Laffite nach zwölf Jahren wieder im Formel-1-Auto

Grand-Prix-Geschichte meets Renault R27: Jacques Laffite durfte 22 Jahre nach dem Ende seiner Karriere wieder einen Formel-1-Boliden fahren

(Motorsport-Total.com) - Sechs Grands Prix hat Jacques Laffite in seiner Formel-1-Karriere gewonnen, 1979, 1980 und 1981 wurde er jeweils WM-Vierter. Heute ist der TV-Experte fast 65 Jahre alt - und er durfte sich noch einmal einen motorsportlichen Traum erfüllen: In Le Castellet saß er vergangene Woche am Steuer eines Renault R27 aus der vergangenen Saison!

Titel-Bild zur News: Jacques Laffite

Erster Sieg: 1975 beim Grand Prix von Deutschland auf dem Nürburgring

Laffite war 1986 in Brands Hatch auf Ligier-Renault zum letzten Mal bei einem Grand Prix angetreten, doch bei einem schweren Unfall brach er sich beide Beine. Das bedeutete das Ende seiner Karriere. Zehn Jahre später durfte er jenen Ligier-Mugen-Honda testen, mit dem sein Landsmann Olivier Panis sensationell den Grand Prix von Monaco gewonnen hatte, doch ansonsten erlebte er die Formel 1 bis 2008 nur noch als der Perspektive des Berichterstatters.#w1#

19.000 Touren: Kein gebremster Schaum

Dem Franzosen wurden gleich zwei Testtage zugestanden: Am Montag drehte er zehn, am Dienstag 20 Runden. Außerdem durfte er die volle Drehzahl von 19.000 Touren ausfahren. Anschließend glänzten seine Augen: "Eine unglaubliche Erfahrung! Die Beschleunigung ist einmalig und ich musste zum ersten Mal überhaupt mit dem linken Fuß bremsen." Das war dann doch um eine Spur aufregender als das Golfen, mit dem er sich sonst die Zeit vertreibt...

Erstaunlich: Laffite war eigenen Angaben nach nur "um 1,3 Sekunden langsamer als eine konkurrenzfähige Zeit" und hatte "keinerlei Nackenschmerzen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich keine längere Distanz überstehen würde. Das ist aber ganz normal, schließlich ist es ewig her, dass ich ein Auto mit solchen Fliehkräften gefahren bin! Ich war wirklich schnell. Das kann ich kaum glauben, schließlich werde ich bald 65! Aber die letzte Sekunde ist die schwierigste."

Im Vergleich zu seinen Autos der 1970er- und 1980er-Jahre habe er den Motor als beeindruckendstes Feature des R27 empfunden: "Ich denke zum Beispiel an den Ford V8 von 1979, den Matra V12 oder sogar den Renault-Turbo V6 - da musste ich meinem Ingenieur immer sagen: 'Bei 10.000 Touren schwächelt das Ding, ich habe hier und da ein Problem.' Aber der aktuelle Renault V8 zieht die kompletten 19.000 Touren voll durch - ein Wahnsinn!"

Formel-1-Debüt auf Williams

Laffite kam 1974 im Alter von 30 Jahren in die Formel 1 - ein gewisser Frank Williams bot ihm damals ein Cockpit an. Ein Jahr nach seinem Debüt am Nürburgring fuhr er 1975 in der "Grünen Hölle" als Zweiter hinter Carlos Reutemann erstmals auf ein Grand-Prix-Podium. Seinen ersten Sieg feierte er auf Ligier-Matra 1977 im schwedischen Anderstorp. 1981 war mit zwei Siegen und 44 Punkten seine erfolgreichste Saison.

Jacques Laffite

Jacques Laffite ist heute noch einer der regelmäßigen "Paddock-Pundits" Zoom

Sein letzter Formel-1-Auftritt in Brands Hatch war sein 176. Rennstart - damit stellte er den damaligen Rekord für die meisten Grand-Prix-Teilnahmen von Graham Hill ein. Laffite wurde jedoch in eine Kollision verwickelt und landete mit seinem Ligier-Renault in einen Erdwall neben der Strecke. Die dabei erlittenen Beinbrüche beendeten seine Karriere. Später fuhr er noch Tourenwagenrennen, ehe er für das französische Fernsehen 'TF1' zu arbeiten begann.