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Keine Lösung: Fahrer protestieren gegen Abreißvisier-Verbot

Williams-Pilot Felipe Massa ist strikt gegen ein Verbot der Abreißvisiere und kritisiert das Vorgehen der FIA, die so die Sicherheit der Piloten noch mehr gefährden würde

(Motorsport-Total.com) - Das Thema war in der aktuellen Berichterstattung neben Diskussionen rund um die Regularien 2017 oder den Cockpitschutz nur eine Randnotiz: Das Verbot der Abreißvisiere. Seit Saisonbeginn steht in Kapitel 3, Abschnitt 1.2 des Anhang L des Internationalen Sportgesetzbuches, dass es nicht gestattet ist, Visiere auf der Strecke abzureißen. Bis zum Grand Prix von Spanien hatten die Helmhersteller wegen einer Verlängerung der Frist Zeit, sich an diese geänderten Vorgaben anzupassen. Da dies nicht geschehen ist, wurde die Frist vor dem Barcelona-Wochenende ein weiteres Mal bis Monaco verlängert.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Muss Felipe Massa bald eine Art Mülleimer für seine Visiere mitführen? Zoom

Weder auf der Strecke noch in der Boxengasse dürfen demnach Abreißstreifen entsorgt werden. Hintergrund: In der Vergangenheit kamen die Visierstreifen des Öfteren in Luft-, Brems- oder Kühlbelüftungen und verursachten dadurch erhebliche Schäden an den Autos. Mit dieser Maßnahme will man gegenlenken. Wie man diese allerdings konform umsetzen soll, ist noch nicht geklärt. Auch eine Art Mülleimer im Cockpit steht im Raum.

Williams-Pilot Felipe Massa hält von der gesamten Änderung gar nichts. In Barcelona macht er seinem Ärger darüber Luft: "Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir das brauchen. Sie behaupten, dass die Visiere in die Bremsbelüftung fliegen können, was dann eine Überhitzung zur Folge hat. Ich habe noch nie einen großen Unfall deswegen gesehen. Ich verstehe den Sinn nicht ganz", legt der erfahrene Brasilianer seinen Standpunkt klar dar.

Massa sieht viele potenzielle Probleme

Seiner Meinung nach könnte es nur dann funktionieren, wenn ein System dem Fahrer automatisch beim Abreißen hilft. Trotzdem macht er klar: "Wir müssen da nichts ändern. Es ist sehr wichtig für uns Fahrer, dass wir klare Sicht haben. Wenn wir das auf der Strecke nicht abreißen dürfen, dann weißt du nicht, wo du es hintun sollst, oder wenn du es aus Versehen verlierst, dann bekommst du womöglich noch eine Strafe dafür."

Manchmal komme viel Schmutz auf den Helm, viele kleine Teile kämen angeflogen, so Massa: "Für unsere Sicherheit ist es wichtiger, dass wir es abreißen dürfen, anstatt es zu behalten, nur weil du dafür sonst eine Strafe erhalten würdest." Sein Verbrauch der Abreißstreifen variiert von Rennen zu Rennen: "Ich verbrauche meistens sieben oder acht. Manchmal beende ich ein Rennen mit drei, manchmal verwende ich alle. Das hängt davon ab, was passiert."

Perez: Keine Chance, mit einem Visier auszukommen

Sergio Perez sieht das Thema genau wie Massa: "Wir haben momentan keine Lösung dafür. Wir haben das kürzlich im Fahrerbriefing diskutiert. Wie sollst du mit einem einzigen Visier ein Rennen überleben? Schon in den ersten drei Runden wirfst du wahrscheinlich drei davon weg. Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll. Geredet wird von einer Tasche im Cockpit. Schauen wir mal. Aber im Moment sehe ich keine vernünftige Lösung", sagt der Force-India-Fahrer.

Die von Haas getestete Idee eines Klebestreifens im Cockpit, an dem die Fahrer gebrauchte Visiere abladen können, ist laut Romain Grosjean nicht praktikabel: "Wenn eins dort klebt, hält das nächste nicht mehr. Aber in einem Rennen brauche ich vier oder fünf Abreißvisiere. Ich sehe dafür momentan keine akzeptable Lösung." Und die Helmhersteller haben für Monaco auch noch keine parat, weshalb eine weitere Verschiebung der Frist als denkbar gilt.


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