• 25.05.2007 19:35

  • von Fabian Hust

Klein aber oho

Die laufende Formel-1-Saison macht deutlich, dass die Veränderungen am Reglement den kleinen Teams zu Gute kommen

(Motorsport-Total.com) - Die Automobilhersteller geben Milliarden aus, um in der Formel 1 erfolgreich zu sein - und fahren teilweise dennoch gnadenlos hinterher. Diese Perversion dürfte in Zukunft noch eklatanter werden, auch wenn jeder davon redet, dass die Kosten reduziert werden sollen. Aber allen ist klar, dass man niemandem vorschreiben kann, wie viel Geld er für die Formel 1 in die Hand nehmen darf.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson

Viele Experten trauen Super Aguri auch in Monte Carlo Punkte zu

Wenn die Testfahrten limitiert werden, fließt das Geld eben in andrere Bereiche, zum Beispiel die Simulation auf Prüfständen, in Computer-Simulationen oder moderne Windkanäle. Dennoch wird versucht, durch Eingriffe in das Reglement kleineren Teams eine größere Chance auf Erfolge einzuräumen.#w1#

Dieser Plan scheint aufzugehen, denn beim vergangenen Rennen in Barcelona konnten einige der kleinen Teams erstaunlich weit vorne mitmischen und Automobilhersteller wie Honda oder Toyota hinter sich lassen.

So schaffte es das Super Aguri F1 Team, einen WM-Punkt einzufahren - dank eines Chassis', das man von Honda erworben hat. Das, was man dieses Jahr noch mittels eines Tricks machen musste, soll ab kommendes Jahr laut Reglement offiziell erlaubt sein.

Die großen Investments der Automobilhersteller in den Sport werden dadurch aber noch mehr in Frage gestellt, denn das Super Aguri F1 Team ist das beste Beispiel, dass man auch mit einem Bruchteil des Budgets eines Top-Teams erstaunliches leisten kann.

Und dieser Trend soll in den kommenden Jahren konsequent verstärkt werden. Das heißt, dass in Zukunft vielleicht Teams mit einem Budget von 100 Millionen Dollar und rund 150 Angestellten Rennen gegen Werksteams mit einem Budget von 500 Millionen Dollar und fast 1.000 Mitarbeitern gewinnen können.

"In der heutigen Zeit ist es für ein Kundenteam möglich, die Weltmeisterschaft zu gewinnen", glaubt Mike Gascoyne, Technischer Direktor des Spyker-Teams, im Interview mit der 'International Herald Tribune'.

Früher hätten die Hersteller ihre Motoren für die Kunden-Teams gedrosselt, das ist nun nicht mehr möglich, weil die Entwicklung der Motoren "eingefroren" worden ist. Damit erhalten auch die Kunden-Teams identische Triebwerke, was Toyota derzeit wurmen dürfte, schließlich rangiert Kunde Williams deutlich vor den Japanern.

Früher hat Bridgestone spezielle Reifen für die Top-Teams entwickelt, wohingegen kleine Teams wie Spyker aus Kostengründen teilweise mit Vorjahresreifen ins Rennen geschickt wurden. Heute gibt es nur noch einen Einheits-Reifen für das gesamte Starterfeld. Damit ist auch dieser Nachteil aus dem Weg geräumt worden.

Das Williams-Team steht derzeit wesentlich besser da als das Werksteam Toyota, obwohl man dies vom Budget nicht behaupten kann: "Wir würden sehr gern unser Budget verdoppelt", so Anteilseigner Patrick Head. "Viele der Teams in der Boxengasse arbeiten mit dem Doppelten unseres Budgets - und mehr."

Ein Budget-Plus würde der Brite in die Forschungsarbeit stecken, vor allem in die Möglichkeit, an mehreren Projekten parallel zu arbeiten - hierzu fehlen momentan die Ressourcen. Große Teams haben ausreichend Personal, um an mehreren Projekten gleichzeitig zu arbeiten.

So rüstete auch BMW nach dem Kauf des Sauber-Teams schnell auf - von 275 auf derzeit rund 415 Mitarbeiter. Der Windkanal arbeitet mittlerweile in drei Schichten rund um die Uhr - früher wäre das undenkbar gewesen.

Kleine Teams haben aber auch Stärken gegenüber den großen Rennställen: Die Strukturen sind überschaubarer, Kommunikationswege kürzer und Bürokratie häufig Fehlanzeige: "Wenn wir eine gute Idee haben, dann müssen wir nicht durch eine Homologation, Genehmigung gehen oder fragen, ob das gut oder schlecht ist, ob wir es gegen eine andere Idee testen müssen, weil wir drei Ideen gleichzeitig haben. Wenn du nur eine Idee hast, dann muss sie funktionieren", beschreibt Daniele Audetto, der Geschäftsführer des Super Aguri F1 Teams. Klein ist eben manchmal auch fein.