verändert haben."

"Im Rennen war die Geschwindigkeit ebenfalls kein Problem, vielmehr lag es an den Bedingungen." Vitantonio Liuzzi

"Es ging eigentlich darum, zur richtigen Zeit an die Box zu fahren und die jeweils passenden Reifen mitzunehmen. Das war ein sehr taktisch geprägtes Rennen, bei dem es nicht in erster Linie auf die reine Geschwindigkeit ankam. Aus diesem Grund hat es auch nicht mit Punkten geklappt."

"Wäre Adrian beim letzten Boxenstopp eine Runde eher hereingekommen, hätte er vielleicht auf Rang zehn landen können. Es war jedenfalls sehr eng. Wir haben zwar keine Punkte geholt, waren auf Platz elf aber auch nicht weit davon entfernt. Wir hatten halt ein richtig schwieriges Wochenende, an dem es darauf ankam, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein."¿pbvin|512|2696|simulator|0|1pb¿

Die Qualifikation als großer Schwachpunkt

Frage: "Wie schwierig ist es, sich im ersten Teil der Qualifikation richtig zu positionieren, um eine gute Runde hinzubekommen?"
Liuzzi: "Das ist überaus knifflig. In diesem Starterfeld sind 24 Fahrzeuge vertreten und bei drei von vier Gelegenheiten bekam ich Probleme damit. Wir sprechen natürlich darüber, denn diese Situation müssen wir logischerweise verbessern."

"Wir sind zuversichtlich, hier eine gute Leistung zeigen zu können." Vitantonio Liuzzi

"Gemeinsam mit den Jungs an der Boxenmauer müssen wir in der Qualifikation den richtigen Augenblick erwischen. Das hat bei drei von vier Grands Prix nicht geklappt. Ich hing prompt im Verkehr fest und die erste Teilsession der Qualifikation war damit dahin."

"Das müssen wir genau verstehen. Mit etwas mehr Glück haut das auch hin. Barcelona ist jedenfalls eine Strecke, die wir mögen. Wir waren hier auch bei den Testfahrten sehr schnell unterwegs. Wir sind zuversichtlich, hier eine gute Leistung zeigen zu können."

Frage: "Barcelona gilt als Gradmesser für die weitere Rennsaison und alle Teams kennen diesen Kurs sehr genau. Es könnte also durchaus noch enger zugehen als zuletzt in China..."
Liuzzi: "Das stimmt, doch das beunruhigt mich nicht. Man muss nur an das kommende Wochenende denken, an dem wir in Monaco gastieren - und dort wird es noch weitaus schlimmer. Monaco wird also die wirklich große Herausforderung. Hier in Barcelona müssen mein Team und ich daran arbeiten, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen."

"Du weißt einfach nicht, was deine Rivalen treiben." Vitantonio Liuzzi

Frage: "Was könnt ihr tun, um in der ersten Einheit der Qualifikation nicht ins Hintertreffen zu geraten?"
Liuzzi: "Wir haben bislang bei jedem Wochenende eine andere Herangehensweise gewählt, weil wir schon in Bahrain im Verkehr festhingen. Manchmal kannst du das aber auch nicht so gut absehen. Ab und an bist du alleine auf der Strecke unterwegs und die Konkurrenz fährt dann erst hinaus."

"Du weißt einfach nicht, was deine Rivalen treiben. Es ist zum Teil auch eine Frage des Glücks und davon, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Wir müssen erst noch herausfinden, was bei uns schief läuft, damit wir den besten Zeitpunkt zum Hinausfahren erwischen. Das ist nicht ganz so einfach."

Force India macht Jagd auf Renault

Frage: "Habt ihr in der Fahrergewerkschaft (GPDA) darüber gesprochen, was man in dieser Sache unternehmen könnte? Gibt es eine Lösung für diese Situation?"
Liuzzi: "Von Rennen zu Rennen entwickeln wir ein besseres Verständnis von dieser Art der Qualifikation. In China war ich aber bereits das zweite Auto auf der Strecke, doch schon eine Runde später fuhren gleich drei Fahrzeuge unmittelbar vor mir auf den Kurs. Das kannst du einfach nicht absehen."

"Das große Problem ist, dass es Rennwagen gibt, die vier bis fünf Sekunden langsamer sind als der Rest." Vitantonio Liuzzi

"Das große Problem ist allerdings, dass es Rennwagen gibt, die vier bis fünf Sekunden langsamer sind als der Rest. Dadurch wird dein gesamtes Programm zunichte gemacht, denn du holst einfach unheimlich schnell auf diese Fahrzeuge auf. In China lief ich auf einen Hispania und auf einen Virgin auf, in anderen Rennen hing ich hinter einem Lotus. Das kann aber passieren."

"Wir haben große Unterschiede bei der Geschwindigkeit in diesem Starterfeld. Es gab auch schon einmal einen Vorfall mit einem Williams-Auto, obwohl diese Fahrzeuge eigentlich die Geschwindigkeit hätten. Die Stewards haben das aber nicht geahndet. Das ist sowohl in Australien als auch in China passiert."

Frage: "Renault und Force India führen das breite Mittelfeld an. Renault zählt zu den großen Teams der Formel 1. Denkst du, Force India kann es mit diesem Rennstall aufnehmen?"
Liuzzi: "Ich denke, wir haben gezeigt, dass wir ein starkes Team sind. Wir kämpfen mit ihnen um die Position in der Gesamtwertung. Anfangs lagen wir vor ihnen, weil Robert der einzige ihrer Fahrer war, der Punkte geholt hat. Anschließend haben sie von den wechselhaften Wetterbedingungen profitiert und hatten einige gute Rennen."

"Es ist in diesem Jahr im Prinzip jedes Mal eine große Raterei." Vitantonio Liuzzi

"Es ist in diesem Jahr im Prinzip jedes Mal eine große Raterei. Renault hat vor allem in Australien und Malaysia richtig gute Arbeit geleistet. Dort haben sie viele wichtige Punkte abgegriffen. Da haben wir etwas den Anschluss verloren, denn wir hatten das Potenzial, um in jedem dieser Rennen mit beiden Autos in die Punkte zu fahren."


Fotos: Force India, Großer Preis von China


"Das ist aber nicht passiert. Hätten wir nicht hier und da einige Probleme gehabt, wären wir ihnen in der Gesamtwertung wohl deutlich näher. Unsere Geschwindigkeit ist so schlecht nicht. Wir müssen einzig unsere Zielankünfte optimieren und ihnen näher auf die Pelle rücken."

Barcelona: Neue Teile für Force India

Frage: "Du hast vor wenigen Tagen gesagt, dass du Force India nun auch zu den großen Teams zählt. Was bedeutet das deiner Meinung nach?"
Liuzzi: "Du bist einfach motivierter, wenn du in einer Umgebung bist, in der die Leute hart und gut arbeiten. Bei uns war das in den vergangenen beiden Jahren der Fall."

"Du spürst den Rückhalt des Teams und den Willen, dir das beste Material hinzustellen, damit du Farbe bekennen kannst. Das ist sehr wichtig für einen Fahrer. Du willst schließlich einhundert Prozent geben, weil es das Team ganz einfach verdient hat."

"Du willst einhundert Prozent geben, weil es das Team ganz einfach verdient hat." Vitantonio Liuzzi

"Sie geben nämlich auch alles für dich. Genau dieser Umstand macht diesen Rennstall zu einem potenziellen Siegerteam. Von Rennsiegen sind wir zwar noch weit entfernt, doch die Jungs in unserer Technikabteilung sind richtig gut. Nur deshalb sind im Augenblick solche Ergebnisse drin."

Frage: "Wie ist es um die Neuerungen für dieses Rennwochenende bestellt? Habt ihr ein neues Paket am Start?"
Liuzzi: "Das Team hat sehr hart gearbeitet. Die Jungs bringen zu jedem Rennen einige Updates an die Strecke. Anfangs dachten wir noch, dass wir Probleme damit bekommen würden, ein größeres Paket für Barcelona zu schnüren."

"Das Team hat diesbezüglich aber großartige Arbeit geleistet. Wir sind sehr zuversichtlich. Die Neuerungen finden sich hauptsächlich an der Fahrzeugfront. Das sollte uns eine bessere Balance verschaffen und zugleich den Abtrieb erhöhen. Damit können wir sehr zufrieden sein."

Sutil als Messlatte in der Qualifikation

Frage: "Du scheinst dich in diesem Jahr sehr wohlzufühlen bei Force India. Ist das diesbezüglich deine bislang beste Saison in der Formel 1?"
Liuzzi: "Ja, ganz sicher. Es bereitet mit großes Vergnügen, mit einem Team zu wachsen. In der Vergangenheit war ich immer bei Rennställen, die von außen gelenkt wurden. Wir waren ein großes Team und mussten einfach mit dem auskommen, was uns vorgesetzt wurde. Die Arbeit mit Force India macht mir hingegen sehr viel Spaß."

"Das ist sicherlich die beste Arbeitsumgebung, die ich jemals hatte." Vitantonio Liuzzi

"Sie hören sich meine Probleme an und wir versuchen, sie gemeinsam zu lösen. Wir nehmen Rücksicht aufeinander und haben eine prima Partnerschaft. Wir wachsen einfach gemeinsam. Besonders gefällt mir die Arbeitsweise dieses Teams. Wir haben einige gute Leute und alle arbeiten sehr hart. Das ist also sicherlich die beste Arbeitsumgebung, die ich jemals hatte."

Frage: "Stellt Adrian eine Herausforderung für dich dar? In der Qualifikation ist er nicht einfach zu knacken..."
Liuzzi: "Adrian ist ein guter Fahrer. Er bereitet mir in der Qualifikation immer sehr viel Kopfzerbrechen. Im Zeittraining hatte ich niemals ein Problem mit der Geschwindigkeit und ich denke auch nicht, dass ich dieses Jahr Schwierigkeiten damit habe. Wir hatten in den ersten Rennen eben ab und an Verkehr."

"Die Ergebnisse an sich liegen mir nicht allzu schwer im Magen. Adrian ist auf jeden Fall ein prima Fahrer. Wir treiben uns gegenseitig ans Limit. Das ist sicherlich auch eine Stärke des Teams, denn so holen beide Piloten immer einhundert Prozent aus dem Auto. Das willst du natürlich immer erreichen und möglichst weit vorne stehen. Mein Teamkollege ist aber nicht mein Ziel, denn ich will gegen alle kämpfen."

"Ich will ja schließlich der Beste sein. Ich versuche einfach, das Beste für das Team zu erzielen. Ziel muss jedenfalls sein, Punkte zu holen. Bei dieser Art von Qualifikation ist es manchmal aber besser, von Rang elf aus ins Rennen zu gehen. Den Sprung in die dritte Teilsession zu schaffen stimmt dich aber natürlich auch sehr zufrieden."

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