Kritik an Massa reißt nicht ab

Ex-Ferrari-Chefmechaniker Joan Villadelprat versteht nicht, warum sein früherer Arbeitgeber an Felipe Massa festhält, Piero Ferrari hingegen schon

(Motorsport-Total.com) - Obwohl Nico Rosberg seinen Mercedes-Vertrag verlängert und Ferrari bestätigt hat, auch für 2012 an Felipe Massa festzuhalten, reißt die Kritik an den zuletzt schwachen Leistungen des Brasilianers nicht ab. Der Tiefpunkt war zweifellos der Grand Prix von Indien, wo er mit dem gleichen Fehler im Qualifying wie im Rennen seine Radaufhängung demolierte, aber auch zuletzt in Abu Dhabi kostete ihn ein Ausritt möglicherweise eine Position.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa hat sich zuletzt nicht allzu oft mit Ruhm bekleckert...

Außerdem hat er es dieses Jahr noch nie auf das Podium geschafft, wo Fernando Alonso schon zehnmal Gast war (inklusive des einzigen Sieges in Großbritannien). Oder, anders ausgedrückt: Hätte Massa diese Saison genauso viele Punkte gesammelt wie sein Teamkollege, hätte Ferrari im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM nicht uneinholbar 129 Punkte Rückstand, sondern sogar acht Punkte Vorsprung auf McLaren.

"Alonso", schreibt der ehemalige Ferrari-Chefmechaniker Joan Villadelprat in seiner 'El-Pais'-Kolumne, "ist der führende Ferrari-Fahrer. Das ist unumstößlich, aber er hat sich diese Stellung auch verdient. Wenn ich mir Massas letzte Rennen anschaue, in denen Alonso unter Druck immer stärker zu werden schien, dann knickte Massa einfach ein. Derzeit ist er nicht einmal mehr Ferraris Nummer zwei - er ist nicht einmal nahe dran."

¿pbvin|512|4249||0|1pb¿"Meiner Meinung nach macht Ferrari einen strategischen Fehler, ihn als Alonsos Teamkollegen zu behalten. Er ist zwar eine komfortable Variante, die Alonso nicht bedroht, aber es ist immer gut, jemanden neben sich zu haben, der einen antreibt", argumentiert der heutige Chef des Epsilon-Euskadi-Rennteams. "Das sieht man bei Button und Hamilton, und Sebastian Vettel ist heute viel stärker, weil ihm Mark Webber vergangenes Jahr so viel abverlangt hat."

Die Kritik an Massa geht angeblich sogar so weit, dass Ferrari trotz der Bestätigung für 2012 erwägt, sich Alternativen zurechtzulegen. So wäre es aus Sicht der Italiener theoretisch denkbar, zu Robert Kubica Kontakt aufzunehmen, der für das erste Saisonrennen kaum fit und daher bei Renault nicht mehr eingeplant wird. Aber sollte sich bei Ferrari ein Fahrerwechsel zu einem späteren Zeitpunkt in der Saison aufdrängen, wäre er unter Umständen eine Möglichkeit.

Derzeit deutet jedoch nichts auf solche Überlegungen hin. Im Gegenteil, Ferrari nimmt den Vize-Weltmeister von 2008 sogar demonstrativ in Schutz: "Sein Auto ist nicht das Beste", wird Ferrari-Miteigentümer Piero Ferrari, ein Sohn des legendären Enzo Ferrari, von der 'Gazzetta dello Sport' zitiert. "Mit einem Auto, das so gut ist wie 2008, wird er wieder Erfolg haben. Er hat Ferrari viel gegeben und wir sollten mit ihm weitermachen."


Fotos: Felipe Massa, Großer Preis von Abu Dhabi