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Lauda: Jaguar bekommt 2003 neuen Motor, Jordan nicht
Der Jaguar-Teamchef über die Querelen mit Arrows, den Deal mit Jordan und warum die Zuschauer der Formel 1 den Rücken kehren
(Motorsport-Total.com) - Eigentlich müsste man meinen, dass die aus dem Wettkampf zwischen 22 Fahrern, 11 Teams und 2 Reifenherstellern resultierende Spannung, sowie die kleinen Sticheleien zwischen Fahrern, Teams und Motorenherstellern die Formel 1 auch dann genug attraktiv erscheinen lassen, wenn in anderen Motorsportserien eine Frau Geschichte schreibt und auf die Pole Position fährt.

© Jaguar Racing
Niki Lauda hat derzeit mehr als genug Sorgen
Dem ist aber nicht mehr so, zumindest nicht mehr nachdem Michael Schumacher in Frankreich vorzeitig zum Fahrerweltmeister gekrönt wurde und schon gar nicht mehr nachdem Ferrari in Ungarn auch die Konstrukteurswertung für sich entschied. Seit sich die Roten mit Bridgestone verschworen haben und der Express aus Maranello Rennwochenende für Rennwochenende die Konkurrenz in Grund und Boden fährt, lässt das Interesse an der Königsklasse jedenfalls spürbar nach. In Ungarn blieben am letzten Wochenende viele Tribünenplätze leer und das lag sicherlich nicht nur an den ausgebliebenen Massen finnischer Fans, welche seit Häkkinens Rückzug auf der Suche nach einem neuen "fliegenden Finnen" sind mit dem sie sich identifizieren können.
Jaguar-Teamchef Niki Lauda erklärte im Anschluss an den dreizehnten WM-Lauf gegenüber der 'Kleinen Zeitung', dass das Rennen auf dem Hungaroring "fad" war. Die Befürchtung des Österreichers: "Wenn das so weiter geht, haben wir bald keine Zuschauer mehr." Damit könnte der angeblich bei Jaguar selbst auf dem Schleuderstuhl sitzende frühere Formel-1-Pilot Recht haben, denn so lange die grün-weiß lackierten Boliden aus Milton Keynes der Konkurrenz hinterher fahren, ist man nicht ganz unschuldig an der Formel Langeweile. Doch Lauda hat ganz andere Sorgen als sich darüber den Kopf zu zerbrechen wie man Ferrari schlagen kann.
Als hätte der 53-Jährige jedoch nicht schon Probleme genug, schließlich muss er das Kunststück bewerkstelligen die Geldgeber von Ford angesichts enttäuschender Leistungen zu besänftigen und gleichzeitig versuchen die Karre aus dem Dreck zu ziehen, muss Lauda nun noch an einer anderen Front kämpfen. Arrows, der unter Tom Walkinshaw in die Pleite gewirtschaftete Rennstall, schuldet Cosworth noch eine Stange Geld. "Wir werden um das Geld kämpfen, alle rechtlichen Aspekte in Betracht ziehen", droht Lauda und verweist darauf, dass er Walkinshaw schon in dieser Saison entgegenkam, als dieser in Monaco erst in letzter Minute die Leasingrate für die Zehnzylinder beglich. Sollte das Arrows-Team doch noch in letzter Sekunde vor dem Aus gerettet werden, so wird Lauda wohl auf eine umgehende Begleichung aller offenen inklusive aller noch ausstehenden Summen bestehen: "Man kann nicht zuerst um Hilfe bitten und dann nicht zahlen", hat der Chef der Premier Performance Division, zu welcher neben Jaguar Racing auch Cosworth und das Elektronikunternehmen Pi gehört, endgültig genug.
Als Eddie Jordan letzten Sonntag auf dem Hungaroring stolz verkündete in den kommenden drei Jahren mit von Ford finanzierten Cosworth-Motoren zu starten, da dürfte sich Laudas Stimmung auch nicht gerade gebessert haben, zeugt doch dieser Deal zwischen Ford und Jordan davon, dass der Automobilkonzern aus Detroit dem Team Jaguar Racing eigentlich nichts mehr zutraut. Lauda blieb nichts anderes übrig als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und einen Trumpf haben die angeschlagenen "Raubkatzen" zumindest nicht aus der Hand gegeben.
"Wir", sagt Lauda und meint damit Jaguar, "bekommen einen brandneuen Motor, der letzte Woche schon auf dem Prüfstand lief. Der diesjährige Motor wäre dann für alle, die ihn haben möchten." Will heißen: Die Jaguar-Piloten dürfen sich über ein paar PS mehr freuen. Doch ob ihnen das was nutzen wird wagen Motorsportexperten schon jetzt zu bezweifeln. Warum? Als Arrows mit den Cosworth-Kundenmotoren noch am Start stand, da konnte man die Grünen bereits hinter sich lassen, denn deren Problem ist nämlich nicht der Motor sondern das Auto. Hätte Jaguar ein paar Millionen über, so wäre es ein geschickter Schachzug von Lauda von Arrows das Know-how wie man denn ein konkurrenzfähiges Chassis konstruiert abzukaufen, dann würden nämlich auch die Gerüchte verstummen wonach der Österreicher bald gefeuert wird. Die Gefahr sieht Lauda aber ohnehin nicht. Befragt, ob sein Job bei Ford und Jaguar in Gefahr ist, meinte der gegenüber der 'Kleinen Zeitung' nur: "Es gibt und gab nie ein Anzeichen in diese Richtung." Noch Fragen?

