• 13.11.2011 19:02

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Platz zwei unterstreicht unsere Performance"

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali durfte sich in Abu Dhabi über Platz zwei freuen - Das Verhalten der Überrundeten war nicht akzeptabel

(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat vor zwölf Monaten den WM-Titel in Abu Dhabi verloren und diesmal nach einer schwierigen Saison um den Sieg gekämpft. Nachdem Weltmeister Sebastian Vettel (Red Bull) nach wenigen Kurven ausgeschieden war, entwickelte sich ein Duell zwischen Fernando Alonso und dem McLaren von Lewis Hamilton um den Sieg. Alonso fand aber keinen Weg an dem Chrompfeil vorbei und sah die Zielflagge mit acht Sekunden Rückstand als Zweiter.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Teamchef)

Ferrari.Teamchef Stefano Domenicali hofft auf eine erfolgreichere Saison 2012

Zehn Punkte liegt der Spanier vor dem Saisonfinale in Brasilien hinter Jenson Button (McLaren) auf dem dritten WM-Platz. Teamchef Stefano Domenicali analysiert, wo Alonso den möglichen Sieg verloren hat. Trotz des Erfolges in Abu Dhabi sind die Weichen beim Traditionsrennstall aus Italien bereits auf die kommende Saison gestellt.

Frage: "War Platz zwei das optimale Ergebnis, oder wäre für Fernando mehr möglich gewesen, wenn er beim letzten Stopp nicht von einem anderen Fahrer aufgehalten worden wäre?"
Stefano Domenicali: "Der zweite Platz unterstreicht die Performance, die wir heute hatten. Es war natürlich unglücklich, dass Ricciardo vor dem letzten Boxenstopp in den letzten beiden Kurven vor uns war. Dabei haben wir natürlich sehr viel Zeit verloren. Es gab dann noch ein kleines Problem beim Boxenstopp, aber das war nicht nennenswert. Mehr kann man dazu nicht sagen. Es war einfach unglücklich."

"Es war heute beim Überrunden generell nicht einfach. Nicht nur bei Fernando, sondern auch bei Felipe (Massa; Anm. d. Red.) haben zwei Autos vor ihm miteinander gekämpft. Das war nicht gut und ist nicht akzeptabel. Lewis hatte die gleichen Probleme. Es war also für niemanden leicht da draußen. Dass Fernando hinter dem HRT in den letzten beiden Kurven aufgehalten wurde, war leider sehr unglücklich. Die Entscheidung fiel, als Lewis mit dem medium-Reifen sofort zwei schnelle Runden gefahren ist. Er holte sich damit einen Vorsprung heraus und kontrollierte dann die Situation."

Frage: "Kannst du uns eine kurze Saisonanalyse geben über die Stärken und die Schwachpunkte des Autos?
Domenicali: "Ist das Jahr schon vorbei? Die letzte Saison ist leider in Abu Dhabi zu Ende gegangen. Aus meiner Sicht ist es relativ einfach. Zu Saisonbeginn waren wir nicht sehr konkurrenzfähig. Der Rückstand war zu groß. Technisch gesehen war in diesem Jahr der angeströmte Diffusor das große Thema. Das haben wir leider verpasst. Wir konnten aufholen und hatten einen guten Sommerbeginn."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Abu Dhabi, Sonntag


"Dann verpassten wir bis Belgien den nächsten, wichtigen Entwicklungsschritt für die zweite Saisonhälfte. Deshalb stoppten wir Mitte Juli die Entwicklung und konzentrierten uns darauf, das Optimum aus dem vorhandenen Auto herauszuholen. Ich glaube, in diesem Jahr ging es darum, viel über die Reifen zu lernen. Zu Saisonbeginn hatten wir Probleme, das Verhalten der Reifen zu verstehen. Wir haben bei bestimmten Bedingungen immer noch zu kämpfen. Das ist es eigentlich."

"Wenn man sich Strecken ansieht, wo der Diffusor nicht so sehr zur Geltung kommt, war das Auto konkurrenzfähig. Das macht mich für die Zukunft optimistisch, weil der angeströmte Diffusor für die nächste Saison verboten ist. Deshalb versuchen wir, das Gelernte für die nächste Saison zu maximieren, damit wir ab Saisonbeginn konkurrenzfähig sind. Ich respektiere natürlich unsere Gegner. Wenn wir den Job maximieren, dann werden wir sehen, wie wir beim ersten Rennen aufgestellt sein werden."

Frage: "Felipe ist am Freitag wieder mit dem neuen Frontflügel gefahren und er hat wieder stark vibriert. Wisst ihr schon, warum das auftritt?"
Domenicali: "Nicht wirklich. Zuerst hat sich herausgestellt, dass es ein Problem beim Zusammenbau des Flügels gab. Wir dachten, wir hätten die Probleme herausgefunden, die wir beim letzten Rennen hatten. Das war aber nicht der Fall. Wenn man sich aber den Flügel von Red Bull ansieht, dann haben sie das gleiche Problem."

"Die DRS-Zone befindet sich auf einer langen Geraden. Es gibt viele Variablen, die man beachten muss. Der Reifendruck, die Beschaffenheit des Asphalts, die Abstimmung. Viele Dinge haben einen Effekt darauf. Wir mussten deshalb einen Schritt zurück machen. Wir konnten nicht zulassen, dass man mit diesem Problem ein Rennen fährt, also haben wir die richtige Entscheidung getroffen. Wir müssen das Problem natürlich lösen."

Frage: "Ein Team hat einen Antrag bezüglich des Ressourcen-Restriktions-Abkommen gestellt. In Brasilien wird es diesbezüglich ein Meeting geben. Wie zuversichtlich bist du, dass die Probleme rund um das RRA gelöst werden?"
Domenicali: "Wie bekannt ist, haben wir einen Antrag gestellt. Es gab auch einen Antrag von Red Bull. Ich habe es mir ehrlich gesagt noch nicht im Detail angesehen, weil ich es erhalten habe, als ich nach Abu Dhabi geflogen bin. In der kommenden Woche müssen wir darüber nachdenken. Das RRA ist ein sehr wichtiges Element für die Zukunft dieses Sports. Wir müssen sicherstellen, dass es effektiv funktioniert. In der kommenden Woche werden wir uns auf das Meeting in Brasilien vorbereiten."