• 23.02.2009 16:15

  • von David Pergler

Lauda: Einsparungen könnten eine Milliarde betragen

Niki Lauda rechnet in der Formel 1 mit einem potenziellen Einsparvolumen von einer Milliarde Euro und vergleicht seine Fahrergeneration mit der heutigen

(Motorsport-Total.com) - Niki Lauda steht viel im Fokus in diesen Tagen. Immerhin feierte eine der schillerndsten Figuren der gesamten Rennsportgeschichte einen runden Geburtstag (60 Jahre). Zum Feiern gibt es angesichts der weltweit wirtschaftlichen Lage nicht viel, aber so was kann man sich ja nicht aussuchen. Die tobende Krise empfindet der 60-Jährige zwar für den kleinen Mann als sehr bedauerlich, in Punkto Formel 1 hat sie in den Augen des Österreichers aber einen Selbstheilungsprozess in Gang gesetzt. Immerhin dürfte der größte Rennzirkus der Welt wieder auf ein gesundes Maß zurückschrumpfen.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda und Vijay Mallya

Force India kann laut Niki Lauda 21 Millionen Euro sparen

Zwar hatte man in der Formel 1 längst die Zeichen der Zeit erkannt, doch da das Geld aus der Wirtschaft so sprudelte, wie eine nie versiegende Quelle, fehlte den führenden Protagonisten letztendlich der entscheidende Wille, das Steuer wirklich herumzureißen. Nun werden sie dazu gezwungen. Lauda verspricht sich einiges an Einsparungen: "Etwa 30 Prozent der bisherigen Kosten", gab er gegenüber 'welt.de' bekannt.#w1#

"Die absolute Höhe der Einsparungen variiert: Ein Werksteam wie Toyota wird von seinem 450-Millionen-Euro-Budget 135 Millionen einsparen können. Force India (Budget: 70 Millionen Euro) wird etwa 21 Millionen Euro sparen. Der größte Sparfaktor werden die Motoren. Ab 2010 wird praktisch ein Einheitsmotor verwendet, allein das Einsparen von Entwicklungskosten dürfte die Hersteller um fast 150 Millionen Euro pro Saison entlasten. Insgesamt könnten sich die Einsparungen auf eine Milliarde Euro summieren", so Lauda.

Eine der Schlüsselfiguren in und um diesen Prozess ist Bernie Ecclestone. Obwohl der reiche Brite sein Geschäft mit so eiserner Hand zusammenhält und regiert, wie eh und je, gilt auch für "Mr. Formel 1" die Tatsache, dass bislang noch niemand ewig gelebt hat. Wie könnte gemäß Lauda die Post-Ecclestone-Ära aussehen?

Rennfahrer: Heute Profis, damals Verrückte

"Es war Bernie alleine, der die Formel 1 dorthin gebracht hat, wo sie heute steht", erklärt der dreifache Formel-1-Weltmeister. "Und es wird sich auch keiner finden, der den Weg so konsequent weitergehen wird. Am wahrscheinlichsten ist, dass es dann drei oder vier Vorstände geben wird, die sich jeweils um Teilbereiche des Geschäfts kümmern."

Rennsportpuristen beklagen heute oft, dass früher noch raubeinige Kerle gegeneinander gekämpft haben, von denen jeder einzigartig und originell war, wohingegen die heutigen Rennfahrer der jungen Generation durch ihr auf Marketing gepoltes Auftreten und fehlendes Charisma alle austauschbar sind. "Das ist egal, weil Charisma macht dich kein Hundertstel schneller", wehrt Lauda ab.

"Woher sollen sie es auch haben? In meiner Generation musste man sich ständig fragen, ob dir der Sport dein Leben wert ist, weil es jedes Jahr mindestens einen Fahrer erwischte. Überspitzt gesagt, stellte sich in jeder Kurve die existenzielle Frage, bleib ich jetzt am Gas oder nicht." Eine Frage, die unter den Fahrern aber nicht zur Diskussion stand: "Wir waren ja kein Selbsthilfe-Diskutierverein."

Laudas "Judas-Verrat"

"Jeder musste für sich vorher überlegen, wie viel einem die Geilheit wert ist, da mit 320 auf den Zentimeter an die Leitplanke heranzusegeln. Das bot ja ein unglaubliches Hochgefühl. Aber natürlich prägt das den Charakter, wenn man ein paar Mal in einer Saison einen Kollegen gesehen hat, der zerbröselt dagelegen ist. Wir waren einfach ziemlich abgebrüht."

Seine Abgebrühtheit hat Lauda besonders bei seinem Abgang von Ferrari bewiesen: Noch nie zuvor hat es ein Fahrer wie Lauda gewagt, Enzo Ferrari zu brüskieren, indem er aus Eigeninitiative das in Maranello stationierte Team verließ. Die Geschichte einer kleinen Palastrevolution: "Der Abgang von Ferrari 1977 war sicher eine emotionelle Geschichte. Erstens hat der Ecclestone ein Superangebot gemacht. Dann hat der Alte (Enzo Ferrari, Anm. d. Red.) gesagt, er zahlt mir, was ich will."

"Aber da war es schon zu spät. Und ich werd' nie vergessen, wie ich nach dem letzten Meeting bei Ferrari die Stiegen in Maranello runtergegangen bin. Ich hab' gedacht, ich kann jetzt fliegen, so frei fühlte ich mich. Da bin ich erst draufgekommen, welche Belastung es war, für Ferrari zu fahren. Zum damaligen Zeitpunkt war es also die richtige Entscheidung, nur erfolgreicher wäre ich wahrscheinlich gewesen bei Ferrari." Ferrari beschimpfte den Österreicher für diese Entscheidung als 'Judas'.