• 13.08.2009 10:48

Key: "Wir haben noch einiges in der Pipeline"

Force Indias Technischer Direktor James Key im Interview über den Entwicklungsstand bei seinem Rennstall sowie über die Aussichten in dieser Saison

(Motorsport-Total.com) - Das britisch-indische Force-India-Team wusste in diesem Jahr schon mehrfach positiv zu überraschen, konnte seine erfrischende Geschwindigkeit bislang allerdings noch nicht in WM-Punkte ummünzen. Im Interview spricht Technikchef James Key über die Entwicklungsarbeit seines Teams, das enge Teamduell zwischen Adrian Sutil und Giancarlo Fisichella sowie den Trend in der Gesamtwertung.

Titel-Bild zur News: James Key (Technischer Direktor)Silverstone, Grand Prix Circuit Silverstone

James Key und Force India blieben in dieser Saison bislang ohne WM-Punkte

Frage: "James, der Wettbewerb ist in der Formel 1 derzeit enger denn je. Können angesichts dieser hohen Konkurrenzdichte im Starterfeld ein oder zwei erfolgreiche Updates den Unterschied ausmachen?"
James Key: "Ja. Im Augenblick sind die Wagen durch Zehntel und Hundertstel getrennt und die gesamte Startaufstellung liegt innerhalb von nur einer Sekunde. Das ist natürlich unheimlich eng. Jedes vernünftige Update kann sich daher eine recht deutliche Positionsveränderung mit sich bringen."#w1#

"Daher ist es besonders wichtig, die Leistung in der Qualifikation zu verbessern. Wir hatten in Deutschland einen ausgezeichneten Startplatz, konnten ohne Probleme vorne mitfahren und einen Punkterang halten. Der Startplatz ist im Augenblick ungeheuer wichtig."

Force India bislang ohne WM-Zähler

Frage: "Warum habt ihr diesem Jahr noch keine Punkte geholt? Lag das an Pech, fehlender Geschwindigkeit oder an einer Kombination aus beidem?"
Key: "Ich denke, das Glück war nicht immer auf unserer Seite. Unsere Autos haben sich in dieser Saison schon in aussichtsreichen Punktepositionen befunden, doch leider konnten wir das Ergebnis bei diesen Gelegenheiten nicht einfahren. Nachdem wir in Silverstone einen großen Schritt nach vorne gemacht hatten, gab es dort ein sehr gutes Möglichkeitsfenster für uns."

"Die Geschwindigkeit für WM-Zähler war da." James Key

"Leider hat es aber nicht geklappt, weil Adrian in der Qualifikation einen unglücklichen Unfall erlitten hat. Giancarlo legte hingegen eine exzellente Fahrt hin und verbesserte sich von Rang 16 bis auf Position zehn. Letztendlich haben ihm nur Sekunden auf die Punkteränge gefehlt. Die Geschwindigkeit für WM-Zähler war also da. In Deutschland lief es ähnlich."


Fotos: Großer Preis von Ungarn


"Die Qualifikation lief prima, wir konnten unsere Position behaupten - doch dann trafen wir nach den ersten Boxenstopps mit Räikkönen zusammen. In Ungarn waren wir hingegen weniger konkurrenzfähig. Wir haben für den vor uns liegenden Saisonabschnitt allerdings noch einiges in der Pipeline. Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir aus jeder sich uns bietenden Möglichkeit Kapital schlagen."

Neues Kräfteverhältnis sorgt für Spannung

Frage: "Bist du überrascht von der veränderten Hackordnung in der Formel 1? Ferrari und McLaren steckten bis vor kurzem in Schwierigkeiten, wohingegen Brawn und Red Bull den Ton angeben..."
Key: "In gewisser Weise hat mich das überrascht, ja. Es ist hat sich immer als sehr schwierig erwiesen, wenn vor einer Saison das Regelwerk komplett verändert wird. Angesichts der umfangreichen Neuerungen für 2009 hing einfach viel von der Vorbereitungszeit ab, um den Wagen vor der Saison zu entwickeln."

"In der Formel 1 gibt es heutzutage keine schwachen Teams." James Key

"Das war für die Teams, die bis zum Schluss um den WM-Titel 2008 gefahren sind, möglicherweise deutlich kniffliger. Speziell nach dem Großen Preis von Ungarn bin ich mir nicht so sicher, ob die Rennställe von sich sagen können, dass sie zu kämpfen haben. Aktuell ist die Startaufstellung einfach so eng."

"Es geht vielmehr darum, alles punktgenau auf die Reihe zu bekommen und ständig neue Updates ans Auto zu bringen. In der Formel 1 gibt es heutzutage keine schwachen Teams. Eine handvoll Zehntelsekunden können schon gewaltige Unterschiede ausmachen."

Key: Noch ist in der WM nichts entschieden...

Frage: "Giancarlo und Adrian scheinen eine überaus ausgeglichene Fahrerpaarung zu sein. Gibt es zwischen euren Fahrern eine gesunde Rivalität?"
Key: "Natürlich. Zwischen Teamkollegen gibt es immer eine Rivalität und das kann Force India nur voran bringen. Gerade weil wir eine sehr kleine Mannschaft sind, ist es von großer Wichtigkeit, dass alle Beteiligten sehr eng zusammenarbeiten, um den Wagen zu entwickeln und die Leistung zu steigern. Auf dieser Basis haben unsere Piloten eine sehr gute Beziehung zueinander."

Frage: "Jenson Button avancierte zum fast übermächtigen WM-Favoriten. Siehst du jemanden, der ihn noch stoppen könnte?"
Key: "In meinen Augen konnte er vor allem beim Saisonstart das Beste aus seinen Möglichkeiten machen. Nun ist allerdings klar, wie sich die zweite Jahreshälfte gestalten könnte. Eine Wachablösung an der Spitze der Gesamtwertung ist durchaus drin, wenn man die aktuellen Entwicklungsraten der unterschiedlichen Teams in Betracht zieht. Ich denke also nicht, dass die Sache schon gelaufen ist. Für die Formel 1 sind das natürlich sehr gute Nachrichten."