• 03.07.2002 14:04

  • von Marcus Kollmann

Lauda: Alonso, Webber und Button kommen in Frage

Der Teamchef über die mögliche Fahrerpaarung der "Raubkatzen" und warum Irvines Chancen auf eine Vertragsverlängerung gut stehen

(Motorsport-Total.com) - Nunmehr drei Jahre schon dauert die Odyssee des Jaguar-Rennstalls. Seit Ford das Team von Stewart Racing übernahm und unter dem Namen der Traditionsmarke Jaguar an den Start schickte, hat sich viel getan. Führungspositionen wurden neu besetzt und Investitionen getätigt, doch von der Realisierung der bei der Bekanntgabe, zukünftig als Jaguar-Rennstall die Formel 1 aufmischen zu wollen, geäußerten Ziele ist man weit entfernt.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda (Teamchef)

Lauda will sich in der Fahrerfrage noch nicht festlegen

Ausgerechnet beim Heim-Grand Prix im britischen Silverstone steht den "Raubkatzen" nun so etwas wie ein Schicksalsrennen bevor. Hatten sich die Fans schon längst daran gewöhnt die Jaguar-Piloten am Ende der Startaufstellung suchen zu müssen, so soll der rundum verbesserte R3B am kommenden Rennwochenende nicht nur sein Renndebüt geben, sondern die Feuertaufe auch noch mit Bravour bestehen. Offiziell gibt sich das Team zwar zurückhaltend, jedoch sind die Erwartungen intern recht hoch. Verständlich, denn nachdem man erst einmal erkannt hatte was für eine Fehlkonstruktion der R3 ist, hatte man beschlossen alle Ressourcen in das "neue" Auto zu stecken. Sollten sich mit dem verbesserten Paket nun keine Erfolge einstellen, wobei man sich in Milton Keynes ja durchaus mit einem Platz in den Punkterängen begnügen würde und nicht gleich Podiumsplatzierungen am laufenden Band erwartet, so dürften dem Team weitere Veränderungen bevorstehen. Während die Diskussionen diesbezüglich gerade erst aufkommen, kommt es dem Team nun ganz gelegen in Sachen Fahrerkarussell die Aufmerksamkeit zu bekommen die man eigentlich lieber wegen guter Leistungen auf der Rennstrecke hätte.

de la Rosa fährt 2003 definitiv für Jaguar

Weil Eddie Irvines 1999 geschlossener Dreijahresvertrag Ende dieser Saison ausläuft, und weil Jaguar schon einmal Renault-Testfahrer Fernando Alonso in Silverstone den Jaguar R3 einen Tag lang testen ließ und letzte Woche auch Minardi-Pilot Mark Webber zeigen durfte was er in dem Boliden zu leisten vermag, gebührt die Aufmerksamkeit der Fahrerpaarung der "Raubkatzen" im nächsten Jahr. Bei der Eröffnung einer Formel-1-Fotoausstellung erklärte nun Jaguar-Teamchef Niki Lauda wie der gegenwärtige Stand im "Cockpit-Poker" ist.

"Wir haben uns Alonso und Webber angesehen und mit Button gesprochen, denn wir wollen herausfinden welche Fahrer verfügbar wären. Allerdings müssen wir noch abwarten", zitiert 'Reuters' den Österreicher, der noch nicht zu einer Entscheidung gelangt ist ob man im kommenden Jahr erneut mit dem Fahrerduo Irvine/de la Rosa an den Start gehen wird. Auszuschließen ist das jedenfalls nicht. "Pedro hat einen Vertrag für nächste Saison, er wird ganz sicher bei uns bleiben", bestätigte Lauda, dass sich der Spanier keine Sorgen machen muss. "Die Frage ist, was mit Eddie ist", bringt Lauda die Sache auf den Punkt.

Lauda: Irvines Gehalt ist kein Thema bei uns

Der Nordire ist mit seinen 36 Jahren nicht mehr der jüngste und hinter Michael Schumacher und Jacques Villeneuve einer der Top-Verdiener des aktuellen Starterfeldes. Für Motorsportexperten zwei triftige Gründe sich an Stelle von Lauda vom Nordiren zu trennen. Der hat das aber offensichtlich nicht vor und stärkt seinem Fahrer vor dem Heim-Spiel in Großbritannien demonstrativ den Rücken: "Das Geld was Eddie bekommt ist kein Thema bei uns. Er leistet gute Arbeit, daran gibt es keinen Zweifel, doch am Ende entscheiden wir wer im Auto sitzen wird. Zunächst müssen wir aber erst einmal das Auto hinbekommen, darin besteht unsere Aufgabe. Sobald das Auto besser ist, und wir wissen welche Schritte zu unternehmen sind, können wir uns über die Fahrersituation Gedanken machen." Will heißen: Alles bleibt wie es ist und auf eine anders lautende Fahrerpaarung als in diesem Jahr sollte man nicht spekulieren, es sei denn es passiert etwas Unvorhergesehenes, wie zum Beispiel dass Irvine die Nase voll hat und das Team auf eigenen Wunsch verlässt.

Entscheidung erst im September?

Den Vertrag mit dem Nordiren nicht zu verlängern könnte das Team in Argumentationsnot versetzen, schließlich ist man mit den Leistungen des Fahrers zufrieden, ein Indiz dafür dass sein Alter keine Rolle spielt, und auch das Gehalt geht in Ordnung. Die Fans des Mannes aus Newtownards könnten es jedenfalls nicht verstehen, wenn Irvine, der Jaguar den ersten Platz auf dem Podium bescherte und trotz aller Rückschläge zum Team hält, nicht in Form einer zumindest einjährigen Vertragsverlängerung für all die Qualen belohnt wird die er wegen des nicht konkurrenzfähigen Autos durchstehen musste.

Lauda sieht momentan aber keine Eile geboten, zu einer endgültigen Entscheidung in der Fahrerfrage zu gelangen. Frühestens Ende August, eher aber im September, erwartet der Österreicher sich festlegen zu müssen.