• 14.06.2010 01:07

  • von Dieter Rencken

Kubica: "Keiner wollte nachgeben"

Robert Kubica ärgert sich über die falsche Strategie in Montréal und erklärt, warum der Zwischenfall mit Adrian Sutil unvermeidlich war

(Motorsport-Total.com) - Es war die am gefährlichsten aussehende Szene des Rennens, als Robert Kubica gestern in Montréal erst von Adrian Sutil überholt wurde, dann aber plötzlich wieder ausscherte - und vor dem Force India an die Box abbog! Von der Rennleitung wurde er dafür lediglich verwarnt. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' erklärt er, warum eine drastischere Strafe nicht gerechtfertigt gewesen wäre.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica hatte sich an diesem Wochenende mehr ausgerechnet

Frage: "Robert, möchtest du das Rennen kurz aus deiner Sicht zusammenfassen, bitte?"
Robert Kubica: "Es war aus Reifensicht ein schwieriges Rennen. Leider hat unsere Strategie nicht funktioniert. Unsere Reifenwahl war nicht die beste. Das sagt sich nach dem Rennen leicht, aber wir hatten einen sehr hohen Verschleiß und ich musste im ersten Stint leider schon sehr früh an die Box kommen."#w1#

Mehrere harte Zweikämpfe

"Im zweiten Stint war es noch schlimmer. Sobald die Reifen nachließen, rutschte das Auto nur noch herum - es war sehr schwierig, es überhaupt auf der Strecke zu halten. Dann hatte ich noch ein paar enge Zweikämpfe - zuerst mit Heikki, dann mit Michael und dann mit Adrian. Es war ein actionreiches Rennen. Zum Glück bin ich Siebter geworden, was heute das Maximum für uns war."

Frage: "Wurde dein Auto beschädigt, als du mit Michael Schumacher über die Wiese gefahren bist?"
Kubica: "Nein. Es war nur mein Frontflügel auf der rechten Seite leicht beschädigt, weil ich mit Heikki und Adrian Kontakt hatte, aber das war kein großer Schaden. Außerdem ist der Frontflügel hier in Kanada nicht ganz so wichtig. Das war wirklich nur ein kleiner Schaden."

Frage: "Wie war der Zweikampf mit Michael? Ihr hattet gleich zweimal Kontakt, oder?"
Kubica: "Ja, zweimal - das erste Mal, als er aus der Box rauskam. Wir waren nebeneinander und er hat mich in die Wiese gedrückt. Beim Anbremsen der dritten Kurve wollte keiner nachgeben. Ich habe den Bremspunkt verpasst, er auch, also mussten wir beide von der Strecke runter."

Frage: "Am Start habt ihr euch auch berührt, oder?"
Kubica: "Wirklich? Vielleicht, das weiß ich gar nicht."


Fotos: Robert Kubica, Großer Preis von Kanada, Sonntag


Frage: "Wie hast du die Situation mit Adrian Sutil an der Boxeneinfahrt erlebt? Von außen sah das sehr gefährlich aus..."
Kubica: "Es war eine merkwürdige Situation, denn ich wollte an die Box fahren, um Reifen zu wechseln. Leider war er auf der Linie, die in die Box führt, also gab ich nach und ließ mich hinter ihn fallen, aber dann bremste er früher als üblich und ich musste ausweichen - gerade in dem Moment, als ich nach links ziehen wollte, um an die Box zu fahren! Um einen Unfall zu vermeiden, musste ich dieses Manöver machen, sonst wäre ich voll in ihn reingefahren."

Diesmal keine Safety-Car-Phase

Frage: "Bist du überrascht, dass es heute keine Safety-Car-Phasen gegeben hat?"
Kubica: "Ja, das ist eine Überraschung. Es gab halt keinen schweren Unfall. Da hatten wir Glück, denn normalerweise gibt es hier in Kanada immer mehr Safety-Cars, aber das heute war ein reibungsloses Rennen."

Frage: "Sind die Streckenbedingungen besser geworden?"
Kubica: "Nicht wirklich. Wenn du mit vollgetankten Autos startest und die Reifen nach drei, vier Runden abbauen, ist es sehr schwierig. Das Fahren hat keinen Spaß gemacht, sondern es ging eher darum, das Auto auf der Strecke zu halten."

Robert Kubica

Robert Kubica hat zu Montréal eine ganz besondere Beziehung Zoom

Frage: "Wäre heute mehr drin gewesen, wenn ihr eine andere Strategie gewählt hättet?"
Kubica: "Vielleicht schon. Im Nachhinein betrachtet hätte ich mich vielleicht für die zweite Reihe qualifiziert, wenn wir Q3 mit weichen Reifen gefahren wären, und dann hätte sich das Rennen womöglich ganz anders entwickelt. Aber wenn ich mir überlege, wie hoch der Verschleiß der harten Reifen war, dann war es einfach ein schwieriges Rennen."

Frage: "Wie konntest du die schnellste Rennrunde fahren?"
Kubica: "Ich hatte ja am Ende neue Reifen, weil ich erst zwei Runden davor an die Box gekommen war. Wenn die Reifen gut waren, haben auch meine Zeiten gestimmt, aber das Problem war, die Reifen am Leben zu halten. Wenn du am Ende ein leichtes Auto und frische Options hast, dann ist klar, dass du schneller fahren kannst als der Rest."

Frage: "Dein Ausblick auf Valencia?"
Kubica: "Die Strecke ist ganz ähnlich wie diese, mit vielen Geraden und vielen harten Bremsmanövern, langsamen Kurven. Der Asphalt wird aber mehr Grip haben, sodass das Fahren mehr Spaß machen sollte. Ich erwarte auch neue Teile, die eigentlich schon hier da sein hätten sollen, aber wir haben sie um ein Rennen verschoben. Darauf freue ich mich schon."