• 07.09.2010 17:15

Force India: Nach Aero-Tests stark verbessert?

Nach der Top-Leistung von Spa kommt Force India als Geheimtipp nach Monza, zumal die neue Aerodynamik "stark verbessert" sein soll

(Motorsport-Total.com) - Während bei Red Bull vor den Rennen in Spa und Monza die Angst umging, sieht die Welt bei Force India anders aus: Bei kaum einem Rennstall war die Vorfreude auf die Speed-Strecken in Spätsommer so groß wie bei Vijay Mallyas Team - mit Ausnahme von McLaren vielleicht. Dass diese Vorfreude keineswegs unbegründet war, bewies Adrian Sutil in Spa mit einem starken Rennen, das er auf Platz fünf beendete. Das beweist: Der VJM03 ist auch dieses Jahr auf schnellen Strecken eines der besten Autos, auch wenn man an die Vorjahresleistungen bei wenig Abtrieb nicht mehr ganz herankommt.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Im Vorjahr brillierte Tonio Liuzzi beim Comeback, hatte aber Pech


"Belgien war ein großartiges Rennwochenende für uns. Das haben wir für den zweiten Teil der Saison dringend benötigt", freut sich Sutil über den guten Auftakt nach der Sommerpause. "Schon im Training lief es gut, das Auto war sehr einfach zu fahren und reagierte gut auf Veränderungen. Es fühlte sich einfach an, rauszugehen und schnelle Zeiten hinzulegen. Ich glaube also von Beginn an daran, dass wir dort eine Chance auf ein gutes Resultat hatten. Das Qualifying lief gut, wir reagierten fast perfekt auf das Wetter und kehrten somit nach einigen Rennen endlich wieder in die Top Ten zurück - das war dringend notwendig."#w1#

Diese gute Ausgangsposition konnte Sutil dann auch im Rennen nützen: "Es war ein ziemlich spannendes Rennen und wir waren immer vorne dabei. Platz fünf war so ziemlich das Maximum für uns und ich war glücklich, dass wir dort trotz des wechselnden Wetters und des Safety-Cars blieben. Am Ende waren nur die Titelkandidaten vor uns, also können wir zufrieden sein."

"Im letzten Jahr war ich hier Vierter - mein bisher bestes Rennergebnis. Das wäre auch dieses Jahr großartig." Adrian Sutil

Dieses tolle Resultat gibt dem Gräfelfinger nun viel Zuversicht für Monza: "Durch den Speed und das Handling unseres Autos in Spa freue ich mich jetzt wirklich auf Monza. Wir haben zwar nicht den Topspeed-Vorteil des letzten Jahres, weshalb es ein enges Wochenende wird, doch wir wissen, dass wir bei den Schnellsten dabei sind - das gibt uns gute Chancen auf Q3 und die Punkteränge. Im letzten Jahr war ich hier Vierter - mein bisher bestes Rennergebnis. Das wäre auch dieses Jahr großartig. Natürlich wird es nicht leicht, denn vor uns spielt sich ein riesiger Kampf um die Meisterschaft ab. Doch ich bin zuversichtlich, dass das Team nach dem doppelten Punktegewinn von Spa wieder auf Kurs ist. Wir reisen also alle sehr optimistisch nach Italien."

Liuzzi: Noch nie so hart für Punkt gekämpft

Das gilt auch für Sutils Teamkollegen Tonio Liuzzi, dessen spektakuläres Rennen in Belgien immerhin mit einem Punkt belohnt wurde. "Dafür musste ich härter arbeiten, als für fast jeden anderen Punkt in meiner Karriere", stellt der Italiener klar. "Das war ein wirklich verrücktes Rennen mit all dem Regen und den Kämpfen mit den anderen Fahrern, doch ich habe diese zusätzliche Herausforderung genossen, mich durch das Feld durchzukämpfen. Das war nach diesem harten Wochenende sehr befriedigend."

Der erste Rückschlag für Liuzzi passierte schon vor dem Qualifying: "Wir hatten einige Probleme während des Trainings, doch wir haben als Team zusammengearbeitet und unmittelbar vor dem Qualifying eine Lösung gefunden. Das Team hat so gut gearbeitet und Tag und Nacht gearbeitet, um mir das bestmögliche Auto zu geben. Letzten Endes glaube ich, dass wir das Rennen sogar noch besser beenden hätten können, da ich von einem anderen Auto schon zu Beginn getroffen worden bin, wodurch mein Frontflügel beschädigt wurde. Und dann fuhr mir in der Endphase auch noch Vettel rein. Insgesamt habe ich aber die Herausforderung und den zusätzlichen mentalen Druck genossen, besonders, wenn zwischen richtig und falsch so ein schmaler Grat liegt."

Bei seinem Heimrennen in Monza jährt sich Liuzzis Formel-1-Comeback zum ersten Mal: "Ich habe großartige Erinnerungen. Wir hatten dieses fantastische Resultat von Spa im Rücken, also war das gesamte Team auf einem Höhenflug. Wir wussten auch, dass wir für Monza ein großartiges Auto hatten. Ich bekam also den Anruf und natürlich war ich ziemlich nervös, doch ich versuchte, mich in das Wochenende hineinzuarbeiten und mich ständig zu verbessern. Im Qualifying wurde ich dann Siebenter, was so ein fantastisches Gefühl war. Leider hatte ich im Rennen ein mechanisches Problem, als ich unter den ersten Sechs lag, doch ich hatte echt das Gefühl, dass ich das Bestmögliche herausgeholt habe."

"Die Anzeichen sind soweit gut - unsere Aero-Tests haben starke Verbesserungen gezeigt." Vitantonio Liuzzi

Dennoch hat der ehemalige Red-Bull-Pilot mit seinem Heimrennen noch eine Rechnung offen: "Natürlich wollen wir auch dieses Jahr eine gute Leistung bringen, vor allem nach dem letzten Jahr. Doch das liegt nicht nur daran, dass ich vor eigenem Publikum fahre, ich will auch das Resultat einfahren, dass wir diese Saison verdienen. Aus unterschiedlichen Gründen haben wir dieses Jahr wirklich gute Resultate ganz knapp verpasst, jetzt muss einmal alles passen. Und wenn es dann noch in Monza passiert, dann würde mich das noch glücklicher machen - das stimmt schon. Die Anzeichen sind soweit gut - unsere Aero-Tests haben starke Verbesserungen gezeigt, das Auto ist bereits stark und wir haben uns ein gutes Programm für das Rennwochenende zurecht gelegt."

Sutil muss für di Resta Platz machen

Das Heimrennen beginnt für Liuzzi tatsächlich nach Wunsch. Denn diesmal ist es nicht er, sondern Teamkollege Sutil, der im ersten freien Training für Testpilot Paul di Resta das Cockpit räumen muss. Der Schotte, der beim vergangenen DTM-Wochenende in Brands Hatch einen souveränen Sieg einfuhr, freut sich auf Monza: "Das ist eine spezielle Strecke, die einen ganz anderen Zugang erfordert, als die anderen Strecken, die ich schon gefahren bin. Es gibt wenig Abtrieb, hohe Geschwindigkeit und harte Bremsmanöver vor den Schikanen - eine weitere Erfahrung, die ich dann zu Buche stehen habe. Ich habe mich im Simulator vorbereitet und hoffe, dass ich so viel wie möglich aus dieser Session mitnehmen kann."

Di Resta erweist sich als Rennfahrer mit Geschichtsbewusstsein, denn Monza hat mehr zu bieten, als den Grand Prix 2010: "Natürlich hat die Strecke eine spezielle Atmosphäre. Wenn ich dann dort bin, will ich die Historie erleben und werde mit die alte Steilwandkurve ansehen. Ich hoffe, dass ich mich dort sehr zuhause fühlen werde, da ich italienische Vorfahren habe und ein Teil meiner Familie immer noch dort lebt. Es sollte also ein interessantes Wochenende werden - sowohl professionell, als auch persönlich. Wir werden alle zusammenarbeiten, um so gut wie möglich abzuschneiden. Mit der richtigen Einstellung werden wir das Paket für geringen Abtrieb weiter entwickeln. Wir haben uns in Spa gut präsentiert, es gibt also keinen Grund, warum es in Monza nicht auch klappen sollte."

Auch Teamchef und Teambesitzer Vijay Mallya befindet sich nach dem Highlight in Spa auf einem Höhenflug: "Das war eine gute Strecke für uns, endlich holten Adrian und Tonio Punkte. Diese Punkte sind für uns in der Konstrukteurs-WM entscheidend, da wir nun ganz klar 18 Punkte vor Williams auf Platz sechs liegen. Es hat aber auch gezeigt, dass wir mit dem Beginn des zweiten Teils der Saison wieder zurück im Geschäft sind. Sowohl das Tempo, als auch das Fahrverhalten des Autos war ermutigend. Da mit Monza, Japan und Brasilien ähnliche Strecken auf uns zukommen, hoffen wir, dass wir diese Leistung wiederholen können."

"Wenn ich dann dort bin, will ich die Historie erleben und werde mit die alte Steilwandkurve ansehen." Paul di Resta

Dennoch will sich Force India nicht auf den Lorbeeren ausruhen, wie Mallya behauptet: "Wir haben zuletzt hart am angeblasenen Diffusor gearbeitet und letzte Woche einen erfolgreichen Aero-Test hinter uns gebracht. Wir werden in Monza außerdem ein Paket für wenig Abtrieb einsetzen, damit wir die dort üblichen Höchstgeschwindigkeiten erreichen - das ist eine weitere Verfeinerung unseres Spa-Pakets. Wir sind vorsichtig optimistisch - wenn alles passt, dann sollten wir ähnlich stark sein wie in Spa und ein ähnliches Resultat schaffen. Doch es gibt so viele Faktoren, durch die man sich zu diesem Zeitpunkt in der Saison nie sicher sein kann."