Lauda: "Vergesst dieses RRA-System"

Das Mercedes-Team wendet 2013 viele Ressourcen auf, um 2014 konkurrenzfähig zu sein - Input dazu kam von Aufsichtsrats-Chef Niki Lauda

(Motorsport-Total.com) - Innerhalb der Teamvereinigung FOTA wurde im Jahr 2009 das sogenannte Ressorcen-Restriktions-Abkommen (RRA) ausgearbeitet, vereinfacht ausgedrückt ein "Sparpaket", um die Kosten für die finanziell angeschlagenen Teams zu senken. Doch einige der großen Teams, allen voran Red Bull und Ferrari, wehrten sich zuletzt dagegen, das RRA für alle nachvollziehbar zu implementieren. Auch bei Mercedes hat diesbezüglich offenbar ein Umdenken eingesetzt.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda und Dieter Zetsche

Niki Lauda im Gespräch mit Dieter Zetsche, dem Chef des Daimler-Konzerns Zoom

Der Stuttgarter Automobilhersteller führte sein Formel-1-Engagement seit dem Ausstieg bei McLaren und der Übernahme des Brawn-Teams unter dem Schlagwort Kosteneffizienz, doch der Erfolg blieb in den ersten drei Jahren des Silberpfeil-Werksteams aus. Aber während anderswo Personal abgebaut wurde, um die RRA-Auflagen zu erfüllen, strukturierte Mercedes die Technikabteilung um und engagierte Ingenieurs-Kaliber wie Bob Bell, Geoff Willis, Aldo Costa und Paddy Lowe.

Besonders im Hinblick auf das neue Reglement 2014 ist eine so hochkarätige personelle Struktur auf höchstem Niveau von Vorteil, weil mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, die man zwischen aktuellem und zukünftigem Auto aufteilen kann. "Ross Brawn hatte schon 2012 erkannt, dass bei Mercedes überall gute Leute fehlen", erklärt Niki Lauda, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Silberpfeil-Teams, im Interview mit der Tageszeitung 'Die Welt'.

Kein Topteam hält sich an das RRA

"Mercedes hatte sich damals diesem RRA-System angepasst, also diesem Kostenreduzierungsprogramm. Das aber wurde von McLaren, Red Bull und Ferrari aus verschiedenen Gründen nicht eingehalten", behauptet der 64-jährige Österreicher. "Diese Schieflage hat Ross im richtigen Moment erkannt und neue, bessere Leute eingestellt. Dafür hat er - wie die anderen Topteams - die vorhandenen finanziellen Ressourcen eingesetzt."

Hinter den Kulissen soll Mercedes eine jener Kräfte gewesen sein, die Ende 2012 gegen eine Aufnahme des RRA ins FIA-Reglement waren. Brawn dürfte schon damals gedämmert sein: Wenn wir 2013 mehr Ressourcen dafür aufwenden, das 2014er-Auto und den 2014er-Motor zu bauen, dann könnte ein ähnliches Kunststück wie 2009 gelingen. Damals wurde sein Team Weltmeister, nachdem es die Saison 2008 frühzeitig abgeschrieben und sich voll aufs neue Auto konzentriert hatte.

Aufstockung macht sich für Mercedes bereits bezahlt

Paddy Lowe und Ross Brawn

Paddy Lowe und Ross Brawn: Funktionieren die beiden auch als Team? Zoom

Diese Ressourcenaufstockung macht sich schon jetzt bemerkbar: "Mit diesem Kurs hat das Team aus den Fehlern des alten Autos gelernt und man hat für 2013 vom ersten Tag an ein Auto hingestellt, das besser funktionierte. Dieser Prozess hat aber weder etwas mit mir noch mit jemand anderem zu tun", so Lauda. "Ich hatte nur von Anfang an gesagt: 'Vergesst dieses RRA-System. Wir brauchen stattdessen neue, bessere Leute, wenn wir Red Bull schlagen wollen.'"

Wie lange Brawn noch als Teamchef an Bord bleibt, bevor er an Lowe übergibt, steht übrigens in den Sternen. Aber so konkret, wie sie Anfang dieses Jahres waren, sind die Rücktrittsgedanken des Briten wohl nicht mehr: "Es gab kurze Einbrüche bei Ross Brawn, als Paddy Lowe von McLaren zu uns kam", räumt Lauda ein, aber: "Die haben wir geklärt." Durchaus denkbar also, dass Mercedes auch 2014 mit der aktuellen Struktur in Angriff nehmen wird.