• 09.06.2007 14:06

  • von Fabian Hust

Kommt man mit dem Reglement auf einen grünen Zweig?

Die von der FIA gemachten Vorschläge für ein neues Reglement treffen nicht in allen Punkten auf Zustimmung, ein Konsens ist also noch in weiter Ferne

(Motorsport-Total.com) - In einem Sport, in dem sich die Autos schneller entwickeln als ein pubertierendes Kind ist es kein Wunder, dass das Reglement in jedem Jahr angepasst wird, um den geistigen Ergüssen der Designer ein wenig Einhalt zu gebieten. Aber nur alle paar Jahre gibt es einschneidende Veränderungen am Reglement.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Die Autos sollen in Zukunft nicht nur dank ihrer Lackierung "grüner" sein

Demnächst soll es wieder soweit sein. Die "Königsklasse des Motorsports" soll mit gutem Beispiel vorausgehen und umweltfreundlicher werden. Hierzu sind kleinere Motoren geplant, die aber durch Turbolader zu hohen Leistungen getrieben werden könnten. Energierückgewinnungssysteme sollen zusätzlich für einen niedrigeren Verbrauch sorgen.#w1#

"Das sind sehr interessante Änderungen", findet Pat Symonds, Chefingenieur bei Renault. "Sie überraschen mich in gewisser Hinsicht. Es ist noch nicht lang her, da entschieden wir, dass Motoren kein Leistungs-Unterscheidungsmerkmal sein sollten, entschieden uns für die Homologation von Motoren und schränkten die Entwicklung ein."

"Und nun wurde vorgeschlagen, dass das einzige Leistungs-Unterscheidungsmerkmal womöglich der Antrieb der Autos sein soll und die Aerodynamik stabilisiert werden soll. Ich empfinde es etwas als seltsam dass sich ein paar der Dinge, die wir im Moment tun, 2011 erneut ändern sollen."

"Wir arbeiten für 2009 an Energierückgewinnungssystemen, die im Vergleich zu jenen, die für die Vorschläge für 2011 verwendet werden müssten, völlig anders wären", fährt der Brite fort. "Zudem führen wir eine Standard-Elektronik-Einheit ein, in die schon viel Arbeit geflossen ist. Es sind damit viele Einschränkungen verbunden und für 2011 geben wir die Entwicklung der Elektronik wieder frei."

Angesichts dieser Umstände stellt sich der Ingenieur die Frage, ob man dies überhaupt alles braucht und ob man weiß, welche Richtung man einschlagen möchte: "Max (Mosley, FIA-Präsident; Anm. d. Red.) ist eine sehr mächtige Führungsperson und er hat ein paar sehr gute Ideen und häufig muss man einen so mächtigen Führungsstil an den Tag legen, aber ich frage mich, ob wir wirklich sagen müssen: 'Die Formel 1 ist zerstört, lasst sie uns von Stufe eins an neu erfinden'. Ich bin mir nicht sicher, ob wir dies tun müssen."

In den Augen des 53-Jährigen gibt es jedoch "viele Dinge", die man verbessern könne: "Wir können das Spektakel verbessern, können ökologischer sein. Aber ich denke nicht, dass wir alles abreißen und bei Null anfangen müssen. Es gibt viele Dinge, die adaptiert werden können, viele Dinge, die von Interesse sind", so Symonds, der vor den Kosten warnt, die mit jeder Veränderung einhergehen.

Symonds wundert sich zudem, warum nur noch Technologien in der Formel 1 verwendet werden sollen, die auch im PKW-Bau zum Einsatz kommen. Man habe sich darauf geeinigt, dass dies ein Ziel sei, aber nicht, dass alle Technologien auch alltagstauglich sein sollen: "Renault sieht die Formel 1 nicht als technische Übung an, um einen besseren Clio, Mégane oder Laguna herzustellen. Das ist eine völlig andere Sache. Sie werden sicherlich für die so genannte Straßen-relevante Forschung nicht mehr Geld in die Formel 1 stecken."

Kollege Sam Michael vom Williams-Team betont, dass die Kosten-Einsparungen durch die Homologation der Motoren "beträchtlich" sei: "2002 verwendeten wir an jedem Rennwochenende sechs Motoren und nun verwenden wir alle zwei Rennwochenenden zwei. Da hat sich also viel verändert und aus diesem Grund haben wir das ja auch geändert."

"Die zweite Sache betrifft den Technologie-Transfer. BMW hat gesagt, dass sie die CFD-Technologie (Strömungssimulation) in den PKW-Bau übertragen haben und das stimmt. Es ist nicht so, dass man einen Heckflügel entwickelt und ihn dann auf ein Straßenauto schraubt. Es geht darum, die Aerodynamik und CFD zu verstehen, sodass man bessere Straßenautos bauen kann."

"Gleichzeitig ist es kein unüblicher Prozess der FIA, eine erste Position zu veröffentlichen und dann macht man mit der technischen Arbeitsgruppe und den Teamchefs eine Menge Diskussionen durch und versucht, das zusammenzutragen, was man wirklich möchte."

Jacky Eeckelaert vom Honda-Team würde es begrüßen, wenn die Benzinmenge begrenzt wird, sodass die Hersteller gezwungen werden, sparsamere Triebwerke zu entwickeln: "Das könnte zu Ideen führen, die früher oder später im PKW-Bau Verwendung finden. Auf der anderen Seite unterstützt Honda natürlich die Umweltschutz-Position der FIA, vor allem in Bezug auf Hybrid-Technologie, die es 2012 geben wird.