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  • 11.06.2007 13:39

BMW Sauber F1 Team hat "zweimal gewonnen"

Der zweite Rang von Nick Heidfeld aber auch der glimpfliche Ausgang des Horrorcrashs von Robert Kubica war für das BMW Sauber F1 Team wie ein Sieg

(Motorsport-Total.com) - Als Nick Heidfeld auf dem Siegerpodest den Pokal für den zweiten Platz in den Händen hielt, waren er und sein ganzes BMW Sauber F1 Team eigentlich mit den Gedanken bei Robert Kubica. Denn während "Quick Nick" das beste Resultat für die Weiß-Blauen einfuhr, hatte der junge Pole den schwersten Unfall in der Geschichte des Teams wie durch ein Wunder fast unverletzt überstanden. "Wir haben heute zweimal gewonnen", meinte BMW Motorsportdirektor Mario Theissen nach der emotionalen Achterbahnfahrt.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica hatte am Sonntag einen sehr fleißigen Schutzengel

Auch wenn Kubica, der bei dem Horror-Crash lediglich Prellungen und einen Brummschädel davongetragen hatte, schon am Montag keine 24 Stunden nach dem Unfall das Krankenhaus in Montreal wieder verlassen konnte, ist es unwahrscheinlich, dass er schon am Wochenende beim Großen Preis der USA in Indianapolis wieder im Auto sitzt. Auch wenn BMW eine endgültige Entscheidung erst in Indy treffen will, dürften die Münchner erstmals mit einer rein deutschen Fahrerpaarung an den Start gehen.#w1#

Zuletzt hatte es das in der Formel 1 in der Saison 2004 bei Jordan mit Heidfeld und dem heutigen BMW Sauber F1 Team Testfahrer Timo Glock (Wersau) gegeben. Ob dieses Duo erneut zum Einsatz kommen könnte oder statt Glock der andere Test- und Ersatzfahrer Sebastian Vettel (Heppenheim) sein Renn-Debüt in der Königsklasse gibt, dazu wollte Theissen in Montreal noch "keinen Kommentar" abgeben.

Seine Gefühle unmittelbar nach Kubicas Unfall beschreibt Theissen so: "Das war ein Schock, vor allem der erste harte Einschlag im stumpfen Winkel. Ich hatte keine Vorstellung, was mit Robert los war. Es hat dann vom Gefühl her elendig lange gedauert, bis ich erste Informationen bekommen habe."

Heidfeld erlebte diese Ungewissheit im Auto. "Ich sah auf den Leinwänden, dass meine Jungs im Team die Hände über den Köpfen zusammenwarfen und wusste, dass etwas Ernstes passiert war. Es war ein unschöner Moment, im Auto zu sitzen, wenn man weiß, dass ein Freund und Teamkollege einen größeren Unfall hatte", sagte der Mönchengladbacher, der erst später während einer weiteren der insgesamt vier Safety-Car-Phasen Entwarnung bekam.

Auch Glock, als Co-Kommentator für Premiere in Montreal im Einsatz, war geschockt. "Ich habe den Unfall einmal gesehen und dann nie wieder. Ich habe das danach zwar noch zigmal kommentiert, aber ohne hinzuschauen", sagte er dem 'sid'.

"Vor zehn Jahren wäre das wahrscheinlich anders ausgegangen. Es ist wirklich sehr beruhigend, dass auch in solchen Extremsituationen das Monocoque hält", sagt Theissen. Heidfeld findet es "fantastisch, wie sehr sich die Sicherheit der Autos verbessert hat".

Nach Meinung des früheren Formel-1-Piloten Christian Danner, heute 'RTL'-Experte, hätte Kubica vor einigen Jahren so einen Unfall nicht überlebt: "Das war schon absolutes Limit, was ein Mensch aushalten kann."

Auch Danners Kollege Marc Surer von Premiere hatte das Schlimmste befürchtet: "Dass Robert das überstanden hat, ist ein kleines Wunder. Einen viel schlimmeren Unfall kann man nicht haben. Aber zum Glück ist ein Formel-1-Wagen zehnmal so stabil wie jedes Straßenauto." Der dreimalige Weltmeister Niki Lauda sagte: "Zu meiner Zeit wäre man schon beim Anprall tot gewesen."

Der Unfall von Kubica drängte die grandiose Leistung von Heidfeld natürlich in den Hintergrund. Erstmals war BMW Sauber F1 in dieser Saison aufs Podest gefahren, noch dazu aus eigener Kraft. "Ich hätte auch ohne das Safety Car Chancen auf Platz zwei gehabt", sagte Heidfeld, der nur Sieger Hamilton im McLaren-Mercedes nicht folgen konnte.

"Dass nur ein Auto schneller war, macht mich zuversichtlich für die nächsten Rennen", sagte Heidfeld, dessen Vertragsverlängerung bei BMW nur noch Formsache scheint. "Nick ist in der Form seines Lebens", sagte sein Manager Werner Heinz: "Man sieht, was er kann, und Gott sei Dank sehen das die anderen jetzt auch mal."