JV: "Glaube nicht, dass Michael mich als Teamkollege will"
Jacques Villeneuve über Ferrari, Michael und Ralf Schumacher und seine sieglose Serie
(Motorsport-Total.com/dpa) - Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve könnte sich durchaus vorstellen, gemeinsam mit Michael Schumacher für Ferrari zu fahren, aber er hält dies für nicht realistisch. "Ferrari wäre vielleicht mal eine Möglichkeit. Aber ich glaube nicht, dass Michael mich als Teamkollegen will", sagte der kanadische Formel-1-Pilot in einem dpa-Gespräch vor dem Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring. "Deshalb glaube ich auch nicht, dass dies in nächster Zukunft passiert." Schließlich hat Schumacher erst in dieser Saison seinen Vertrag mit der Scuderia vorzeitig um weitere zwei Jahre bis 2004 verlängert.

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Jerez 1997: Spätestens jetzt sind sich Villeneuve und Schumacher nicht grün
Villeneuve würde zudem nur zu ganz speziellen Bedingungen als Schumacher-Kollege zu Ferrari wechseln. "Wenn ich den gleichen Status und die gleiche Behandlung wie Michael genießen würde, hätte ich kein Problem, sein Teamkollege zu sein. Ich würde aber nie einen Nummer 2- Vertrag unterschreiben", lehnt der als Rebell geltende Exzentriker eine Unterordnung generell ab. Von daher räumt der BAR-Pilot einem "Traumduo" Schumacher-Villeneuve bei den "Roten" selbst kaum Chancen ein. Er wisse nicht, was in Schumachers Vertrag stehe. Aber jeder seiner bisherigen Teamkollegen sei die Nummer 2 gewesen. "Das könnte bedeuten, ich müsste möglicherweise ebenfalls einen solchen Status akzeptieren. Das würde ich nie tun", erklärte der Champion von 1997.
Sein Verhältnis zum einstigen Erzrivalen beschrieb Villeneuve als "sehr relaxt", da er mit Schumacher nicht mehr um die WM kämpfe. "Falls ich Material mäßig mal wieder auf Michaels Niveau sein sollte, könnte die alte Rivalität wieder aufflammen."
Eine "Beziehung" zu dem dreimaligen Titelträger habe er nicht. "Wir verbringen keine Zeit miteinander", sagte der Musik- und Computer-Freak, der auf einer völlig anderen Wellenlänge schwimmt. Die Reibereien mit dem kleinen "Schumi" bezeichnete Villeneuve als nicht "gravierend". Nach dem Crash beim Saisonauftakt in Melbourne habe er mit Ralf ein paar "Probleme" gehabt. Aber in der Vergangenheit sei ihr Verhältnis immer okay gewesen.
Ferrari ist für Villeneuve zwar reizvoll, hat aber nicht jenen Sagen umwobenen Mythos wie für viele. "Für mich ist Ferrari nichts Spezielles, da ich im Team durch meinen Vater aufgewachsen bin", sagte er. "Ich war mitten drin." Zudem sei er nie ein Rennfan gewesen und habe sich nie einen Grand Prix im Fernsehen angeschaut. Vergleiche mit seinem 1982 im Training tödlich verunglückten Vater Gilles kann Jacques nicht mehr hören. "Ich habe niemals versucht, meinen Vater zu kopieren. Deshalb muss ich auch nicht unbedingt in einem Ferrari sitzen."
Vorerst sitzt er bis mindestens 2002 im BAR-Honda. Nach seinem Titelgewinn am 26. Oktober 1997 ließ sich der Kanadier für viel Geld und dank der Freundschaft zu seinem ehemaligen Lehrer, aktuellen Manager und Teamchef Craig Pollock zu dem neuen Rennstall locken. Diesen Mai glückte ihm in Spanien im vierten Jahr bei BAR der erste Podiumsplatz. In Monaco holte er als Vierter zum zweiten und bislang letzten Mal Punkte. Mit sieben Zählern rangiert Villeneuve als Zehnter der WM-Wertung abgeschlagen unter ferner liefen.
Seinen letzten Sieg feierte der Top-Pilot am 28. September 1997 auf dem Nürburgring. "Vielleicht bin ich nicht professionell genug", begründete er grinsend sein Bleiben beim weit hinter den Erwartungen zurückhinkenden BAR-Team. "Aber wenn ich etwas mache, dann will ich es 100 prozentig erledigen. Ich will meine Aufgabe bei BAR erfüllen."

