• 01.03.2002 13:12

  • von Fabian Hust

"König der Hühner" kaufte Prost-Rennstall

Ein britischer Geschäftsmann hat den Prost-Rennstall aufgekauft ? wer wirklich dahinter steckt, ist aber weiterhin unklar

(Motorsport-Total.com/dpa) - Der "König der Hühner" hat den in Konkurs gegangenen Rennstall des früheren Formel-1-Weltmeisters Alain Prost gekauft. Nach Angaben aus Justizkreisen in Paris hat der britische Geschäftsmann Charles Nickerson für Autos, Patente und Rechte des früheren Frentzen-Teams 2,586 Millionen Euro gezahlt. In Frankreichs Hauptstadt sickerte am Freitag allerdings nicht durch, wer hinter dem in England als "Chicken King" bekannten Nickerson steht. Im Fahrerlager in Melbourne kursieren derweil Gerüchte, dass ein großer Automobilkonzern oder sogar Formel-1-Boss Bernie Ecclestone höchstpersönlich hinter Nickerson stehen.

Titel-Bild zur News: Der Bolide AP04 des Prost-Teams aus der Heckansicht

Der Prost-Rennstall gehört nun dem britischen "König der Hüner"

Auch Heinz-Harald Frentzens neuer Teamchef Tom Walkinshaw unterstützt die neuen Eigentümer: "TWR hilft ihnen im technischen Bereich, damit sie so schnell wie möglich wieder fahren können", sagte der Schotte. "Vielleicht in vier Wochen in Brasilien, vielleicht aber auch schon in zwei Wochen in Malaysia", kündigte der Arrows-Boss in Melbourne an. Über Fahrer des neuen Teams, dass mit Prost nichts mehr zu tun hat, wurde nichts bekannt.

Das mit etwa 30 Millionen Euro verschuldete Prost-Team war am 28. Januar vom Handelsgericht in Versailles liquidiert worden. Versuche des viermaligen Weltmeisters Alain Prost, Sponsoren für seinen erst 1997 gegründeten Rennstall zu finden, waren gescheitert. Die Frist für eine Übernahme des französischen Teams war am Donnerstag abgelaufen. Ein Angebot von Minardi-Chef Paul Stoddart kam offenbar zu spät. Der Australier hatte 2,7 Millionen Euro zusätzlich zahlen und die 40 Angestellten übernehmen wollen.

"Ich werde vor Gericht gehen, wahrscheinlich noch vor dem Großen Preis von Malaysia", kündigte Stoddart an. Seinem Konkurrenten Walkinshaw warf Stoddart vor, gegen das so genannte Concorde Agreement verstoßen zu haben, das den Ablauf in der Formel 1 regelt. Stoddart behauptet, dass beim Verantwortlichen für die Liquidation vor wenigen Wochen Offerten zwischen 35 und 65 Millionen Euro für die Übernahme Prosts eingegangen seien.

"Aus welchen Gründen auch immer hat er diese Angebote abgelehnt", sagte der Australier. Der Minardi-Besitzer würde im Fall einer Rückkehr des Prost-Teams viel Geld verlieren. Nach einem geheimen Schlüssel erhalten die zehn ersten Rennställe entsprechend ihrer Platzierung in der Konstrukteurs-Wertung Zuschüsse zu ihren Transportkosten, die für den Weltmeister und die direkt dahinter liegenden Teams mehrere Millionen betragen können.

Minardi rückte durch den Kollaps des WM-Neunten Prost vom letzten auf den zehnten Platz hinter Arrows vor. Tritt Prost - egal unter welchem Namen - wieder an, fällt Minardi aus dem Kreis der Empfänger wieder heraus. Stoddard kritisierte, dass er beim Kauf des ebenfalls hoch verschuldeten Minardi-Teams etwa 30 bis 35 Millionen Euro bezahlen musste. "Die Gläubiger, Kreditgeber und ehemaligen Angestellten sind die Opfer", sagte er.

Weitere Details zur Übernahme des Rennstalls werden bereits am (morgigen) Samstag erwartet. Für 16 Uhr Ortszeit (06:00 Uhr MEZ)ist eine Pressekonferenz geplant.