• 01.11.2009 10:16

  • von Dieter Rencken

Kubica: "Bestimmt werden Emotionen kommen"

Robert Kubica im Gespräch: Über sein letztes Rennen für BMW, Höhe- und Tiefpunkte der vergangenen vier Jahre und sein Rallyegastspiel

(Motorsport-Total.com) - Robert Kubica ist nicht gerade der Typ superemotional, aber der Abschied von BMW geht nach vier Jahren offenbar doch nicht ganz spurlos am Polen vorbei. Kein Wunder: In Montréal hat er 2008 seinen ersten Grand Prix für das BMW Sauber F1 Team gewonnen. Nun wechselt er nach vier Jahren zu Renault. Davor plant er allerdings noch einen Start bei der Rallye du Var. Darüber und über weitere Themen sprach er gestern nach seinem siebenten Platz im Qualifying zum Grand Prix von Abu Dhabi.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Ciao, BMW! Für Robert Kubica heißt es nach vier Jahren Abschied nehmen...

Frage: "Robert, dein letztes Qualifying für dieses Team..."
Robert Kubica: "Ja. Vielleicht (grinst; Anm. d. Red.)! Für dieses und nächstes Jahr auf jeden Fall, aber in Zukunft? Wer weiß?"#w1#

Frage: "Ist es ein emotionales Wochenende für dich?"
Kubica: "Es ist kein normaler Grand Prix, aber daran denke ich im Moment nicht. Ich konzentriere mich auf meinen Job, will das Beste aus dem Auto herausholen. Bestimmt werden nach dem Rennen Emotionen hochkommen, aber das ist ganz normal, wenn du so lange mit diesen Jungs zusammenarbeitest und viel Zeit mit ihnen verbringst."

Wehmut beim Abschied vom Team

"Mit einigen habe ich mich auch außerhalb der Rennwochenenden sehr gut verstanden - mit manchen auch nicht, aber irgendeine Beziehung hast du zu jedem im Team. Nach so langer Zeit tendiert man dazu, etwas zu fühlen. Sobald also die Konzentration nach dem Rennen weg ist, werden sicher Emotionen hochkommen."

Frage: "In São Paulo bist du auf das Podium gefahren. Wie wichtig wäre dir hier ein positiver Abschied?"
Kubica: "Für mich würde es nichts ändern. Natürlich gibt dir ein gutes Ergebnis immer ein gutes Gefühl. Darüber würde ich mich freuen, aber auf meine Zukunft hätte es keinen Einfluss. Es wäre schön, hier ein gutes Ergebnis einzufahren, aber ich glaube nicht, dass ein Podium möglich ist. Andererseits habe ich das auch in Brasilien gesagt - und dann bin ich Zweiter geworden. Wir könnten die Pace für gute Punkte haben."

"Es waren vier gute Jahre mit einigen sehr guten, einigen guten und auch einigen schlechten Zeiten." Robert Kubica

Frage: "Was geht dir nach diesen vier Jahren durch den Kopf?"
Kubica: "Es waren vier gute Jahre mit einigen sehr guten, einigen guten und auch einigen schlechten Zeiten. Wie immer. Aber früher oder später - und leider früher als gedacht - nimmt alles ein Ende. BMW verlässt die Formel 1."

Frage: "Was waren die Highlights dieser vier Jahre?"
Kubica: "Das erste Podium in Monza. Natürlich der Sieg in Kanada. Der zweite Platz in Brasilien war aber auch eine große Sache, wenn man daran denkt, wo wir im Moment stehen und wie sich diese Saison entwickelt hat."

Frage: "Gab es auch Tiefpunkte?"
Kubica: "Klar. Besonders der lange Zeitraum, in dem wir nicht so gut waren, wie wir sein sollten, war negativ. Damit meine ich die Saison 2007."

Kein Rennfahrer will rutschen

Frage: "Die Strecke hier ist zum Zuschauen sehr aufregend, denn manche Kurven hängen nach außen und verleiten zu Fehlern. Manchmal hat man das Gefühl, es ist wie in der Formel Ford. Wie ist das für euch im Cockpit?"
Kubica: "Wenn du rutscht, verlierst du Zeit. Du versuchst, das Auto gerade zu halten - am Limit, aber mit Grip. Jedes Mal, wenn du Grip verlierst, ins Rutschen kommst, Übersteuern hast oder Wheelspin, geht Rundenzeit flöten. Daher versuchst du alles, das zu vermeiden."

"Die Kurven hier sind aber sehr herausfordernd, auch wenn sie sehr kurz sind. Vor allem im letzten Sektor kann man sehr hart über die Randsteine fahren und ja, vier oder fünf Kurven hängen nach außen. Da ist es in der Tat schwierig, alles perfekt hinzubekommen. Am besten wären zwei Setups für eine Runde, aber das geht natürlich nicht."


Fotos: Robert Kubica, Großer Preis von Abu Dhabi, Samstag


Frage: "Ärgert es dich, dass ihr dieses Auto nicht schon am Saisonbeginn hattet?"
Kubica: "Wenn wir in Melbourne dieses Auto, wie es jetzt ist, gehabt hätten, hätten wir mit einer halben Minute Vorsprung gewonnen! Aber im Ernst: Das Hauptproblem war dieses Jahr, dass wir durch das KERS-Auto viel an Boden verloren haben, was sehr gefährlich war. Das galt wegen meiner Größe und wegen meines Gewichts besonders für mich. Wir haben 90 Prozent der Wintertests für KERS verwendet. Das war riskant - und es hat sich leider nicht gelohnt. Aber gut, so ist das eben."

"Dadurch waren wir am Saisonbeginn im Hintertreffen, vier, fünf Rennen lang. Dann ging es ein bisschen vorwärts, aber wenn du einmal hinten bist, ist es schwierig, alles wieder aufzuholen. Wir hatten ein paar gute Upgrades, von denen allerdings einige auch nicht ganz das gebracht haben, was wir uns erwartet hatten. Wenn alle den Erwartungen entsprochen hätten, wären wir viel weiter vorne, aber okay."

Start bei der Rallye du Var?

Frage: "Du fährst hier nicht gegen Sébastien Loeb, aber es gibt Gerüchte, dass du bei der Rallye du Var gegen ihn antreten wirst. Ist da etwas dran?"
Kubica: "Ja. Es finden Gespräche statt, aber ich würde nicht gegen Loeb antreten, denn mein Auto wäre ein ganz anderes als seines. Ich würde es einfach spaßeshalber machen. Die Idee, dort zu fahren, gibt es. Wenn Abu Dhabi einmal rum ist, werden wir das wieder aufgreifen. Nächste Woche werde ich mal schauen, ob es geht."

Frage: "Das ist etwas, was du schon lange einmal machen wolltest, nicht wahr?"
Kubica: "Es ist kein Geheimnis, dass ich Rallyes mag. Wir haben eine lange Winterpause, also wird mir in einem Monat das Fahren fehlen. Natürlich ist ein Rallyeauto ganz anders als ein Formel 1, aber ich will ein bisschen Spaß haben. Ich freue mich darauf, falls es klappen sollte."

"Ich fahre so wenig Rallye, dass es mir in jedem Auto Spaß machen würde." Robert Kubica

Frage: "Welches Auto würdest du fahren?"
Kubica: "Das weiß ich noch nicht. Das hängt von vielen Dingen ab, aber das ist mir ehrlich gesagt auch egal. Ich fahre so wenig Rallye, dass es mir in jedem Auto Spaß machen würde."

Frage: "Wann bist du zum letzten Mal Rallye gefahren?"
Kubica: "2005."

Frage: "Du wirst nächstes Jahr für Renault fahren. Hast du auch mit Flavio Briatore verhandelt oder erst mit der neuen Führung?"
Kubica: "Auch mit Flavio. Ich hätte auch 2006 schon für Renault fahren können, hatte damals ein Angebot von ihnen. Ich habe mich aber für BMW entschieden."