• 20.02.2007 13:40

30 F1-Jahre für Renault: 1979, das Turboabenteuer

Nach dem Lehrjahr 1977 und den ersten WM-Punkten 1978 ging Renault mit deutlich gestiegenen Erwartungen in die Saison 1979

(Motorsport-Total.com) - Die größte Regeländerung zum Jahr 1979 beeinflusste auch das Renault-Team unmittelbar. Die FIA schrieb vor, dass jeder Rennstall zwei Fahrzeuge einsetzen muss. Aus diesem Grund verpflichtete die "Equipe Jaune" das junge französische Talent René Arnoux als zweiten Piloten neben Jean-Pierre Jabouille.

Titel-Bild zur News: Jean-Pierre Jabouille

Jean-Pierre Jabouille sorgte 1979 in Dijon für den ersten F1-Turbosieg

Bei den ersten vier Saisonläufen kam noch der Renault RS01 zum Einsatz, der danach durch das sehnlichst erwartete Ground-Effect-Flügelauto RS10 ersetzt wurde. Bei seinem vorletzten Rennen drehte der RS01 allerdings noch einmal richtig auf. Auf der hoch gelegenen Strecke von Kyalami (Südafrika) nutzte Jean-Pierre Jabouille den Vorteil seines 1,5-Liter-Turbomotors gegenüber der Konkurrenz aus und fuhr auf die Pole Position. Die gute Startposition konnte Renault allerdings nicht in einen Sieg ummünzen, da beide Monoposti ausschieden.#w1#

Beim fünften Saisonlauf in Spanien gab der RS10 in den Händen von Jabouille sein Grand-Prix-Debüt. Zu diesem Zeitpunkt führte Gilles Villeneuve (Ferrari) die Fahrerwertung vor Jacques Laffite (Ligier) an. Der neue Renault wartete mit zahlreichen Veränderungen gegenüber seinem Vorgänger auf: ein längerer Radstand für mehr Stabilität in schnellen Kurven sowie eine Twin-Turbo-Technologie, um die Zuverlässigkeit zu verbessern und das Turboloch zu verringern. Der neue Motor debütierte allerdings erst zwei Rennen nach dem Chassis.

Die bahnbrechendste Weiterentwicklung war jedoch das "Ground Effect"-Prinzip. Die geringe Bodenfreiheit des Chassis erzeugte zusätzlichen Anpressdruck, den Renault durch seitliche Leisten noch verstärkte. Jabouille ging im spanischen Járama von Position neun aus ins Rennen und schied aus. Sein Teamkollege Arnoux im älteren Modell erreichte das Ziel als Neunter. Den Sieg holte sich Patrick Depailler im Ligier, der damit in der Gesamtwertung mit Villeneuve gleichzog.

Beim Großen Preis von Belgien fuhr auch Arnoux den neuen RS10. Nach einem schwachen Qualifying starteten die beiden Franzosen von den Positionen 17 und 18. Im Rennen mussten Jabouille und Arnoux vorzeitig die Segel streichen. Nach dem sechsten Lauf hatte die "Equipe Jaune" weiterhin null Punkte auf dem Konto. An der Spitze rangierten nun Laffite und Jody Scheckter (Ferrari).

Der Große Preis von Monaco brachte für Renault trotz des ersten Einsatzes des Twinturbo-Motors keine Verbesserung. Die RS10 enttäuschten im Qualifikations-Training und sahen die Zielflagge erneut nicht. Trotz dieses scheinbaren Rückschritts gelangen den Ingenieuren im Hintergrund weiterhin technische Fortschritte. In der Fahrertabelle übernahm Scheckter durch den Sieg im Fürstentum die Spitzenposition mit sechs Punkten Abstand zu Laffite.

Die Absage des Schweden-Grand-Prix im Juni verschaffte der Mannschaft aus Viry-Châtillon mehr Zeit, um an der Haltbarkeit des RS10 zu arbeiten - und die Ergebnisse dieser Mühe ließen nicht lange auf sich warten. Beim Heimrennen in Dijon brach Renault den Bann auf eindrucksvolle Art und Weise. Jabouille fuhr auf die Pole Position und landete einen ungefährdeten Sieg - ein ganz wichtiger Triumph für das französische Werksteam. Arnoux ging ebenfalls aus der ersten Reihe ins Rennen und überquerte die Zielflagge an dritter Stelle. In der Schlussphase lieferte er sich ein packendes Duell mit Gilles Villeneuve, das als einer der mitreißendsten Zweikämpfe in die Geschichte der Formel 1 einging.

Zwei Wochen später bestätigte Arnoux die Leistungsfähigkeit der "gelben Renner" in Silverstone mit Platz zwei. Danach folgten vier Pole Positionen von Renault in Serie: An Jabouille in Deutschland, Arnoux in Österreich und den Niederlanden sowie erneut Jabouille in Italien führte samstags kein Weg vorbei. Auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Monza machten die Turbo-Renault sogar die erste Reihe unter sich aus. Den Fahrertitel sicherte sich jedoch Jody Scheckter im Ferrari. Nach einer konstanten Saison und dank seines zuverlässigen Ferrari gewann der Südafrikaner das Rennen in Monza und dadurch auch die Weltmeisterschaft.

Insgesamt erwies sich die Saison 1979 für Renault als voller Erfolg. Das Team aus Viry fuhr einen Rennsieg, sechs Pole Positionen und zwei schnellste Rennrunden ein. In der Konstrukteurswertung reichte das für Platz sechs. Trotz vereinzelter Probleme mit der Zuverlässigkeit bemerkte die Konkurrenz, woher der Wind wehte. Ferrari beispielsweise gab bekannt, einen Turbomotor zu bauen, andere Hersteller hielten ihr Interesse für die neue Technologie noch im Verborgenen. Allen Zweiflern, die im Juli 1977 noch über die "gelbe Teekanne" aus dem Hause Renault scherzten, hatte es mittlerweile die Sprache verschlagen. Das Wagnis hatte sich für Renault ausgezahlt, die Turbo-Technologie hielt endgültig Einzug in der Formel 1.