Liuzzi hofft nicht mehr auf Wunder bei HRT

Seine Hoffnung auf eine Rückkehr ins HRT-Cockpit gibt Vitantonio Liuzzi auf, mit der Formel 1 hat der WEC- und Superstars-Pilot aber noch nicht abgeschlossen

(Motorsport-Total.com) - Insgesamt 80 Grands Prix hat Vitantonio Liuzzi seit 2005 bestritten, für Teams wie Red Bull, Toro Rosso, Force India und zuletzt HRT. An die Vorschusslorbeeren nach seinem überlegenen Meistertitel im GP2-Vorläufer Formel 3000 im Jahr 2004 konnte er in der Formel 1 jedoch nie ganz heranreichen, sodass er sich nun nach Alternativen umsehen muss, weil er selbst bei HRT nur noch auf dem Abstellgleis steht.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Vitantonio Liuzzi ist in diesem Jahr noch kein Formel-1-Auto gefahren Zoom

Der 31-Jährige verlor seinen Stammplatz beim kleinsten Team der Königsklasse Ende des vergangenen Jahres, weil Pedro de la Rosa von den neuen Eigentümern aus Spanien als PR-Zugpferd engagiert wurde. Liuzzi ging zunächst davon aus, als dritter Fahrer zumindest das eine oder andere Freitagstraining bestreiten zu dürfen, doch stattdessen wurde der Spanier Dani Clos verpflichtet und er selbst auf der Ersatzbank in die zweite Reihe verdrängt.

Ein spanischer Reisepass "wäre wohl das, was ich bräuchte, um dort wieder fahren zu können", grinst Liuzzi im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Spaß beiseite und mal ganz ehrlich: Es ist eine schwierige Situation für mich. Ich bin verpflichtet, jeweils vor Ort zu sein und mich im Hintergrund bereit zu halten. Es gab in den vergangenen Monaten viele Veränderungen bei HRT. Ich muss damit klarkommen. Das schaffe ich auch. Nun arbeite ich eben an anderen Projekten."

Neue Aufgaben: WEC und Superstars-Serie

Zum Beispiel an der Langstrecken-WM (WEC), wo er am vergangenen Wochenende in Silverstone bei der Premiere im LMP2-Lotus des Teams von Colin Kolles keine einzige Rennrunde drehen konnte (Hier klicken: Zur WEC-Rubrik bei Motorsport-Total.com!), oder an der italienischen Superstars-Tourenwagen-Serie, in der er sogar die Gesamtwertung anführt - vor Gegnern wie Thomas Biagi, Gianni Morbidelli, Johnny Herbert oder auch Gaststarter Christian Klien. Für das Superstars-Rennen in Portimao verzichtet Liuzzi sogar auf den WEC-Termin in Sao Paulo.

Damit, Testfahrer zu sein, aber trotzdem auch in Spa-Francorchamps wieder Clos den Vortritt lassen zu müssen, hat sich Liuzzi inzwischen "abgefunden", zumal mit dem Chinesen Qing-Hua Ma schon ein weiterer Paydriver in den Startlöchern scharrt. Trotzdem: "Ich werde für den Fall, dass man mich braucht, vor Ort sein. Ich bin fit und bereit. Ich habe schon mehrfach bewiesen, dass ich auch nach einigen Monaten Pause aus dem Stand wieder gute Leistungen im Auto abliefern kann."


WEC-Rennen in Silverstone (Teil 1/5)

Als Italiener ohne Chance

"Seit dem Wechsel der Besitzverhältnisse - also von Carabante auf Thesan Capital - verfolgt man im Team eben einen anderen Plan", seufzt er. "Unter Carabante galten noch andere Absprachen. Seit die neuen Besitzer am Ruder sind, geht es in eine andere Richtung. Man legt nun noch mehr Wert darauf, dass es ein rein spanisches Team ist. Ich habe ein gewisses Verständnis dafür, dass man den Zögling Dani Clos dann ins Auto setzt, um ihm Erfahrungen zu ermöglichen."

Seine Zukunft sieht er "vielleicht in der Formel 1, vielleicht aber auch nicht", gibt sich Liuzzi keinen Illusionen hin. Der Italiener schätzt seine Lage nüchtern ein, wenn er sagt: "Es gibt derzeit einige Gespräche mit Teams, aber ich kann nicht viel darüber sagen. Es gibt Kontakt und Gespräche, aber ich bin realistisch. Es ist eine schwierige Situation, aber ich habe die Hoffnung, dass es Menschen gibt, die schnellen und erfahrenen Piloten etwas mehr Vertrauen schenken."

Michael Rossi, James Rossiter, Vitantonio Liuzzi

Eigentlich sollte Vitantonio Liuzzi im Lotus mit der Startnummer 32 sitzen Zoom

Denn im Hinterkopf hat Liuzzi immer noch, dass er seine Möglichkeiten in der Königsklasse nie ganz ausschöpfen konnte: "Ich habe mit der Formel 1 noch nicht ganz abgeschlossen, aber nun betreibe ich eben eine andere Serie parallel zu meinen Bemühungen", erklärt er. "Hier in der WEC geht es fast genauso professionell zu wie in der Königsklasse. Ich lerne die Szene immer besser kennen und bin wirklich begeistert."