• 13.06.2010 03:14

  • von Marco Helgert & Dieter Rencken

Kubica: "Das wäre ein Alptraum"

Robert Kubica gehört zu jenen Fahrern, die mutig im Qualifying entschieden haben: Der Renault-Fahrer wird auf harten Reifen in das Rennen gehen

(Motorsport-Total.com) - Die Ausgangslage vor dem Qualifying war recht eindeutig. Fährt man die schnelle Zeit in der Top-10-Quali auf den weichen Reifen, muss man mit ihnen auch das Rennen beginnen. Das könnte zu Problemen führen. Kommt keine Safety-Car-Phase zu Beginn, könnten die Reifen rasch abbauen und die Fahrer mit den härteren Reifen würden über einen herfallen.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica war überrascht, wie schnell er mit den weichen Reifen war

Aber auch eine frühe Safety-Car-Phase könnte Ähnliches bewirken. Dann würden die Fahrer mit weichen Reifen früh an die Box gehen und die härteren Gummis nachfassen. Damit aber fallen sie weit in das Mittelfeld zurück. Dort aber wird man fast nur auf harte Reifen treffen - ein Vorankommen wird damit erschwert.#w1#

"Das ist unsere Hoffnung", erklärte Robert Kubica, der auf die harten Reifen zum Rennstart setzt. "Wir wissen nicht, ob das passieren wird. Unsere Entscheidung war richtig, aber auch mutig. Wenn alles perfekt gelaufen wäre, hätte ich mich als Sechster qualifiziert." Doch es wurde nur der achte Startplatz, was es dann doch wieder etwas schwieriger macht.

"Mit den Reifen war es recht schwierig. Wir haben im zweiten Durchgang gesehen, dass der weichere Reifen der besser für das Qualifying ist. Er ist ein paar Zehntelsekunden schneller. Wir setzten aber auf den härteren Reifen, um für das Rennen einen besseren Reifen zu haben. Leider verloren wir dadurch ein paar Plätze, wir hätten uns weiter vorn qualifizieren können. Aber ich hoffe, dass sich der harte Reifen morgen bezahlt macht", fuhr er fort.

"Auf den harten Reifen hatte ich Mühe mit dem Aufwärmen", so der Pole. "Der erste Sektor war noch etwas langsam, der Rest der Runde dafür sehr gut. Beim letzten Versuch hab ich das Auto eingangs der Schikane etwas verloren, aber blieb auf dem Gas und schrammte an der Mauer entlang. Rang acht ist schade, denn bis zur zweiten Reihe fehlt nicht viel."


Fotos: Robert Kubica, Großer Preis von Kanada, Samstag


Die Entscheidung für die alternative Reifenwahl fiel dabei nicht spontan, sondern "vor dem Qualifying", wie er erklärte. "Wir dachten nicht, dass wir so konkurrenzfähig sein würden. Ich fragte im Team, ob wir das auch durchziehen, wenn ich im zweiten Durchgang unter den besten Fünf stehen würde. Sie bejahten, schauten mich aber an, als ob ich etwas verrückt sei. Wir hatten nicht erwartet, so gut zu sein."

Genaue Vorstellungen vom strategischen Ablauf des Rennens in Kanada habe man zudem auch noch nicht. "Die Temperatur hat einen großen Einfluss auf beide Reifentypen. Mit höheren Temperaturen hat man mit dem härteren Reifen weniger Probleme beim Aufwärmen. Auf der anderen Seite steigt der Verschleiß, wenn die Hitze in den Reifen ist und man umherrutscht. Auf der anderen Seite haben wir gestern gesehen, dass alle mit den weichen Reifen Probleme hatten", so Kubica.

"Es wäre auch nicht sehr clever, das Rennen mit nur einem Stopp zu bestreiten. Man muss sich nur ansehen, wie hoch der Verschleiß am Freitag bei allen war", fuhr er fort. "Nach fünf Runden auf den weichen Reifen waren wir fünf Sekunden langsamer. Es hat aber keinen Sinn fünf Sekunden hinter den Schnellsten herzufahren, wenn man Reifen wechseln kann. Die andere Frage ist, wie lange die Reifen halten werden, wenn man sie wechselt. Nach dem Boxenstopp hat man nur vier oder fünf Runden, dann setzt wieder der Verschleiß ein. Das wäre ein Alptraum."

Hinzukommt, dass in Montréal latent immer die Angst vor Safety-Car-Phasen mitschwingt. "Das Safety-Car kann eine große Rolle spielen, vor allem dann, wenn es mehr als einen Stopp gibt", erklärte er. "Man muss da Glück haben. Auch auf den Verkehr trifft das zu. Am Ende, wenn viele Stopps machen, kann man schwerer beeinflussen, wo man wieder herauskommt. Bei einem Stopp ist das klar abzupassen."