• 03.07.2002 12:59

Montezemolo vor Abschied von Ferrari

Der Ferrari-Präsident erwägt einen Rückzug - neue Karriere als Politiker oder Chef der GPWC Holding?

(Motorsport-Total.com/sid) - Bei der Traditionsmarke Ferrari steht das Ende der Ära Luca di Montezemolo offenbar bevor. Wie die Turiner Tageszeitung 'Tuttosport' am Mittwoch berichtete, will der 55-Jährige, der den maroden Konzern aus Maranello 1991 übernommen und ihn zu wirtschaftlichen und sportlichen Höhenflügen geführt hat, das Unternehmen nach dem dritten WM-Titel von Formel-1-Star Michael Schumacher zum Ende der Saison verlassen.

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo (Ferrari-Präsident)

Erklärt di Montezemolo demnächst seinen Rückzug?

Ausschlaggebend war offenbar der Verkauf einer 34-prozentigen Beteiligung am Ferrari-Konzern vom finanziell "klammen" Hauptaktionär Fiat für über eine Milliarde Euro an die Mailänder Investmenbank Mediobanca (24 Prozent) und die Commerzbank (10 Prozent). Zudem sollen Gerüchte über einen baldigen Verkauf von Fiat an General Motors Montezemolo bewogen haben, an eine neue Karriere zu denken.

Laut 'Tuttosport' könnte der aus Bologna stammende Top-Manager das Ruder der neuen Gesellschaft GPWC Holding übernehmen, dem Klub der Automobilkonzerne (Fiat, Renault, Ford, BMW und Mercedes), die eine Gegenserie zur Formel 1 aufbauen wollen. Montezemolos Erfahrung in der Formel 1 würden ihn zum idealen Kandidaten für den Vorsitz der neuen Gesellschaft machen.

Als Alternative kommt Montezemolo offenbar auch als möglicher Nachfolger Franco Carraros an der Spitze des italienischen Fußballverbands FGIC in Frage. Nach dem Debakel der "Squadra Azzurra" bei der WM in Japan und Südkorea wackelt Carraros Sessel. Montezemolo, der bereits die WM in Italien 1990 organisierte, hätte daher gute Chancen, die FGIC-Führung zu übernehmen.

Sogar eine politische Karriere ist nicht ausgeschlossen. Regierungschef Silvio Berlusconi hatte Montezemolo im vergangenen Jahr einen Ministerposten angeboten, den Montezemolo mit der Begründung abgelehnt hatte, er wolle weiterhin bei Ferrari arbeiten. Für Montezemolo würde jederzeit eine Rolle als Unterstaatssekretär im Außenhandelsministerium offen stehen. "Ich habe die Aufgaben erfüllt, die ich mir 1991 gesetzt hatte. Dies bedeutet nicht, dass ich Ferrari verlassen werde. Aber wenn man bestimmte Ziele erreicht hat, braucht man aber eine Nachdenkpause", hatte Montezemolo bei der Vorstellung des neuen Ferrarimodells FX, das dem Konzerngründer Enzo Ferrari gewidmet ist, erklärt.

Drei Ziele hatte er sich gesetzt: Kontinuierliche Erfolge in der Formel 1 zu ernten, die Sportwagenproduktion wieder in die Gewinnzone zu führen und eine totale Umstrukturierung des Konzerns.

"Ich bin der Ansicht, dass diese Resultate erreicht worden sind. Es ist daher logisch, dass man angesichts der vollzogenen Änderungen über die Zukunft nachzudenken beginnen muss", so Montezemolo. Als sein möglicher Nachfolger an der Ferrari-Spitze gilt der Enkelsohn des Ehrenpräsidenten der Fiat-Gruppe Giovanni Agnelli, John Elkann. Der 26-jährige Spross der Turiner Unternehmerdynastie wird als reif genug eingeschätzt, um Erfahrung an der Spitze eines Unternehmens des Fiat-Firmaments zu sammeln.