Kommt es zur V10-Sensation oder nicht?
Bisher konnte die Scuderia Toro Rosso in Monaco nicht glänzen, aber lassen Liuzzi und Speed ihre Hosen erst am Qualifying-Samstag runter?
(Motorsport-Total.com) - In den Monaten vor dem ersten Rennen wurde intensiv spekuliert, dass die Scuderia Toro Rosso mit ihren V10-Motoren allen um die Ohren fahren könnte - was nicht eingetreten ist. MF1-Racing-Zar Colin Kolles und Co. verlagerten daraufhin ihre Kritik in Richtung Monaco, weil sie befürchten, dass Vitantonio Liuzzi und Scott Speed morgen auf Pole Position fahren könnten.

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Nehmen die "Jungbullen" in Monaco die Topfavoriten auf die Hörner?
Zwar ist das kleine Fürstentum an der Cote d'Azur immer mal wieder für Sensationen gut, doch eine Pole Position für die Scuderia Toro Rosso wird nur dann passieren, wenn plötzlich Ostern und Weihnachten gemeinsam auf den 27. Mai fallen. Dennoch glauben viele, dass die "Jungbullen" morgen besser aussehen könnten als in den bisherigen Qualifyings, weil der 3,340 Kilometer lange Stadtkurs den Eigenschaften des Cosworth-V10-Motors entgegenkommen sollte.#w1#
Wie stark wiegt der Vorteil durch das Drehmoment?
Die Aggregate sind auf maximal 16.700 Umdrehungen pro Minute und einen Luftmengenbegrenzer von 77 Millimeter Durchmesser reguliert, wodurch Liuzzi und Speed in den schnellen Passagen einen eindeutigen Nachteil haben, doch schnelle Passagen gibt es in Monaco nicht. Dafür verfügen sie über das volle Drehmoment eines V10-Motors im niedrigen Drehzahlbereich, was etwa beim Beschleunigen aus Sainte Devote, Loews oder den Hafenkurven einen Vorteil darstellen müsste.
Nach den bescheidenen Trainingsleistungen am Donnerstag - Liuzzi und Speed hatten 1,7 beziehungsweise 2,5 Sekunden Rückstand und landeten auf den Positionen 16 und 23 - wurden aber prompt Unkenrufe laut, wonach die Scuderia Toro Rosso nur bluffe, um am Samstag dann alle Trümpfe ausspielen zu können. Sollte dies jedoch nicht passieren, hätten die Verschwörungstheoretiker um Kolles und Co. auch ihr letztes Argument verloren.
Gerhard Berger, 50-Prozent-Teilhaber des ehemaligen Minardi-Teams, glaubt jedenfalls nicht an eine Sensation durch seine "Jungbullen": "Im Qualifying werden wir von unserer Leistungsfähigkeit her wieder um die Plätze 18, 19 und 20 mitfahren", kündigte er im Interview mit der Nachrichtenagentur 'apa' an. "Mehr kann man derzeit nicht erwarten. In Monaco kann aber sehr viel passieren. Das Chaos in der Qualifikation kann für uns auch positiv sein."
Kritik der anderen Teams lässt Berger kalt

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Gilt als schärfster Kritiker der V10-Formel: MF1-Racing-Teamchef Colin Kolles Zoom
Die anhaltende Kritik von MF1 Racing und Super Aguri sowie von anderen Teams und Herstellern an der Äquivalenzformel geht mehr oder weniger spurlos an ihm vorbei: "Man muss immer darauf achten, wer diese Diskussionen führt", sagte der Österreicher. "Das sind genau diese Leute, die vor dem Saisonstart gesagt haben, dass wir am Start regelmäßig zehn Plätze gutmachen. Das ist blanker Neid, eine ernsthafte Diskussion war das eigentlich nie. Vielmehr wurde damit Politik betrieben."
Berger denkt momentan schon eher an die Zeit nach Monaco, denn die Scuderia Toro Rosso wartet noch immer auf ihre ersten WM-Punkte - und sollte von der Papierform her im Laufe der Saison eigentlich immer weiter zurückfallen, weil der V10-Motor ja aufgrund der Auflagen nicht wirklich weiterentwickelt werden kann. Im Gegensatz dazu treiben die V8-Hersteller die Suche nach Extraleistung mit vollen Ressourcen voran.
"Was die Standfestigkeit, unseren Auftritt und die Resultate betrifft, haben wir unsere Erwartungen sogar übertroffen", bilanzierte Berger. "Jetzt dürfen wir im zweiten Halbjahr nicht abfallen, sondern wollen diesen Level halten. Große Fortschritte sind aber nicht zu erwarten, denn die V8-Motoren der anderen Teams werden im Vergleich zu unseren Zehnzylindern noch weiterentwickelt. Der Rückstand wird eher größer werden, denn die großen Werke legen jetzt stark zu."

