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  • 14.06.2007 21:07

Kubica: "Ich dachte 'Wow, das ist gut!'"

Der BMW Sauber F1 Team Pilot im PK-Interview über seinen Unfall, die Sekunden nach dem Crash, die Analyse mit Trulli und die Tage vor der Abreise nach Indy

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Robert, hast du irgendwelche Auswirkungen des Unfalls bemerkt?"
Robert Kubica: "Nicht wirklich. Ich hatte am ersten Tag etwas Schmerzen in meinem Knöchel, aber nun ist er zu 100 Prozent in Ordnung. Ich habe keine Kopfschmerzen, nichts. Ich fühle mich nun wie fast neu geboren!"

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Nur ein Bluterguss am Unterarm zeugt noch von Kubicas schweren Unfall

"Ich hatte wirklich Glück und bin sehr positiv gestimmt. Es ist sehr wichtig, so schnell wie möglich zurückzukehren. Natürlich müssen wird die Entscheidung der FIA-Doktoren abwarten, dass sie mir in Indy, hier beim Grand-Prix, das Okay geben. Aber ich fühle mich so, als wäre nichts passiert."#w1#

Frage: "Wie sieht das Prozedere nun aus? Wann wirst du medizinisch untersucht?"
Kubica: "Nun, die Doktoren werden mich wohl checken. Ich habe schon Berichte von den Ärzten in Montréal, Doktor Denis, der sagte, dass alles in Ordnung aussieht. Sie waren ziemlich überrascht nach dem, was passiert ist, dass mir nichts geschehen ist."

"Wir müssen abwarten. Ich fühle mich 100-prozentig gut, aber man muss immer auf die Entscheidung warten und dann werde ich hoffentlich wieder im Auto sitzen, aber mit einer besseren Leistung als in Kanada."

Frage: "Hast du den Unfall im Fernsehen gesehen?"
Kubica: "Nun, ja. Ich habe ihn auch live gesehen, als ich dabei war! Aber Scott hatte auch eine gute Position, um ihn zu sehen. Ich habe das auf einigen Bildern gesehen. Aber ich sah es, da Jarno in das Krankenhaus kam."

"Es war auch wichtig zu verstehen, was passiert ist, und warum ich plötzlich keine Kontrolle mehr über das Auto hatte. Scheinbar war es der Frontflügel, der nach der Berührung unter das Auto geriet und mein Auto anhob. Ich konnte dann nicht mehr lenken, weswegen ich abflog."

Frage: "Du hoffst also darauf, an diesem Wochenende fahren zu können..."
Kubica: "Ich fühle mich wirklich so, als wäre nichts passiert. Ich möchte wieder ins Auto zurückkehren und freue mich darauf. Kanada war für mich sehr unglücklich, das ging schon am Freitag los. Ich hatte Probleme mit einem Benzinleck, dann war ich in Bezug auf die Leistung nicht gut."

"Ich freute mich sehr auf Kanada, denn im vergangenen Jahr war ich hier sehr konkurrenzfähig, Nick war konkurrenzfähig, aber wir hatten wohl ein paar Probleme mit dem Auto. Ich hoffe, dass ich in guter Form bin, dass das Auto in guter Form sein wird und mir die Ärzte das Okay geben werden, sodass ich hier fahren kann."

Frage: "Kannst du uns sagen, an was du dich erinnerst? Was ging dir während des Unfalls durch den Kopf und an was kannst du dich genau erinnern?"
Kubica: "Nun, ich kann mich natürlich an eine Menge erinnern. Ich kann mich an das erinnern, das ihr seht. Ich fuhr gegen Jarno, die Kurve ging nach links. Ich zeigte mich Jarno vor der Kurve auf der linken Seite."

"Da die Kurve eine Linkskurve war dachte ich, dass Jarno dorthin fahren würde und ich ging auf die rechte Seite. Aber scheinbar dachte Jarno, dass ich links bin und ging etwas weiter nach außen. Das erwartete ich nicht, wir berührten uns, der Frontflügel ging unter das Auto und ich hatte keine Kontrolle mehr."

"Als ich abseits der Strecke auf dem Gras war, da kam ich plötzlich auf etwas, das mein Auto sehr stark aushebelte und ich traf die Mauer. Als ich anhielt, hielt ich eben an. Das war es dann."

"Wenn man sich die Bilder anschaut, dann zeigte sie, dass ich unter Schock stand, das war ich in Wahrheit, denn als ich anhielt, da realisierte ich, dass ich in keinem schlechten Zustand bin! Das war für mich sehr wichtig."

"Ich war schon vor ein paar Jahren in einen Unfall entwickelt. Das war in einem Straßenauto und ich wusste gleich danach, dass es etwas Übles war. Aber dieses Mal checkte ich mich selbst, als ich anhielt, bewegte mich und wollte sehen, was da vor sich geht. Ich hatte im Knöchel etwas Schmerzen, aber das war es schon."

"Das war also sehr wichtig. Es zeigt, dass die FIA Druck für mehr Sicherheit gemacht hat, gegenüber den Teams und den Crash-Tests und all dem. Das hat eine große Verbesserung gezeigt. Vielen Dank auch an die FIA, denn schlussendlich kümmern sie sich um mehr Sicherheit. Vor zehn Jahren würde ich hier womöglich nicht mehr sprechen und dieses Mal geht es mir, als wäre nichts passiert."

Frage: "Du warst am Ende des Unfalls immer noch bei Bewusstsein - wie schwierig war es, dich aus dem Cockpit zu holen?"
Kubica: "Es war scheinbar nicht so schwierig, aber das Problem war es für mich, dass etwas Wasser oder Öl aus dem Auto rauskam und ich eine Menge Brennen verspürte."

"Als mich die Streckenposten langsam aus dem Auto zogen, da spürte ich Brennen an meiner Schulter, denn es war wohl etwas Öl am Boden und das war wirklich heiß."

"Aber alles verlief reibungslos, und Danke an das Rettungsteam und alle, die in dem Unfall involviert waren, von den Doktoren über das Rettungsteam bis zu den Streckenposten - sie haben großartige Arbeit geleistet."

Frage: "Hattest du die Möglichkeit, dich über Funk zu melden und mit deiner Mannschaft zu sprechen oder war das System durch den Unfall zerstört?"
Kubica: "Wenn man sich die Bilder anschaut, dann würde ich sagen, dass das System nicht mehr da war. Ich weiß nicht, was am Auto übrig geblieben ist. Ich habe es nicht gesehen. Ich meine, ich habe die Bilder gesehen und ich denke, dass diese Frage etwas seltsam ist. Wie willst du da sprechen? Da war nichts mehr übrig."

Frage: "Gibt es ein Standard-Prozedere, dass du in Kontakt mit deinem Team trittst und sagst 'Ich bin in Ordnung'?"
Kubica: "Natürlich. Das gibt es, aber nach einem solchen Crash denkst du nicht mehr daran, etwas zum Team zu sagen, da denkst du an dich selbst. Es war wichtig, dass ich mich nicht bewege."

"Ich hätte selbst aus dem Auto steigen können, da ich realisierte, dass ich in Ordnung bin, aber natürlich hätte ich unter Schock stehen können und dann kann die Gefahr viel größer sein. Aus diesem Grund sagten die Streckenposten und die Ärzte 'Bleib' ruhig, wir werden dich langsam aus dem Auto rausholen'. Das ist am wichtigsten, dass man alles unter Kontrolle hält."

Frage: "Und wie lange hat es gedauert, bist du gedacht hast 'Kann ich in Indy fahren?'."
Kubica: "Ich habe sehr schnell realisiert, dass ich ziemlich in Ordnung bin. Natürlich weiß man nie, wie man sich am Tag danach fühlt, sich dein Kopf, dein Nacken anfühlt. Alle sagten, dass es am Morgen danach am Schlimmsten sein wird. Als ich am Montagmorgen aufwachte, da stand ich auf und versuchte mich zu bewegen, hatte dabei gar keine Schmerzen. Also sagte ich 'Wow, das ist gut'."

"Natürlich möchte ich sofort zurückkehren, aber zunächst einmal geht es um die Sicherheit, es ist dein eigener Körper und man muss auf ihn hören. Natürlich würde ich selbst sagen, dass ich nicht fahren möchte, wenn ich nicht 100-prozentig in Ordnung bin, denn es ist ja nicht nur ich auf der Strecke sondern andere Fahrer, Streckenposten und alle. Aber ich fühle mich sehr gut und wir müssen aus diesem Grund die Entscheidung der FIA abwarten."

Frage: "Kannst du uns sagen, was du in den letzten Tagen gemacht hast? Wann bist du hier angekommen? Wann hast du Montréal verlassen und was hast du dazwischen gemacht?"
Kubica: "Nun, ich habe natürlich versucht, mich zu entspannen und ruhig zu bleiben, sicherzustellen, dass ich für diesen Grand Prix 100-prozentig fit sein werde und zu versuchen, mich etwas zu erholen. Wir haben uns etwas entspannt, sind spazieren gegangen. Der Knöchel verbessert sich deutlich und ist nun wieder 100-prozentig normal."

"Es war aus diesem Grund sehr wichtig, das zu tun, auch das kleinste Problem musste behoben werden, und das ist nun der Fall. Ich bedanke mich bei Ricardo und Josef (Team-Psychotherapeuten; Anm. d. Red.), die mir während dieser drei Tage geholfen haben. Wir haben gute Arbeit geleistet und ich bin in der Lage, hier zu sein."

Frage: "Was hast du nach dem Unfall über die Tatsache gedacht, dass du das Bild von Johannes Paul II. auf deinem Helm hast?"
Kubica: "Ich denke, dass dies eine ziemlich persönliche Frage ist, ich werde aus diesem Grund keinen Kommentar abgeben. Ich denke, dass dies nichts mit dem Rennsport zu tun hat, also behalte ich das für mich selbst."