• 20.10.2009 16:41

Kobayashi: "Ein gutes Gefühl"

Toyota-Fahrer Kamui Kobayashi über seinen ersten Renneinsatz in der Formel 1, die Strecke in Brasilien und die schwierigen Wetterbedingungen

(Motorsport-Total.com) - Weil Timo Glock in Japan mit einer Erkrankung zu kämpfen hatte, durfte Kamui Kobayashi schon einmal probeweise ins Auto steigen - zwei Wochen später stand schon der erste Renneinsatz für den jungen Japaner auf dem Programm: Glock hatte sich in der Qualifikation von Suzuka verletzt und musste das Rennen in Brasilien auslassen. Ersatzmann Kobayashi rückte auf und erhielt seine Chance, sich zu beweisen. Und diese nützte der 23-Jährige, indem er sich in Szene setzte.

Titel-Bild zur News: Kamui Kobayashi

Kamui Kobayashi gab in Brasilien eine ausgezeichnete Formel-1-Visitenkarte ab

Frage: "Kamui, wann wurdest du davon unterrichtet, dass du in Brasilien fahren würdest? Warst du gut vorbereitet?"
Kamui Kobayashi: "Knapp eine Woche vor dem Rennen wurde ich darüber informiert. Ich war gerade auf einem Fanevent in Japan und hatte ein paar Tage Zeit, um mich darauf vorzubereiten. Das war deutlich mehr Zeit, als in Suzuka. Damals musste ich in zwei Stunden bereit sein für meinen Trainingseinsatz. Ich fühlte mich gut vorbereitet, als das Training begann."#w1#

"Ich hatte in den vorangegangenen Tagen sehr hart mit dem Team gearbeitet, um alles zu checken. Die Erfahrung aus Suzuka war natürlich sehr hilfreich, denn so konnte ich schon einmal ein Gefühl für das Auto in seinem jetzigen Zustand entwickeln. Der Wagen hat sich seit meiner letzten Testfahrt im Februar doch recht stark verändert und verbessert."

"Aufgeregt war ich allemal, aber nervös eigentlich nicht." Kamui Kobayashi

Frage: "Warst du aufgeregt oder nervös, als du die Neuigkeit erfahren hast?"
Kobayashi: "Aufgeregt war ich allemal, aber nervös eigentlich nicht. Als Rennfahrer musst du selbstbewusst sein, sonst würdest du viel mehr Fehler machen - und ich bin selbstbewusst. Mir war klar, dass dieses Wochenende eine große Herausforderung darstellen würde, vielleicht sogar die größte Herausforderung, der ich mich im Motorsport jemals gegenüber sehen würde."

"Es gab aber keinen Grund, nervös zu sein. Ich glaube fest daran, dass man einfach selbstbewusst zu Werke gehen will, wenn man bei irgendetwas erfolgreich sein will. Genau so bin ich das Wochenende angegangen."

Computerspiele helfen nur bedingt...

Frage: "Wie hast du die Strecke gelernt?"
Kobayashi: "Ich kannte das grundlegende Layout der Rennstrecke schon von einigen Videospielen, aber das hilft nicht besonders viel. Ich habe im Prinzip bei Null begonnen. Als ich am Mittwoch in Interlagos ankam, schnappte ich mir erst einmal einen Roller und drehte einige Runden auf der Strecke, um jede einzelne Kurve etwas besser zu verstehen."

"Auch wenn es sich um eine relativ kurze Rennbahn handelt - sie ist schwierig zu lernen." Kamui Kobayashi

"Das ersetzt aber freilich nicht die Erfahrung, unter richtigen Bedingungen um den Kurs zu fahren. Die Strecke musste ich also am Freitag lernen. Auch wenn es sich um eine relativ kurze Rennbahn handelt - sie ist schwierig zu lernen. Ich probierte verschiedene Linien aus und unterschiedliche Bremsmanöver, um herauszufinden, was am besten war."


Fotos: Toyota, Großer Preis von Brasilien


Frage: "Waren die Bedingungen ein Problem für dich?"
Kobayashi: "Idealerweise hätte ich gerne möglichst viel Zeit auf einer trockenen Strecke zugebracht, um die Reifen zu verstehen und bestmöglich zu pushen. Der Regen machte das allerdings schwierig. Es wäre einfacher für mich gewesen, wenn ich ein paar Referenzwerte von einer komplett trockenen Piste gehabt hätte. Trotzdem war unsere Geschwindigkeit im Regen recht ordentlich."

Die Qualifikation als Ausdauerakt

Frage: "Wie würdest du deine erste Formel-1-Qualifikation beschreiben?"
Kobayashi: "Schwierig! Ich denke, es war für alle Fahrer ziemlich schwierig, weil es wirklich viel Wasser auf der Strecke gab und die Autos aufgeschwommen sind. Einige Piloten hatten Unfälle. Das zeigt, wie hart es war. Die Bedingungen haben mir ein paar Sorgen bereitet. Mir ging es nur darum, keinen Fehler zu machen."

"Zusätzlich gab es noch eine lange Verzögerung. Wir mussten also drei Stunden lang die Konzentration aufrecht erhalten. Das war für alle Beteiligten sehr schwierig, doch das Team traf die richtigen Entscheidungen, als sich die Verhältnisse veränderten. Ich war stets zur richtigen Zeit mit den richtigen Reifen auf der Strecke."

"Unterm Strich war der elfte Platz ein sehr gutes Ergebnis." Kamui Kobayashi

Frage: "Warst du mit dem elften Startplatz zufrieden?"
Kobayashi: "Unterm Strich war der elfte Platz ein sehr gutes Ergebnis für mein erstes Qualifying in der Formel 1. Damit war ich zufrieden. Es wäre schlichtweg perfekt gewesen, in die Top 10 vorzudringen, doch mir war schon klar, dass das bei meinem ersten Grand Prix überaus schwierig werden würde."

"Trotzdem war ich etwas frustriert darüber, nicht in den dritten Abschnitt gekommen zu sein - am Ende der zweiten Einheit unterlief mir unmittelbar vor dem Ende ein kleiner Fehler auf den Intermediates. Ich war nahe dran an den Top 10 und hätte es ohne diesen kleinen Schnitzer vielleicht auch geschafft."

Formel 1: Ein Traum wird wahr

Frage: "Wie hat es sich angefühlt, erstmals in der Formel-1-Startaufstellung zu stehen?"
Kobayashi: "Das war ein atemberaubendes Gefühl, denn das war schon mein Wunsch, als ich noch ein kleiner Junge war. Dort zu stehen, Fernando Alonso neben mir zu wissen und den WM-Spitzenreiter hinter mir - das war schon eine Überraschung, aber definitiv ein gutes Gefühl."

Frage: "Wie war das Rennen insgesamt?"
Kobayashi: "Aus mehreren Gründen war es ein sehr hartes Rennen. Es war länger als das, was ich gewohnt bin, also war es körperlich fordernd. Es gab außerdem ein paar neue Erfahrungen, die ich in Bezug auf die Formel 1 gemacht habe."

"Ich kann mich noch immer verbessern, habe in diesem Rennen aber einiges gelernt." Kamui Kobayashi

"Boxenstopps während des Rennens, die Art und Weise, wie sich das Fahrverhalten des Autos im Rennverlauf entwickelt und dann sind da noch die beiden unterschiedlichen Reifenmischungen. Ich kann mich noch immer verbessern, habe in diesem Rennen aber einiges gelernt."

Frage: "Was kannst du über das Duell mit Jenson Button sagen?"
Kobayashi: "Ich habe wirklich alles versucht, um ihn hinter mir zu halten. Ich fuhr schließlich in den Top 6 und hatte eine Chance auf Punkte. Es war nicht einfach. Er war sehr schnell und ich war erstmals bei einer solchen Hitze auf diesem Kurs unterwegs."

"Er kämpfte natürlich um den Titel und so war ich vorsichtig, kein Problem hervorzurufen. Gleichzeitig war dieses Rennen logischerweise auch eine großartige Gelegenheit für mich und ich wollte bestmöglich abschneiden. Ich kämpfte also sehr hart um meine Position. Es war sehr aufregend für die Fans und auch ich hatte meinen Spaß."¿pbvin|512|2079|insidegp|0|1pb¿

Kobayashi überzeugt mit Top-10-Ergebnis

Frage: "Warst du zufrieden damit, in den Top 10 anzukommen?"
Kobayashi: "Insgesamt bin ich zufrieden damit, bei meinem Debüt ins Ziel gekommen zu sein. Ich freue mich auch darüber, in die Top 10 gefahren zu sein, denn die Bedingungen waren schwierig. Allerdings lag ich nach der ersten Runde auf Rang sechs und hatte die Chance auf Punkte. In gewisser Weise bin ich enttäuscht darüber, dass mir das nicht gelungen ist."

"Nach dem ersten Boxenstopp hatte ich allerdings etwas mit der Autobalance zu kämpfen und verlor etwas Zeit. Dadurch rutschte ich aus den Punkterängen. Das war möglicherweise einfach eine Folge aus meiner Unerfahrenheit über eine Grand-Prix-Distanz. An diesem Wochenende war eben alles neu für mich. Ein Top-10-Ergebnis war ein gutes Ergebnis, also bin ich glücklich."

"Ich hatte ein recht aufregendes Rennen mit einigen Duellen." Kamui Kobayashi

Frage: "Wie hat das Team darauf reagiert?"
Kobayashi: "Das Team war am gesamten Wochenende eine große Hilfe. Sie haben mich kräftig dabei unterstützt, dass ich mich an die Situation gewöhnen konnte. Ich denke, mit dem Resultat und meiner Leistung waren sie zufrieden. Ich hatte ein recht aufregendes Rennen mit einigen Duellen. Das hat das Rennen eigentlich für alle recht interessant gestaltet."

Frage: "Hat dir dieser Einsatz mehr als nur einen Vorgeschmack auf die Formel 1 gegeben?"
Kobayashi: "Ich habe diese Erfahrung ganz sicher sehr genossen und wurde im Wochenendeverlauf immer besser. Natürlich wäre es schön, wieder einmal in der Formel 1 anzutreten, aber diese Entscheidung liegt nicht bei mir. Wir werden sehen, was passiert. Ich werde jedenfalls für jede Möglichkeit bereit sein."