Spezialisten sollen die Formel 1 "grüner" machen
Ein Motor-Technologie-Spezialist möchte zusammen mit einem Lizenzpartner eine Technologie zur Energierückgewinnung in der Formel 1 entwickeln
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 soll ein gründlich überarbeitetes technisches Reglement erhalten, um den Sport interessanter zu machen und den Fokus auf Technologien zu lenken, die die Belastung der Umwelt durch den Sport reduzieren. In einem ersten Schritt könnten bereits ab der Saison 2009 Energierückgewinnungssysteme per Reglement zugelassen werden.

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In Zukunft soll die Autos zum Teil mit gespeicherter Energie beschleunigen
'Torotak', ein Unternehmen, das Technologien für die Automobilindustrie entwickelt, hat am Montag mit einem weiteren Unternehmen einen Lizenzvertrag zur Entwicklung eines Systems abgeschlossen, das die beim Verzögerungsvorgang frei werdende Energie speichert und bei Bedarf wieder freigeben kann. Bei dem zweiten Unternehmen handelt es sich um 'Xtrac', einem Spezialisten für Kraftübertragungen.#w1#
Das Ziel der beiden Unternehmen ist es, für die Formel-1-Teams ein kompaktes, mechanisches und kinetisches System zu entwickeln, das auch beim Bau von Personenkraftfahrzeugen Verwendung finden kann. Ein solches System heißt im Fachjargon "Kinetic Energy Recovery Systems (KERS)".
"Der Transfer der Weltklasse-Kraftübertragungstechnologie von 'Torotrak' in Kombination mit dem zusätzlichen Vorteil der Erfahrung von 'Xtrac' auf dem Gebiet des Designs und der Herstellung von Kraftübertragungen im Motorsport ist ein gutes Beispiel dafür, was FIA-Präsident Max Mosley im Hinterkopf hatte, als er bekannt gab, dass die Formel 1 eine Energie-effiziente Zukunft an sich nehmen und die Welt des Motorsports für neue Hersteller öffnen sollte", so Peter Digby, Managing Direktor von 'Xtrac'.
Beide Unternehmen wollen ein System entwickeln, das eine mechanische Effizienz von mehr als 90 Prozent aufweist. Dabei kommt eine fortschrittliche Schwungradkonstruktion zum Einsatz, die ein sehr kompaktes und effizientes Speichersystem ermöglichen soll.
Das Unternehmen sieht in einem solchen System Vorteile in Bezug auf die Größe, die Effizienz, das Gewicht und den Umweltschutz im Vergleich zu traditionellen Batterie-Systemen. Die Schwungräder sollen von den Formel-1-Teams oder ihren Partnern hergestellt werden während 'Torotrak' die Expertise für das Steuerungssystem zur Verfügung stellen möchte.
Realisiert werden soll das System mittels eines Variators, einer kontinuierlichen verstellbaren Kraftübertragung, die aus zwei axial verschiebbaren Kegelscheibenpaaren und einem dazwischen laufenden Zugmittel besteht.
"Der Variator wiegt bei diesen Anwendungen weniger als fünf Kilogramm und bietet ein hohes Maß an Effizienz, sodass das Gesamtgewicht des Systems minimiert werden kann", erklärt Chris Greenwood, Technologie-Direktor bei 'Torotrak'. "Diese mechanische Effizienz in Kombination mit der Fähigkeit des Variators, das Verhältnis sehr schnell zu ändern, hilft dabei, die Leistung des Schwungrads zu erhöhen."
Durch ein entsprechendes System lässt sich beim Bremsvorgang ansonsten in Wärme frei werdende Energie im Schwungrad speichern, die beim Beschleunigungsvorgang an die Antriebsachse übertragen wird. Dadurch muss der Verbrennungsmotor beim Beschleunigen weniger Leistung aufbringen, womit der Benzin-Verbrauch sinkt. Vor allem im typischen Stadt-Verkehr mit vielen Anhalte- und Losfahrmanövern können die Emissionen dadurch deutlich gesenkt werden.
In der Formel 1 oder in anderen Motorsportserien könnte in Zukunft der Fahrer selbst per Knopfdruck bestimmen, wann er sich die gespeicherte Energie zunutze machen möchte - zum Beispiel beim Herausfahren aus langsamen Kurven oder um sich bei einem Überholmanöver zusätzlichen Vortrieb zu verschaffen.
"Die mechanische Effizienz, Kompaktheit und die Masse des Variator-Systems sind entscheidend, denn sie beeinflussen direkt die Größe und die Fähigkeit, ein solches System in einem Formel-1-Auto oder in ein Straßenfahrzeug unterzubringen", so Adrian Moore, Technischer Direktor bei 'Xtrac'. "Die Größe, die Drehkraft-Kapazität und das Ansprechen der Einheit ist wichtig, um einen Vorteil aus einem solchen System ziehen zu können."

