• 05.09.2004 11:33

  • von Fabian Hust

Lauda: "Winziger Augenblick" löst Rücktrittswunsch aus

Niki Lauda über Rücktrittsgedanken von Rennfahrern und in welcher Situation er sich 1985 zum Rücktritt entschied

(Motorsport-Total.com) - Für die meisten Außenstehende ist es wohl unbegreiflich, dass ein Rennfahrer wie Michael Schumacher bereits 14 schwere Unfälle erlebt hat, die durchaus alle nicht glimpflich hätten ausgehen müssen, und er dennoch immer in sein Auto zurückkehrt. In dieser Woche erlebte der Weltmeister seinen 15. schweren Unfall. Viele Fans dürften sich fragen: Warum setzt sich der zweifache Familienvater noch diesem Risiko aus, obwohl er in der Formel 1 alles erreicht hat, was man nur erreichen kann?

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda im Gespräch mit Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher

Ex-Formel-1-Weltmeister Niki Lauda glaubt, dass Michael Schumacher einen solch schweren Unfall wie diese Woche in Monza, als dem Ferrari-Star bei 345 km/h ein Reifen platzte, nicht mehr so leicht wegsteckt wie ein junger Pilot, der noch zu Beginn seiner Karriere steht: "Dann wirst du stärker an das Risiko erinnert, das du in diesem Beruf eingehst", so der Österreicher gegenüber der 'Bild am Sonntag'.#w1#

Michael Schumacher ist ein rationaler Mensch, und so wird er seine Rücktrittsüberlegungen nach Laudas Ansicht ganz logisch aufziehen: "Er muss jetzt überlegen, ob die Freude immer noch größer ist als das Risiko, das er bei jedem Test und bei jedem Rennen eingeht. Und er wird sich das überlegen", glaubt der 55-Jährige.

Dem Weltmeister von 1975, 1977 und 1984 ist jedoch auch klar, dass ein moderner Formel-1-Pilot deutlich weniger Gedanken an seine Sicherheit verschwendet als dies die Fahrer noch zu seiner Zeit taten: "Bei uns gab's immer wieder Tote, heute überleben die Piloten dank der sicheren Autos auch die schlimmsten Unfälle. Das ist mit ein Grund, warum sich Michael immer noch sicher fühlt."

"Ein winziger Moment", glaubt Lauda, wird Michael Schumacher eines Tages zum Rücktritt bewegen, so wie ihn damals 1985, als er fernab der Kameras im Training ein Problem bekam: "Ich bin um die Kurve, ein kleiner Ausrutscher, aber ich hab das Ding gerade noch so auf der Strecke gehalten. In dem Moment ist mir durch den Kopf geschossen: Wenn ich jetzt abgeflogen wäre, dann wär's vielleicht aus mit mir gewesen." Es war nicht einmal ein Unfall, der Lauda zum Umdenken bewegte: "Aber es war der Moment, wo ich mir sagte: Jetzt ist Schluss. Und so wird's auch bei Michael kommen."

Als Rennfahrer müsse man seinen Helm an den Nagel hängen, wenn man beginnt, über das Risiko und die Gefahren zu grübeln. Michael Schumacher werde angesichts seines schweren Unfalls in Monza überlegen, wie nahe er dem Tod war und er wird überlegen, dass ein solcher Crash immer wieder passieren kann, glaubt Lauda. "Falsch" wäre es, wenn ihn seine Frau Corinna bitten würde, zurückzutreten: "Ich nehme an, sie wird ihn nie bitten aufzuhören."