Liuzzi: "Monza eine größere Herausforderung als Monaco"

Tonio Liuzzi geht als vielversprechendster Italiener in sein Heimrennen - Warum er erst mit 23 nach Monza kam und ihn kein Rennen so herausfordert

(Motorsport-Total.com) - Tonio Liuzzi und Monza - das ist eher eine rasante, wilde Liebesbeziehung als die große Jugendliebe. Denn der legendäre Kurs im königlichen Park, der jedes Jahr von den leidenschaftlichen Ferraristi gestürmt wird, tauchte im Universum des Force-India-Piloten erst 2003 auf - da war er schon 22 Jahre alt. Als kleiner Junge war er nie an der Rennstrecke, um bei einem Formel -1-Rennen mitzufiebern.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Vitantonio Liuzzi

Italienische Hoffnungsträger in Monza: Tonio Liuzzi und natürlich Ferrari

Das erste Mal passierte daher spät - Liuzzi war damals bereits ein Formel-3000-Pilot, der im Rahmen des Grands Prix von Italien um die Gunst der Formel-1-Teamchefs fuhr. "Ich war davor nie dort, um mir ein Formel-1-Rennen anzusehen", bestätigt er. "Als ich Kart fuhr, gab es für mich nur die Kartwelt. Ich verfolgte die Formel 1, weil ich ein Fan von Nigel Mansell war, doch ich habe nie ein Rennen live gesehen." Dennoch gelang dem ehemaligen Red-Bull-Piloten vor eigenem Publikum ein Einstand nach Maß: "In meinem ersten Jahr in der Formel 3000 fuhr ich für Coloni und wurde Vierter, 2004 hatte ich die Pole und gewann das Rennen für Arden." Sein damaliger Teamchef: Christian Horner, heute bei Red Bull in der Formel 1.#w1#

Der 29-Jährige hat den malerisch gelegenen Kurs in der Nähe von Mailand schnell lieben gelernt - heute ist der Force-India-Pilot abgesehen von der traditionellen Ferrari-Vergötterung die Nummer eins der Italiener, denn der Jarno Trulli hat in seinem Lotus unter normalen Umständen keine Chance auf die Spitzenplätze. "Es ist schon etwas besonders, vor deinem eigenen Publikum und vor deinen Freunden zu fahren, denn das ist das Land wo ich herkomme", freut sich Liuzzi auf das Heimspiel.

Liuzzi vergleicht Monza mit Monaco

"Außerdem ist Monza eine wunderschöne Rennstrecke - einer der wenigen historischen Kurse wie Spa, die es noch im Kalender gibt. Ich habe dort immer ein großartiges Gefühl, die Atmosphäre ist toll, das Publikum auch. Es ist eines der Rennen, auf das ich jedes Jahr warte - ein bisschen wie Monaco, denn ich liebe die Strecke und die große Herausforderung." Die Herausforderung ist für Liuzzi in Monza sogar noch größer als im Leitplankendschungel im Fürstentum - warum? "Das liegt daran, dass du vor deinem Publikum fährst und dort besonders gut abschneiden willst", spürt er den Druck seiner Landsleute.

Damit umzugehen ist nicht einfach. Das haben selbst Piloten wie Niki Lauda oder Ayrton Senna bewiesen, die große Schwierigkeiten hatten, ihr Heimrennen zu gewinnen. Bei beiden dauerte es lange, bis der Fluch besiegt war. Auch Liuzzis erste Versuche, in Monza in der Formel 1 erfolgreich zu sein, waren bisher nicht von Erfolg gekrönt. 2006 wurde er im Toro Rosso 14., im Jahr darauf kam er nicht über Rang 17 hinaus, obwohl er schließlich vor seinem damaligen Teamkollegen Sebastian Vettel und seinem nunmehrigen Teamkollegen Adrian Sutil lag.

Sein Formel-1-Debüt hat sich eingeprägt: "Da hatte ich einen großen Kampf mit David Coulthard im Red Bull. Ich erinnere mich, dass ich versuchte, am Gras zu überholen, doch es war ein guter Kampf und hat Spaß gemacht, obwohl ich außerhalb der Punkte ins Ziel kam." Sein bisheriges Highlight war aber definitiv das Formel-1-Comeback im Jahr 2010: "Ich schaffte es ins Q3 und startete als Siebenter, im Rennen lag ich lange auf Platz vier, bis eine Antriebswelle brach. Das war frustrierend, doch für mich war es wichtig, bei meinem Comeback zu zeigen, dass ich konkurrenzfähig bin."

Sechs Kurven, die ihre Tücken haben

Auf den ersten Blick sieht das Streckenlayout nicht wahnsinnig kompliziert aus, doch der Kurs hat seine Tücken, weiß Liuzzi: "Der Kurs unterscheidet sich von allen anderen. Man könnte glauben, dass sechs Kurven kein großes Problem darstellen, doch man muss über die Randsteine fliegen, besonders in der Ascari-Schikane. Dort muss du genau wissen, wie du den ersten Randstein anfährst, damit du das Auto beim Ausgang in Position bringen kannst. Der Ausgang ist in Monza bei allen Kurven der Schlüssel, denn die Geraden sind so lange, dass man dort viel Zeit gutmachen kann. Es ist wichtig, wie man das Auto positioniert, doch über die Randsteine zu fliegen ist nicht einfach, vor allem, wenn du ein steifes Auto hast, das zurückfedert. Es gibt nicht viele Kurven, doch die wenigen sind sehr technisch."¿pbvin|512|3090||0|1pb¿

Im Vorjahr profitierte Liuzzis Team von der besonderen Charakteristik des Force-India-Boliden: Kein Auto erzeugte so wenig Luftwiderstand - ein enormer Vorteil auf einem Kurs, wo es um Topspeed geht. Das aktuelle Auto ist im Vergleich eher ein "Allrounder", dennoch liegen ihm schnelle Kurse, wie das Rennen in Spa bewiesen hat. Doch durch die Erfindung des F-Schacht-System durch McLaren, das vom Großteil der Rennställe längst kopiert wurde, sind Adrian Sutil und Tonio Liuzzi in Sachen Höchstgeschwindigkeit nicht mehr die Nummer eins.

Doch gerade in Monza könnte dieser Faktor ohne Bedeutung bleiben, wie Liuzzi vermutet: "Ich glaube nicht, dass alle Teams in Monza das F-Schacht-System verwenden, denn das Abtriebsniveau ist so gering, dass das System nicht von großem Nutzen ist. Ich denke, dass wir in Monza konkurrenzfähig sein werden. Vor Spa wussten wir, dass jeder sein Auto in Sachen Topspeed verbessert hat, obwohl unser Auto immer noch sehr wenig Luftwiderstand aufbaut. Wir wussten also, dass Spa schwieriger wird als im Vorjahr. Doch in Monza sollten wir in guter Form sein - vielleicht nicht so stark wie letztes Jahr, doch immer noch gut genug für Punkte."