Kolles: "Bin mehr Racer als viele andere"

Wegen seines unkonventionellen Auftretens wird Colin Kolles in Formel-1-Kreisen kritisch beäugt, doch davon lässt er sich nicht aus dem Konzept bringen

(Motorsport-Total.com) - Man kann über Colin Kolles sagen, was man will: Viele kritisieren sein unkonventionelles Auftreten und seinen diskutablen Kleidungsstil, viele sagen, ihm fehle das Charisma eines Eddie Jordan, andere wieder unterstellen ihm wildeste Geschichten bis hin zu Geheimdienstverbindungen. Doch unabhängig davon ist er eines mit Sicherheit, nämlich ein "No-Bullshit-Man".

Titel-Bild zur News: Colin Kolles

Colin Kolles hat wegen seines Auftretens nicht nur Freunde in der Formel 1

Als solcher kümmert sich der Deutsche herzlich wenig darum, wie er im Fahrerlager wahrgenommen wird, sondern er konzentriert sich ausschließlich auf seinen Job bei Spyker. Nach zwei Jahren der finanziellen und technischen Konsolidierung sollen langsam die ersten Früchte geerntet werden, auch wenn dies 2007 sicher noch schwierig werden wird. Gemessen am ursprünglichen Jordan-Schuldenberg hat es Kolles aber schon weit gebracht.#w1#

Kolles kümmert sich nicht um sein Image

"Soweit ich weiß, haben die Leute gesagt: 'Dieser Kerl versteht nichts vom Motorsport, woher kommt er bitte?' Aber ich denke, dass ich mehr Racer bin als viele andere Teamchefs hier", erklärte er in einem Interview mit 'autosport.com'. "Mein ganzes Leben hat sich schon immer um Autos und das Investieren in den Motorsport gedreht, viel mehr als bei anderen Leuten. So sehe ich das. Das ist mein Leben."

Mit seinem zweifelhaften Image kommt er erstaunlich gut zurecht: "Vielleicht sagen einige Leute, dass ich unbarmherzig bin - und ich bin sicher nicht so geduldig, weil ich Dinge immer erledigt haben möchte. Sie müssen ja auch erledigt werden. Die Leute um mich herum sind jetzt aber sehr gute Leute, die auch erkennen, dass ich nie etwas Schlechtes für das Team wollte", spielte Kolles auf den Rausschmiss von Sportchef Trevor Carlin an.

Indianapolis 2005 doch keine Sternstunde?

Sportlich wartet der gelernte Zahnarzt, der sich jederzeit vorstellen könnte, seinen Beruf wieder aktiv auszuüben, noch auf den großen Durchbruch. Abgesehen vom Podium von Tiago Monteiro beim Bridgestone-Grand-Prix in Indianapolis 2005, an dem nur sechs Autos teilnahmen, durfte noch nie einer seiner Fahrer zu einer Siegerehrung. Trotzdem hat er das damalige Skandalrennen in den USA nicht allzu gut in Erinnerung...

"Unterm Strich gesehen", seufzte er, "hat uns das ehrlich gesagt sogar mehr Geld gekostet als gebracht, denn wir mussten viel Preisgeldbonus auszahlen. Dabei hatten wir keinen Nutzen durch das Podium. Es hat unsere Position eher sogar geschwächt, denn wir wären so oder so Neunter in der Konstrukteurs-WM geworden, aber so haben wir auch noch Geld verloren. Also hat uns dieser dritte Platz nichts gebracht."