Kein Vertrag: Villeneuve hadert mit dem Schicksal

Privat läuft es für Jacques Villeneuve wie am Schnürchen, dennoch steht er vor dem Aus seiner Karriere - Geld ist für den Ex-Weltmeister kein Thema mehr

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 schreibt manchmal kuriose Geschichten: Vor einem Jahr stand Jacques Villeneuve im Mittelpunkt der Kritik, wurde von fast allen Experten bereits abgeschrieben, doch er hatte einen Vertrag für das folgende Jahr in der Tasche. Im Gegensatz dazu ist er 2006 einigermaßen konkurrenzfähig - aber niemand will ihm ein Cockpit geben.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuves Karriere in der Formel 1 neigt sich langsam dem Ende zu

Das BMW Sauber F1 Team plant für 2007 offenbar mit Nick Heidfeld und Robert Kubica, weshalb man mit dem Weltmeister von 1997 bisher noch keine Vertragsgespräche aufgenommen hat, und bei anderen Rennställen hält sich das Interesse an "JV", wie er von seinen Fans genannt wird, ebenfalls in Grenzen. Wahrscheinlichstes Szenario: Villeneuve muss seine Karriere in der Formel 1 beenden - oder sich dazu herablassen, bei einem Nachzüglerteam anzuheuern.#w1#

Villeneuve möchte seine Karriere unbedingt fortsetzen

"Ich habe ein gutes Gefühl, was mein Fahren angeht." Jacques Villeneuve

Dabei ist er mit seinen Leistungen in der laufenden Saison an und für sich zufrieden: "Ich habe ein gutes Gefühl, was mein Fahren angeht", erklärte er in Montréal. "Hoffentlich wird mir das einen Vertrag für nächstes Jahr einbringen. Wenn die Dinge weiterhin so gut laufen wie bisher, dann sehe ich keinen Grund, weshalb es nicht klappen sollte. Andere Fahrer bekommen nach schlechten Jahren neue Verträge, daher wäre es wirklich bitter für mich."

"Am liebsten würde ich hier bleiben. Es läuft gut. Wir arbeiten alle gut zusammen, aber wenn es hier keinen Platz für mich geben sollte, dann gibt es auch noch andere interessante Teams", sagte Villeneuve, der das BMW Sauber F1 Team zu einer raschen Entscheidung drängt: "Die Fahrerverträge werden meinem Empfinden nach von Jahr zu Jahr immer früher unterschrieben, daher will ich ehrlich gesagt nicht mehr allzu lange warten."

Doch welche Wahl hat der 35-Jährige? Einerseits will er sich von BMW Motorsport Direktor Mario Theissen nicht noch einmal so hinhalten lassen wie im Vorjahr, als sein Vertrag erst im Januar offiziell bestätigt wurde, doch andererseits sind ihm mangels Alternativen die Hände gebunden. Sprich: Villeneuve kann seinen Arbeitgeber momentan nicht einmal unter Druck setzen, weil im Fahrerlager niemand an seinen fahrerischen Qualitäten Interesse zeigt.

Als Youngster wäre Villeneuve ein gefragter Mann

"Wenn ich Formel Ford fahren würde und 20 wäre, hätte ich einen großartigen Vertrag bei einem großartigen Team mit einem Haufen Geld." Jacques Villeneuve

Aber: "Wenn ich Formel Ford fahren würde und 20 Jahre alt wäre, hätte ich sicher einen großartigen Vertrag bei einem großartigen Team mit einem Haufen Geld. Dass ich jetzt schneller bin als mein Teamkollege, eine Weltmeisterschaft und Rennen gewonnen sowie Pole Positions erobert habe, scheint negativ zu sein, wenn man einen Vertrag bekommen will. Das ist in meinen Augen eine merkwürdige Situation", seufzte er achselzuckend.

Damit, dass er finanziell im Vergleich zu den BAR-Jahren Abstriche machen muss, hat Villeneuve "kein Problem. Wenn sich die ganze Boxengasse um dich reißt, bekommst du natürlich mehr Geld. So sind ja auch Fahrer, die noch nie ein Rennen gewonnen haben, zu ihrem Geld gekommen: indem ein Image aufgebaut wurde, weil sie von mehreren Teams begehrt waren", konnte er sich einen Seitenhieb in Richtung seines Ex-Teamkollegen Jenson Button nicht verkneifen.

Für Villeneuve ist das Prinzip von Angebot und Nachfrage in der Formel 1 verständlich, aber nicht immer logisch: "Wenn dich ein Team will, dann will dich wahrscheinlich auch ein zweites Team, denn dann fragt sich das zweite Team, was das erste Team über dich weiß, so dass sie dich unbedingt haben wollen. Außenstehende können das Talent nicht immer einschätzen, also verlassen sie sich auf die Einschätzung derer, die die Informationen haben", beschrieb er sein Dilemma beim BMW Sauber F1 Team.