• 19.05.2011 23:36

  • von Dieter Rencken

Karthikeyan: "Es müsste passen"

HRT-Fahrer Narain Karthikeyan fürchtet sich in Barcelona nicht vor der 107-Prozent-Hürde, sondern will Marussia-Virgin herausfordern und schlagen

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Rennen ging es stetig aufwärts für HRT. Verpasste das spanische Team beim Jahresauftakt in Australien noch die 107-Prozent-Hürde, so gelang es seither stets, beide Fahrzeuge in die Startaufstellung zu bugsieren. Mehr noch: Narain Karthikeyan und Vitantonio Liuzzi kommen immer besser in Fahrt und möchten es schon bald mit ihren direkten Konkurrenten aufnehmen. Im Interview spricht Karthikeyan über seine Hoffnung, in Spanien gegen Marussia-Virgin zu kämpfen.

Titel-Bild zur News: Narain Karthikeyan

Narain Karthikeyan ist guter Dinge und möchte sich in Barcelona weiter steigern

Frage: "Narain, wie geht es dir nach den bisherigen Rennen. Fühlst du dich nun wieder zuhause im Grand-Prix-Sport?"
Narain Karthikeyan: "Ja, allerdings. Es läuft schon wieder ganz ordentlich. Nur beim Ausnutzen der Reifen muss ich mich noch ein bisschen steigern. Auch in der Qualifikation ist noch etwas mehr drin, denke ich. Damit sollte ich doch recht nahe an Vitantonio herankommen."

"Barcelona kenne ich sehr gut. Mein Plan ist, am Wochenende einhundert Prozent aus dem Auto und aus mir selbst herauszuholen. Ich möchte ein gutes Rennen haben. Wir können auf einige Updates zurückgreifen und hoffen, die Lücke zu unserem nächsten Rivalen zu schließen. Im Augenblick ist das Marussia-Virgin."

Frage: "Vitantonio Liuzzi lag in der Qualifikation von Istanbul nicht allzu weit hinter den beiden Marussia-Virgin-Autos zurück..."
Karthikeyan: "In der Qualifikation lief es zuletzt nicht schlecht. Das ist richtig. Im Rennen lagen wir aber dann trotzdem noch drei bis vier Zehntel hinter Marussia-Virgin zurück. Das wurde immer deutlicher, je mehr Reifenverschleiß wir hatten."

"Aus diesem Grund haben wir an diesem Wochenende ein paar technische Neuerungen am Start. Damit können wir unter Umständen einen recht deutlichen Sprung nach vorne machen. Wenn es uns gelingt, den Reifenverschleiß in Grenzen zu halten, dann sollten wir es mit Marussia-Virgin aufnehmen können - zumindest im Rennen."

Keine Angst vor der Qualifikation

Frage: "In welchen Bereichen werdet ihr neue Teile zum Einsatz bringen?"
Karthikeyan: "Wir haben einige Elemente auf aerodynamischer Seite, darüber hinaus noch ein paar mechanische Verbesserungen. Wir haben noch einige Dinge in der Pipeline und nach und nach können wir diese Teile ans Auto schrauben. Das ist ziemlich positiv."

Frage: "Macht ihr euch Sorgen um die 107-Prozent-Hürde in der Qualifikation? Manche Teams ziehen schon in Q1 die weiche Reifenmischung auf..."
Karthikeyan: "Hier in Barcelona sollte das kein Thema für uns sein. Es müsste passen. Darüber denken wir nicht mehr nach. Selbst wenn die Topteams einige Updates an den Start bringen: Eine Sekunde werden sie dadurch wohl kaum gewinnen."

"Darüber denken wir nicht mehr nach." Narain Karthikeyan

"Sie machen - wenn überhaupt - nur kleine Schritte, weil sie sich bereits auf hohem Niveau befinden. Unsere Fortschritte sind im Vergleich deutlich größer. Wir haben aber auch einen großen Rückstand, den wir aufholen müssen. Deshalb sehe ich das Qualifying nicht als Problem an."

Frage: "In Monaco kommt es nicht so sehr auf Aerodynamik an. Könnte das eine Chance für HRT darstellen?"
Karthikeyan: "Möglicherweise. Bei Monte Carlo kommt für mich aber erschwerend hinzu, dass ich dort nur einmal, nämlich 2005, gefahren bin. Ich werde schon einige Runden brauchen, um mich dort wieder einzugewöhnen. Es ist eine der schwierigeren Strecken. Vitantonio hat dort eine gewisse Routine. Er könnte für Überraschungen sorgen."


Fotos: Narain Karthikeyan, Großer Preis der Türkei


HRT kommt langsam auf Touren

Frage: "Wie groß ist der Unterschied zwischen der Formel 1, wie du sie gewohnt warst, und der Formel 1, wie sie sich jetzt gestaltet? Kannst du einen Vergleich anstellen?"
Karthikeyan: "Nicht zu sehr, denn damals gab es eine ganz andere Elektronik und wir hatten auch andere Reifen, einen größeren Motor und dergleichen."

"Für mich scheint im Prinzip alles komplett neu zu sein. Ich weiß aber natürlich, wie der Hase läuft in der Formel 1. Im Hinblick auf das Auto und die Reifen hat sich jedoch sehr viel verändert. Deswegen ist die Herausforderung für mich richtig groß. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg. Es fehlt nicht mehr viel."

"Für mich scheint im Prinzip alles komplett neu zu sein." Narain Karthikeyan

Frage: "Wie ist es um die Arbeitsweise des Teams bestellt, wo wir doch jetzt wieder in Europa sind?"
Karthikeyan: "Das ist sicher eine Hilfe. Alles geht nun etwas organisierter vonstatten. Jetzt arbeiten wir wie ein etablierter Rennstall. Erst in der vergangenen Woche wurden einige Stellen ausgeschrieben, was immer ein gutes Zeichen ist."

"Jose (Carabante, Teambesitzer; Anm. d. Red.) macht dahingehend sehr viel Druck. Er brauchte ein Jahr, um all das zu verstehen. Colin (Kolles, Teamchef) kann mit Finanzmitteln, mit denen andere zu kämpfen hätten, gute Dinge bewerkstelligen. Wir dürfen uns in dieser Hinsicht sehr glücklich schätzen."

Frage: "Das ist nun also das Umfeld, das du bei der Vertragsunterzeichnung erwartet hattest..."
Karthikeyan: "Genau. Natürlich will niemand, dass sich wiederholt, was in Australien geschah. Die Dinge entwickeln sich aber zweifelsohne zum Besseren."