• 01.03.2002 09:48

  • von Fabian Hust

Prost verkauft – Stoddart will gegen Walkinshaw klagen

Im Kampf um die Millioneneinnahmen aus der F1 sieht sich Stoddart durch den Kauf des Prost-Teams durch Walkinshaw betrogen

(Motorsport-Total.com/dpa) - Das Konkurs gegangene Prost-Team steht möglicherweise vor einem Formel-1-Comeback unter neuem Namen. Arrows-Teamchef Tom Walkinshaw teilte am Freitag in Melbourne mit, seine TWR-Gruppe unterstütze eine Gruppe von Leuten, die Prost gekauft hätten. "TWR hilft ihnen im technischen Bereich, damit sie so schnell wie möglich wieder fahren können", sagte der Schotte. "Vielleicht in vier Wochen in Brasilien, vielleicht aber auch schon in zwei Wochen in Malaysia."

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart (Minardi-Teamchef)

Paul Stoddart will gegen seinen Kollegen Tom Walkinshaw klagen

Das mit etwa 30 Millionen Euro verschuldete Prost-Team war am 28. Januar vom Handelsgericht in Versailles liquidiert worden. Versuche des viermaligen Weltmeisters Alain Prost, Sponsoren für seinen erst 1997 gegründeten Rennstall zu finden, waren gescheitert. Die Frist für eine Übernahme des französischen Teams war am Donnerstag um 24:00 Uhr abgelaufen.

Zwei Parteien haben sich zuletzt um die Übernahme der Konkursmasse bemüht. Paul Stoddart, der Besitzer des Minardi-Teams, erklärte, dass er angesichts der Walkinshaw-Offerte dem Konkursverwalter selbst ein Angebot unterbreitet habe. Der Australier warf seinem Kontrahenten vor, gegen das so genannte Concorde Agreement verstoßen zu haben, das den Ablauf in der Formel 1 regelt. "Ich werde vor Gericht gehen, wahrscheinlich noch vor dem Großen Preis von Malaysia", kündigte er an.

Stoddart behauptet, Walkinshaw habe dem Konkursverwalter in Frankreich nur "zwei bis drei Millionen Dollar" bezahlt. Sein eigenes Angebot sei höher gewesen. Er wisse auch, dass beim Verantwortlichen für die Liquidation vor wenigen Wochen Offerten zwischen 30 und 60 Millionen Dollar für die Übernahme Prosts eingegangen seien. "Aus welchen Gründen auch immer hat er diese Angebote abgelehnt", sagte der Australier.

Der Minardi-Besitzer würde im Fall einer Rückkehr des Prost-Teams viel Geld verlieren. Nach einem geheimen Schlüssel erhalten die zehn ersten Rennställe entsprechend ihrer Platzierung in der Konstrukteurs-Wertung Zuschüsse zu ihren Transportkosten, die für den Weltmeister und die direkt dahinter liegenden Teams mehrere Millionen betragen können. Minardi rückte durch den Kollaps des WM-Neunten Prost vom letzten auf den zehnten Platz hinter Arrows vor. Tritt Prost - egal unter welchem Namen - wieder an, fällt Minardi aus dem Kreis der Empfänger wieder heraus.

Stoddart kritisierte, dass er beim Kauf des ebenfalls hoch verschuldeten Minardi-Teams etwa 25 bis 30 Millionen Dollar bezahlen musste. Jetzt komme Walkinshaw und erhalte Prost für einen Bruchteil der tatsächlichen Schulden. "Die Gläubiger, Kreditgeber und ehemaligen Angestellten sind die Opfer", sagte er. Für Walkinshaw wäre ein Gerichtsprozess nichts Ungewöhnliches. Er verlor gerade einen Prozess gegen seinen Ex-Fahrer Pedro Diniz und steht vor einem weiteren gegen Jos Verstappen wegen der Verpflichtung Heinz-Harald Frentzens.

Sollten die bislang unbekannten Käufer mit dem alten Prost-Team tatsächlich in der Formel 1 antreten, müssten sie pro versäumtem Rennen 500.000 Dollar Strafe bezahlen. Ein Start erst beim dritten Saisonlauf in Sao Paulo am 31. März würde also eine Million kosten. In Melbourne kursierten im Fahrerlager Gerüchte, dass ein großer Automobilkonzern oder Formel-1-Boss Bernie Ecclestone der Käufer sei.