• 14.06.2007 20:56

  • von Inga Stracke

Heidfeld: "Sind im Moment stärker als Ferrari"

Nick Heidfeld analysiert die Fortschritte seines BMW Sauber F1 Teams, kritisiert die neue Safety-Car-Regel und spricht über den Unfall von Robert Kubica

(Motorsport-Total.com) - Nick Heidfeld ließ es nach seinem zweiten Platz in Montréal angesichts des Bangens um seinen Teamkollegen Robert Kubica nicht krachen. Stattdessen verbrachte er am Sonntag einen ruhigen Abend - und auch in den Tagen zwischen Kanada und den USA ließ er es ruhig angehen: Golfen und 'Spiderman 3' im Kino standen auf dem Programm. Darüber und über vieles mehr unterhielt er sich heute im Fahrerlager von Indianapolis mit der versammelten Presse.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld zählt Indianapolis nicht zu seine Lieblingsstrecken

Frage: "Nick, du hast für eine Bridgestone-Charity Golf gespielt. Spielst du gerne Golf?"
Nick Heidfeld: "Wenn du eine Tochter hast, hast du Besseres zu tun als ganzen Tag am Golfplatz zu stehen. Wenn du 18 Loch spielst, ist der Tag als Spätaufsteher weg!"#w1#

Heidfeld fühlt sich in Indianapolis nicht wohl

Frage: "Wie gefällt es dir hier in Indianapolis?"
Heidfeld: "Es gibt in Amerika spannendere Orte als Indianapolis. Ich habe noch mit keinem gesprochen, dem das hier gefällt. Aber die Strecke gefällt mir persönlich schon."

Frage: "In Montréal war fast jeder einmal von der neuen Safety-Car-Regelung betroffen, es gab da auch Strafen. Du warst nicht betroffen, aber was sagst du zu der Regel?"
Heidfeld: "Ich finde die Regelung blöd. Da sind sich die meisten Fahrer und Teams einig. Es hat dann halt recht viel mit Glück zu tun. Das möchte man ja eigentlich nicht haben. Man sollte zur alten Regelung zurückkehren."

Frage: "Hat man als Fahrer in einem Chaosrennen wie Montréal überhaupt noch den Durchblick?"
Heidfeld: "Man blickt nicht ganz durch. Ich habe mehr als in allen anderen Rennen mit meiner Box gesprochen, um genau zu erfahren, wer schon wie oft an der Box war und wer noch mal reinkommen muss und wie die Situation aussieht."

Frage: "Hast du den zweiten Platz nach dem Rennen noch gefeiert?"
Heidfeld: "Ich hatte an dem Abend so einen Schädel und habe es ganz bewusst ruhig angehen lassen. Ich habe gar nicht gefeiert."

Frage: "Du bist in Montréal vor beiden Ferraris ins Ziel gekommen. Die fallen im Moment gegenüber McLaren-Mercedes zurück, nicht wahr?"
Heidfeld: "Bei Ferrari geht es im Moment bergab, wenn man sich die Ergebnisse ansieht, den Speed, die ganze Performance. Auf der anderen Seite kannst du die natürlich nicht abschreiben. Die sind mit McLaren WM-Mitfavorit Nummer eins. Im Moment sind wir stärker. Punktemäßig sind sie noch ein gutes Stück vor uns. In der Fahrerwertung ist es nur ein Punkt auf Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.), was mich erfreut. Man kann es nicht erwarten."

Frage: "Du lagst in Montréal lange hinter Lewis Hamilton. Wo ist der McLaren-Mercedes stärker als euer BMW Sauber F1.07?"
Heidfeld: "Er ist fast überall ein bisschen stärker. Bei der Traktion sind wir gar nicht so schlecht - da hatte ich in der Vergangenheit immer das Gefühl, dass es ein bisschen fehlt."

Heidfeld glaubt nicht an Nachteile für Alonso

Frage: "Fernando Alonso sagt, dass er sich im Team ein wenig benachteiligt fühlt. Glaubst du, dass es da tatsächlich eine Ungleichbehandlung gibt bei McLaren-Mercedes?"
Heidfeld: "Ich weiß ja nicht genau, was er gesagt hat. Das Entscheidende ist immer der Speed. Du kannst der größte Idiot sein, aber wenn du die Rennen gewinnst, steht das Team hinter dir. Aber es gibt einfach Präferenzen. Auch wenn das Team die Order ausgibt, beide gleich zu behandeln, gibt es ja hunderte Mitarbeiter, von denen jeder eine subjektive Sichtweise hat, wen er mehr mag. Da gibt es mit Sicherheit Unterschiede, aber das Entscheidende ist, dass du das gleiche Auto hingestellt bekommst."

Frage: "Wie lautet dein Fazit nach dem Unfall deines Teamkollegen Robert Kubica?"
Heidfeld: "Es ist super, dass die Autos so sicher sind, aber dass immer etwas passieren kann, ist mir klar. Ich bin nicht erschrocken. Wenn du mit 300 km/h nebeneinander fährst, kann immer etwas passieren. Dass an der Stelle so ein Riesencrash passieren kann, hatte man im Vorhinein einfach nicht bedacht. Sonst hätte man es schon ein bisschen sicherer gestalten könnten."

"Der Winkel war ungünstig. Wenn da durchgehend eine Mauer gewesen wäre, wäre er vielleicht einfach an der entlang gerutscht. Auch die Tatsache, dass er extrem hoch eingeschlagen ist, stellte eine Gefahr dar. Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre über die Mauer geflogen. Das zeigt, wie schwierig es ist, zu wissen, wo es passiert und welche Vorkehrungen man treffen kann."

Frage: "Hast du mit ihm über den Unfall gesprochen?"
Heidfeld: "Ich habe mich erkundigt, wie es ihm geht, aber sonst habe ich ihn nicht viel darüber gefragt. Das muss er mit sich selbst ausmachen und das selbst verarbeiten. Ich weiß nicht, ob es ihn stören würde oder nicht, aber ich möchte ihn da nicht ausfragen."