• 23.10.2001 09:25

  • von Fabian Hust

Lauda: Die ganzen Abdeckungen müssen weg!

Jaguar-Teamchef Niki Lauda fordert den Fans zuliebe die Abschaffung der Geheimnistuerei in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Wenn es technisch möglich wäre, dann würden die Top-Teams ihre Formel-1-Autos wohl auch noch auf der Strecke in irgendeiner Form tarnen, um es der Konkurrenz nicht zu ermöglichen, neue Errungenschaften auszuspionieren. Große Stellwände in den Boxen und Plastikabdeckungen für Front- und Heckflügel sollen verhindern, dass Fotographen Detailaufnahmen von den Autos machen, wenn diese an der Box stehen.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda (Jaguar-Teamchef)

Niki Lauda will die Geheimnistuerei in der Formel 1 abschaffen

Doch spätestens in der Startaufstellung vor dem Vorstart oder Start, wenn die Autos lange Zeit still stehen, ohne abgedeckt werden zu können, haben von der Konkurrenz angeheuerte Fotographen die Möglichkeit, die Autos abzulichten und auch sonst gibt es genügend Möglichkeiten, Detailaufnahmen von interessanten Komponenten zu schießen, wenn diese denn ein anderes Team gerne haben möchte.

Dennoch wird fleißig abgedeckt, wenn dies auch in erster Linie dazu dient, bei den Mitarbeitern des Teams für ein gutes Gefühl zu sorgen, dass die von außen zu sehenden Innovationen oder Lösungen den Blicken der Konkurrenz verwehrt bleiben. Opfer dieser Geheimnistuerei, die in den letzten Jahren Überhand genommen hat, sind natürlich die Fans, die statt Frontflügeln nur noch langweilige Plastikdeckel zu sehen bekommen.

Jaguar-Teamchef Niki Lauda wagte jüngst einen Vorstoß und versuchte, die anderen Teamchefs davon zu überzeugen, auf Abdeckungen und andere Geheimniskrämereien zu verzichten. Der Österreicher ging mit einem guten Beispiel voran und stellte den Jaguar sogar unabgedeckt mit offener Motorabdeckung auf die Startaufstellung. Doch lediglich Sauber und BAR-Honda folgten dem Beispiel, die anderen Teams lehnten den "Technik-Striptease" ab.

"Flavio Briatore sagte, dass er unserem Vorstoß bei Benetton folgen wird, aber das tat er nie. Ron Dennis von McLaren sagt 'Ich kann das nicht tun, weil Ferrari dann etwas kopieren wird', was lächerlich ist", beklagt sich Niki Lauda gegenüber 'ITV'. "Das ist ein klassisches Beispiel dafür, wie wichtig sich die Leute halten, dass sie ganz vergessen für was sie eigentlich hier sind. Wir sind hier, um die Leute zu unterhalten, auf sportliche Art und Wiese mit attraktiven Autos, mit Sponsoren, die dafür zahlen."

In den Augen des dreifachen Formel-1-Weltmeisters ist die momentane Situation für die Formel-1-Fans nicht tragbar: "Was kann ein Zuschauer machen, wenn er einen Ferrari in der Box sieht? Er kann ihn nicht im Detail anschauen und ein Foto machen. Das geht eindeutig zu weit. Wir sind hier in einem Sport und sollten alles sichtbar lassen. Die Teams sind im Fahrerlager komplett abgeschottet. Es gibt solche Restriktionen, was den Zugang angeht, dass es lächerlich ist. Es ist alles zu kontrolliert und steril. Für die armen Leute, die Geld für eine Boxengassentour gezahlt haben, ist das schlimm. Sie können nicht einmal die Autos sehen!"