Lando Norris: "Am Ende ging es nicht mehr"

Wie McLaren-Fahrer Lando Norris sein Rennen in Imola bewertet und wo er sein Team nach dem zweiten Rennen im aktuellen Formel-1-Kräfteverhältnis sieht

(Motorsport-Total.com) - Platz drei sei eine "schöne Wiedergutmachung nach gestern", sagt Lando Norris. Denn nach dem Qualifying zum Emilia-Romagna-Grand-Prix 2021 in Imola hatte der Brite noch mit sich gehadert: Seine beste Runde, die für P2 gereicht hätte, war für das Übertreten der Tracklimits gestrichen worden. Doch Norris machte diesen Rückschlag wett und verbesserte sich im Rennen von Startplatz sieben auf P3 im Ziel.

Titel-Bild zur News: Lando Norris

Lando Norris nach dem Rennen: P3 ist Grund zur Freude für den McLaren-Mann Zoom

"Ich bin zufrieden", sagt der McLaren-Fahrer. "Es war ein langes, ein hartes Rennen, aber ich hatte eine gute Pace und habe mich nach vorne gekämpft." Und am Ende steht sein zweiter Formel-1-Podestplatz nach P3 beim Auftaktrennen 2020 in Österreich.

Mehr noch: Mit jetzt 27 Punkten belegt Norris hinter Lewis Hamilton und Max Verstappen den dritten Platz in der Fahrerwertung.

Gegen Lewis Hamilton war nichts zu machen

Eben diesen beiden Fahrern musste sich Norris in Imola geschlagen geben. Gegen Verstappen hatte er nie eine echte Chance, Hamilton aber versuchte in der Schlussphase einige Runden lang vergebens, Norris zu überholen.

"Am Ende aber ging es nicht mehr", sagt Norris. Seine Soft-Reifen waren zu sehr strapaziert, Hamilton überholte auf Medium-Pneus und mit DRS-Vorteil, Norris fuhr sicher auf Platz drei ins Ziel.


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"Ich bin aber nicht enttäuscht über P3", versichert Norris. "Ich freue mich darüber. Lewis war heute zu schnell für mich. Es ist aber schön, mit diesen Jungs zu kämpfen. Es ist schön, aus eigener Kraft da vorne mitzuspielen, mit echter Pace. Hoffentlich sehen wir das in der Zukunft noch häufiger."

Teamchef Seidl voll des Lobes für Norris und McLaren

Das wünscht sich auch McLaren-Teamchef Andreas Seidl, der nach 41 Punkten aus zwei Rennen bei 'Sky' von einem "super Saisonstart" für seinen Rennstall spricht.

"Ganz ehrlich: Ich könnte nicht viel zufriedener sein. Es war auch eine super Bestätigung, dass wir im Winter mit den Kollegen von Mercedes ein gutes Auto gebaut haben. Auch das Team hat heute super gearbeitet."

Zwei Schlüsselmomente hätten in Imola zum erfolgreichen Abschneiden beigetragen, sagt Norris. Er verweist auf den Platztausch mit Teamkollege Daniel Ricciardo in der Frühphase des Rennens. "Dafür muss ich mich bei Daniel bedanken, dass er mich hat gehen lassen", meint Norris. "Zu dem Zeitpunkt hatte ich nämlich viel mehr Pace im Auto. Das hat mir eine Podestchance eröffnet."

Warum Norris unbedingt Soft-Reifen wollte

Später nutzte Norris die Rotphase im Anschluss an den Unfall zwischen George Russell und Valtteri Bottas, um seinen McLaren-Mercedes MCL35M auf Soft-Reifen umzurüsten.

Lando Norris, Lewis Hamilton

Mit besseren Reifen und DRS kämpfte Lewis Hamilton Lando Norris nieder Zoom

Er erklärt: "Wir wollten die Soft-Reifen für den Re-Start. Ich hatte in den ersten zehn, 15 Runden eine gute Pace damit. Mir war aber schon klar, dass ich hintenraus Probleme kriegen würde, vor allem mit Lewis hinter mir. Ich wusste, es würde nicht einfach werden."

"20 Runden auf Soft war natürlich eine Ansage, aber die Position auf der Strecke zu haben erschien uns erstrebenswerter zu sein als am Ende noch bessere Reifen zu haben", sagt der McLaren-Fahrer bei 'Sky'. "Lewis im Mercedes wäre so oder so schneller gewesen, aber ohne Soft-Reifen wäre ich nicht an Charles [Leclerc] vorbeigekommen."

McLaren: Der Blick geht nur nach vorne

Es sei eben ein Rennen gewesen, mit Momenten, "in denen man was riskieren, aber auch was gewinnen konnte, mit einem Überholmanöver oder mal mit etwas mehr Druck", meint Norris weiter. "Heute haben wir viele richtige Entscheidungen getroffen. Das hat sich ausgezahlt."

Teamchef Seidl betont an dieser Stelle auch die aggressive Haltung seines Teams: Mit Soft-Reifen habe man die Initiative gesucht, "weil wir uns grundsätzlich nach vorne orientieren. Das hat wirklich super funktioniert, mit beiden Autos. Und noch können wir akzeptieren, dass uns Mercedes oder Lewis Hamilton auf der Strecke überholen."

Fernziel bleibe für McLaren der Anschluss an die Formel-1-Spitze, und Imola habe das gesamte Team noch einmal darin bestärkt, auf dem richtigen Weg zu sein. "Wenn man sich das Qualifying anschaut", sagt Seidl, "dann waren wir fast mit bei der Musik."

"Wichtig ist, dass wir wieder einen Schritt gemacht haben. Denn das ist die Voraussetzung, dass wir hoffentlich irgendwann wieder ganz vorne mitkämpfen."

Ricciardo "tut sich noch schwer" bei McLaren

Das ist Ricciardo in Imola nicht gelungen. Der McLaren-Neuzugang stand klar im Schatten von Norris und belegte schließlich P6. Doch Seidl gibt an, er sei auch mit Ricciardo "sehr, sehr zufrieden".

Daniel Ricciardo, Lando Norris

Zu Beginn fuhr Ricciardo noch vor Norris, doch der durfte dann überholen Zoom

Begründung: "Er tut sich noch schwer, mit unserem Auto am Limit zu fahren. Und es war heute ein schwieriges Rennen unter schwierigen Bedingungen. Man hat ja gesehen, wie viele Leute Fehler gemacht haben oder abgeflogen sind."

"Daniel hat das Auto nicht überfahren, sondern ist die Pace gefahren, mit der er sich wohlgefühlt hat, sagen wir es mal so. Und er hat auch er super Punkte geholt für das Team."

Kleine Zwischenfälle bremsen McLaren nicht ein

Beinahe aber hätte das McLaren-Rennen schon früh zu Ende sein können, für beide Fahrer. "Beim Start", sagt Norris, "wäre ich fast mit Daniel kollidiert."

Und kurz vor Schluss beklagte Norris außerdem eine Fehlfunktion der Kupplung. Hier ruderte er nach dem Rennen aber zurück und erklärte: "Mein Kniepolster hat das Kupplungspedal getroffen. Das war also mein eigener Fehler." Sehr viel mehr kann sich Norris nach diesem Grand Prix nicht vorwerfen.

Er selbst meint: "Auf solche [Mischbedingungen] freut man sich immer, weil da kann einfach alles passieren. Natürlich kann es auch grandios schiefgehen, wie das bei manchen heute der Fall war. Aber: Es kann eben auch richtig gut laufen. Und das war so bei mir."

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