• 20.10.2001 08:47

  • von Marcus Kollmann

Lauda übt Kritik an Bevormundung der Fahrer

Jaguars Teamchef findet, dass die "Bevormundung" der Piloten, wie bei McLaren, schädlich ist und die Fahrer zu brav sind

(Motorsport-Total.com) - Wenn man einmal genau in den Formel-1-Paddock schaut und sich dabei auf die 22 Fahrer der elf Teams dieser Saison konzentriert, fällt auf, dass es einige immer von Journalisten umringte Piloten gibt und andere die relativ in Ruhe gelassen werden. Dies hat in diesem Jahr zuweilen nicht immer mit der eigenen guten oder schlechten Leistung auf der Rennstrecke zu tun gehabt, sondern einfach auch damit, dass Kommentare bestimmter Fahrer, egal zu welchem Thema, einfach gefragter sind als die Standard-Antworten anderer Piloten.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda (Teamchef)

Lauda plädiert dafür, dass die Fahrer nicht bevormundet werden

Ein ganz offensichtliches Beispiel für ein vom Team gesteuertes und nach außen hin fast identisches Auftreten waren auch in diesem Jahr sehr oft wieder einmal die McLaren-Piloten David Coulthard und Mika Häkkinen, findet Niki Lauda.

Der seit der Trennung Jaguars von Bobby Rahal als Teamchef verantwortlich zeichnende Österreicher erklärte jüngst in einem Interview, dass einige Fahrer durch ihren Wechsel in große Teams daran gehindert werden ihre eigene Natürlichkeit bei Interviews zu bewahren und sich der Linie, welche ihr eigener Rennstall bevorzugt und gerne sieht, irgendwann nur noch wie die Hammel der Herde folgen.

"Man sehe sich einmal den armen Mika Häkkinen und seinen Teamkollegen David Coulthard an," sagt Lauda, "beide müssen, bevor sie überhaupt ein Wort sagen dürfen, sich erst einmal mit Ron Dennis absprechen. So eine Kontrolle ist doch wirklich krank, denn dadurch werden die Fahrer daran gehindert ihre eigene Meinung mal zu sagen und so ihre Persönlichkeit nach außen hin so zu präsentieren wie sie wirklich ist. Die Interviews der McLaren-Piloten sind jedenfalls die langweiligsten die man je gehört hat", fährt Lauda große Geschütze auf und nimmt kein Blatt vor den Mund.

Allerdings gibt es auch genügend positive Beispiele, wo die Fahrer nicht von ihren Teams "verbogen" werden, findet Lauda und führt Ralf Schumacher, seinen Bruder Michael, sowie Juan-Pablo Montoya und Eddie Irvine als bessere Beispiele an. Vor allem so sauer stößt Lauda bei allem Verständnis zu einem politisch korrekten Verhalten auf, dass es einen großen Unterschied zwischen dem, was man sagen will, und dem, was man sagen darf, gibt.

Dabei geht es dem Österreicher gar nicht, wie manch einer jetzt vermuten könnte, um das Ausplaudern der wohl gehüteten Geheimnisse, sondern einfach darum, dass alle Fahrer auch in einem Interview mal - bildlich gesprochen - mit der Faust auf den Tisch hauen können und ihre Meinung Kund tun dürfen.

Einige Fahrer würden vielleicht gerne in rebellischer Form gegen ihre Teams aufbegehren wollen, doch zumeist wird jeder Ansatz bereits im Keime erstickt. Ganz einfach aus dem Grund, dass die Macht der Teamchefs ist nicht zu unterschätzen ist und diese letztendlich am längeren Hebel sitzen.