• 02.08.2006 11:10

Key: "Wollen einen weiteren Schritt nach vorn machen"

Der Technische Direktor von MF1 Racing über die Disqualifikation, die Entwicklung des M16, den neuen Motorenpartner und die Entwicklungen für 2007

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Kannst du uns zunächst einmal etwas über die Disqualifikation in Deutschland erzählen?"
James Key: "Es war wirklich ein enttäuschendes Ende des Wochenendes. Wir hatten mit den Stewards ein sehr offenes Gespräch und sie waren über die Steifigkeit des unteren Elements des Heckflügels nicht allzu glücklich. Wir haben uns das angeschaut und klargestellt, dass dies eine nicht strukturelle Komponente ist, diese werden aus diesem Grund so entworfen, dass sie sehr leicht sind."

Titel-Bild zur News: James Key

James Key ist Technischer Direktor des MF1 Racing-Teams

"Sie stellten uns ein paar Fragen und ich stellte den Sachverhalt dar. Sie kamen dann wieder zu uns und nannten uns ein paar Dinge, die wir vermerkt haben und welche wir im Hinblick auf das nächste Rennen angehen werden. Wir werden es also nicht noch einmal mit dem gleichen Problem zu tun bekommen."#w1#

"Einige der Punkte, die die Stewards angemerkt haben, waren nicht korrekt." James Key

"Einige der Punkte, die die Stewards angemerkt haben, waren nicht korrekt, aber man kann das einfach beheben, die Leistung wird das sowieso nicht beeinflussen. Meiner Meinung nach ist es das Beste, das einfach so im Raum stehen zu lassen und weiter zu machen."

Frage: "Was war das genaue Problem gewesen?"
Key: "Wir waren mit dem Flügel immer glücklich, aber ich denke, dass wenn man sich die Teile am Ende des Rennens angeschaut hat, dann muss ich zugeben, dass sie relativ alt und nicht in einem besonders guten Zustand waren. Sie waren ziemlich weich geworden. Sie hatten eine Menge Kilometer auf dem Buckel und sie werden intensiv heißen Auspuffgasen und all diesen Dingen ausgesetzt."

"Wir sind ein kleines Team und wir können nicht viele neue Teile für alle Autos herstellen." James Key

"Wir sind ein kleines Team und wir können nicht viele neue Teile für alle Autos herstellen. Aber, um ehrlich zu sein, hätten wir rückblickend vielleicht vor einer Weile ein paar neue Teile herstellen müssen, da dies wirklich das Problem verursacht hat. Das ist Pech, aber wir haben uns vermerkt, was sie gesagt haben, und wir werden alle Änderungen für das kommende Rennen vornehmen."

"Es wird die Leistung des Autos in keiner Weise beeinträchtigen, das war auch gar nicht das Problem. Wir werden das korrigieren, entweder indem wir die existierenden Teile modifizieren oder rechtzeitig für Ungarn neue Teile produzieren. Wie auch immer, wir werden Flügel haben, die irgendwelche Probleme dieser Art in Zukunft vermeiden."

Frage: "Positiv war, dass die Leistung des Teams im Rennen in Deutschland stark war. Wie lief das Wochenende?"
Key: "Wir waren mit ein paar neuen Entwicklungen auf der Aerodynamik-Seite angereist, sie haben schon einiges gebracht, auch wenn es einfache Teile waren. Sie halfen uns dabei, die Lücke ein wenig mehr zu schließen."

"Das schienen wir am Freitag noch mit keinem der Autos gesehen zu haben, was uns, um ehrlich zu sein, überrascht hat. Markus leistete im dritten Auto großartige Arbeit, aber wir konnten noch nichts Gutes zeigen, was schade war, denn wir waren vor kurzem freitags in der Top 10, was gut gewesen war."

"Am Samstag, als uns noch nicht klar war, wo wir standen, lief es in der Qualifikation nicht für uns. Wir hatten ein paar Probleme und Christijan wurde wegen des Motorwechsels in der Startaufstellung nach hinten geworfen. Am Samstag analysierten wir abends intensiv, warum wir von der Geschwindigkeit her nicht bei der Musik waren, und fanden die Gründe dafür."

"Als wir in das Rennen gingen, war der Speed plötzlich wieder vorhanden und wir waren weniger als zwei Sekunden von Michaels schnellster Runde entfernt, was so gut ist, wie es immer war. Der Speed im Rennen war wesentlich besser."

Frage: "Was denkst du über Christijans Rennen?"
Key: "Es war sehr gut. Von hinten in der Startaufstellung überholte er nach ein paar Runden Sato, dann holte er sehr schnell auf Speed auf und setzte ihn unter Druck. An einem Punkt jagte er Coulthard und Liuzzi, die genau vor ihm waren."

"Das war eine sehr ermutigende Leistung, aber es gab bei ihm am Ende ein Problem mit dem Motor, was dazu führte, dass er erneut von Speed überholt wurde. Aber er fuhr ein paar gute Rundenzeiten und kämpfte mit den Teams vor ihm, was großartig zu sehen war."

Frage: "Bei den letzten Rennen haben es die Fahrer in die zweite Runde der Qualifikation geschafft. Wie ermutigend ist es, dass ihr Fortschritte dieser Art erzielt habt?"
Key: "Das Ziel war es immer gewesen, ein Auto zu entwickeln, das eine Plattform darstellt, auf deren Basis wir kontinuierliche Entwicklungsarbeit betreiben können, was beim M16 der Fall ist. Wir wussten, was wir tun müssen, um die enorme Lücke zu schließen, die wir am Ende des vergangenen Jahres hatten."

"Auf dem Nürburgring sahen wir zum ersten Mal, dass sich die Dinge enorm verbessern und seitdem geht es enger und enger zu. Es ist schade, dass wir es am letzten Wochenende nicht in den zweiten Durchgang der Qualifikation geschafft haben, den wir erwarten, dass wir dies nun regelmäßig tun können. Aber einmal mehr, der Speed im Rennen in Deutschland war sehr ermutigend."

Frage: "Welche Kurse kommen den Stärken des Autos entgegen?"
Key: "Ich denke, Kurse mit lateralen Kräften wie Silverstone, oder in gewisser Hinsicht Magny-Cours, scheinen dem Auto zu liegen. Im Moment scheint es auf Basis der Analysen so zu sein, dass wir uns auf Strecken, wo es etwas mehr auf die Höchstgeschwindigkeit ankommt, vermehrt konzentrieren müssen. Dies ist vielleicht der Grund, warum es am vergangenen Wochenende nicht so gut lief."

Frage: "Wird der Hungaroring in Budapest dem Auto liegen?"
Key: "Das weiß man nie wirklich, denn es gibt so viele Faktoren. Ungarn könnte besser sein, da es keine Stop-and-Go-Strecke ist wie Hockenheim. Es ist ein Kurs für viel Abtrieb und dort ist die aerodynamische Effizienz nicht so wichtig. Dies sind alles Dinge, die unserem Paket liegen, zudem gibt es keine langen Geraden, was für uns gut ist. Was die Türkei angeht müssen wir einmal abwarten. Das ist ebenfalls eine Strecke mit hohen lateralen Kräften, wir sollten dort also gut sein."

"Es scheint so zu sein, als hätten wir den besseren Rennreifen als die Michelin-Teams." James Key

Frage: "Ferraris Ergebnisse sind ein klarer Hinweis auf die aktuelle Leistung von Bridgestone und das MF1 Racing-Team scheint davon ebenfalls zu profitieren. Bist du mit den Reifen zufrieden?"
Key: "Ja, die Bridgestone-Reifen waren in Deutschland großartig und sie waren es in Magny-Cours ebenfalls. Sie leisten im Moment sicherlich gute Arbeit. Es scheint so zu sein, als hätten wir den besseren Rennreifen als die Michelin-Teams, aber sie haben eine gute Leistung in der Qualifikation und auch gute Runden nach ihren Boxenstopps. Die Strategien sind aus diesem Grund diesbezüglich vielleicht unterschiedlich."

Frage: "Was ist mit dem kommenden Sommertestverbot - wird euch dies helfen, auf die Konkurrenz etwas aufzuholen, da sich die anderen nicht verbessern können?"
Key: "Das tut es und das tut es gleichzeitig auch nicht. Wir haben rund ein Viertel von dem getestet, was die anderen Teams getestet haben, auf die wir in Deutschland aufgeholt haben. Die Tests, die wir durchführen, sind sehr spezifisch und sehr kontrolliert, wir ziehen also aus ihnen einen guten Nutzen."

"Ein Verbot schadet uns tatsächlich ein wenig, denn an einem Tag in Silverstone können wir eine Menge lernen. Aber wir haben noch ein paar neue Teile, die an das Auto kommen. Natürlich konzentriert sich nun jeder auf sein Programm für 2007, vielleicht können wir in den verbleibenden Rennen ein paar Schritte machen und die Lücke etwas mehr schließen."

Frage: "Das Team hat vor kurzem eine Menge Neuerungen an das Auto montiert. Wird sich dieser Prozess unvermeidlich verlangsamen, da sich die Saison dem Ende zuneigt?"
Key: "Ich denke, dass dies der Fall sein wird. Es wird nun schon am neuen Auto gearbeitet, natürlich ist die Frage nach dem Motor noch offen. Als der M16 das erste Mal auf die Strecke ging, war die Frontpartie noch nicht so entwickelt, wie wir das gerne gehabt hätten, weil uns die Zeit zum Design dazu gefehlt hatte."

"Aus diesem Grund konzentrierten sich eine Menge der Komponenten, die wir vor kurzem fertig gestellt haben, auf dieses Gebiet. Das Ergebnis ist, dass wir im Moment immer noch mit dem Entwicklungstempo aus dem Winter weitermachen. Das neigt sich nun dem Ende zu, aber es werde noch ein paar neue Teile kommen. Monza ist vielleicht das letzte Mal, dass wir ein Update an der Aerodynamik sehen werden, aber dann sind es nur noch drei Rennen in dieser Saison."

"Wir hätten das wirklich gestern wissen müssen!" James Key

Frage: "Du hast den Motor für 2007 erwähnt. Wann brauchst du diesbezüglich eine endgültige Entscheidung, welchen Weg das Team einschlägt?"
Key: "Wir hätten das wirklich gestern wissen müssen! Natürlich möchtest du das so früh wie möglich wissen, denn dies beeinflusst so viele verschiedene Gebiete des Autos. Je früher die Entscheidung feststeht, desto früher kannst du Informationen mit dem Motorenpartner austauschen, und desto mehr kannst du die Systeme rund um den Motor optimieren. Das beeinflusst jedes Gebiet der Ingenieurs-Disziplinen am gesamten Auto."

Frage: "Was beeinflusst dies alles?"
Key: "Natürlich gibt es eine Architektur des Autos. Wenn du ein Team bist, das für gewöhnlich alle paar Jahre den Motorenpartner wechselt, dann tendierest du dazu, eine Art Redundanz in deine Systeme zu bauen, sodass du solche Dinge abfedern kannst. Die Architektur des Autos wird sich natürlich ändern, Probleme bekommst du vor allem beim Design des Hecks des Chassis und der Front des Getriebes."

"Es beeinflusst das Getriebe und das Chassis, die zwei größten Teile mit langen Laufzeiten. Das sind die ersten beiden mechanischen Dinge, die du fertig geplant haben musst. Dann hast du die Kühlung - das Design der Airbox, der Seitenkästen und so weiter. Dies hat ebenfalls großen Einfluss auf die Aerodynamik. In Bezug auf die Aerodynamik musst du diese Dinge so früh wie möglich wissen."

"Und dann gibt es natürlich noch die Installation des Motors, das Design des Auspuffs und so weiter. Je länger der Entscheidungsprozess dauert, desto länger können diese Dinge nicht definiert werden."

Frage: "Der Toyota-Motor wird nach dem Großen Preis von Brasilien nicht mehr zur Verfügung stehen, das Team wird also für die Testfahrten einen neuen Motor benötigen, oder?"
Key: "Exakt. Wenn du im Dezember testen möchtest, dann kannst du, sobald du Informationen über den Motor hast, die Entscheidung treffen, ob du ihn in deinen aktuelles Auto einbauen kannst oder nicht."

"Es gibt eine Menge, was man für 2007 im Dezember machen kann, und wenn du den Motor nicht einbauen kannst, dann geht das eben nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in Kürze eine Entscheidung treffen werden. Es sollte also alles ganz gut funktionieren. Wir wollen kommendes Jahr einen weiteren Schritt nach vorne machen."